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Eine deutsch-französische Erfolgsgeschichte

Die Freie Universität Berlin und das Institut d'Etudes Politiques in Paris kooperieren seit den fünfziger Jahren

Von Sabine von Oppeln

„Paris-Berlin, ça fait du bien! – Das tut gut!“ Dieses Motto ist unter den Studierenden der Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin nicht zufällig weit verbreitet. Generationen von Studierenden haben von der engen Kooperation zwischen dem Otto-Suhr-Institut (OSI) und dem Institut d’Etudes Politiques de Paris (Sciences Po) profitiert. Die Zusammenarbeit der beiden größten und über die nationalen Grenzen hinaus anerkannten politik- und sozialwissenschaftlichen Institute Deutschlands und Frankreichs reicht bis in die fünfziger Jahre zurück.

Erste Begegnungen zwischen den Studierenden wurden damals unter den Professoren Alfred Grosser in Paris und Gilbert Ziebura in Berlin organisiert. Inzwischen zählen die gemeinsam entwickelten Studiengänge knapp 400 Absolventen. Sie sind in vielfältigen Feldern tätig – das Spektrum reicht von der Politikberatung und Verwaltung über Medien, Wirtschaftsunternehmen und universitäre wie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bis hin zu internationalen Organisationen. Eine hohe Mobilität im binationalen, europäischen und globalen Rahmen kennzeichnet all jene, die an dem Programm teilgenommen haben. Verbunden sind sie über einen sehr aktiven Alumni-Verein, der auch für die neuen Jahrgänge von Studierenden ein wichtiges Netzwerk darstellt.

Seit der Einrichtung eines regelmäßigen Austauschs von Studierenden Mitte der achtziger Jahre wurde die Zusammenarbeit kontinuierlich intensiviert. Das erste Programm eines integrierten Auslandsstudiums entwickelte sich schnell zu einem gemeinsamen deutsch-französischen Studiengang weiter. Von Anfang an hat dieser Studiengang als Modell für die internationale Hochschulkooperation hohe Anerkennung gefunden.

Die Veränderungen der Hochschulsysteme in beiden Ländern und insbesondere der Bologna-Prozess haben zu weiteren Reformen geführt. Inzwischen wurde ein Doppel-Master-Studiengang eingerichtet, der den Master Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin mit dem Master von Sciences Po in den Spezialisierungen „affaires européennes“ (europäische Angelegenheiten) oder „affaires internationales“ (internationale Angelegenheiten) verbindet. Das erste Jahr dieses Studiengangs wird in Paris absolviert, das zweite in Berlin. Dabei werden die Teilnehmer in die jeweiligen Studiengänge der Partnerinstitute integriert. Sie profitieren dadurch von der Verknüpfung einer eher berufspraktisch orientierten Ausbildung an Sciences Po und einer forschungsorientierten Profilierung am Otto-Suhr-Institut. Der Studiengang umfasst zudem ein mindestens dreimonatiges Praktikum sowie spezielle gemeinsame Seminare, die der Vertiefung der interkulturellen Kompetenz dienen und seit jeher zu den Markenzeichen des Programms zählen. Mittlerweile ist das Programm geöffnet worden: Die Zulassung begrenzt sich weder auf Studierende von Sciences Po und OSI noch auf Deutsche und Franzosen. Voraussetzung für eine Bewerbung sind die fachliche Qualifikation, Sprachkenntnisse und ein Bachelor of Arts im Fach Politikwissenschaft oder ein äquivalenter erster Hochschulabschluss.

Mit dieser Öffnung fügt sich das Programm, in das jährlich 20 Studierende aufgenommen werden, in vorbildlicher Weise in die Internationalisierungsstrategie ein, die sowohl an Sciences Po als auch an der Freien Universität Berlin eine hohe Priorität haben. Zur Vorbereitung auf den Doppel-Master-Studiengang bieten beide Institute ihren Studierenden ergänzende Programme an: Die Studierenden von Sciences Po können das dritte Studienjahr des „premier cycle“ am OSI verbringen und dort den Bachelor of Arts in Politikwissenschaft erwerben. Umgekehrt können sich Studierende des OSI im Rahmen ihres Bachelor- Studiengangs für ein Semester an der ebenfalls sehr renommierten Haute Ecole de Commerce in Paris einschreiben.

Sie studieren dort im Rahmen eines speziell für ausländische Studierende zugeschnittenen Programms und können vor allem jene sprachlichen und methodischen Fertigkeiten vertiefen, die für ein erfolgreiches Studium an Sciences Po erforderlich sind. Nicht zuletzt wird dieses über mehr als 20 Jahre gewachsene Programm zwischen OSI und Sciences Po durch einen Doppel-Master-Studiengang ergänzt, der sich ausschließlich auf den Bereich der internationalen Beziehungen konzentriert. Mit dem Master Recherche relations internationales auf französischer und dem Master-Studiengang Internationale Beziehungen auf deutscher Seite verbindet dieses Programm zwei forschungsorientierte Studiengänge. Auf deutscher Seite wird es von der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Universität Potsdam getragen. Auch dieses Programm, in das bislang pro Jahr je vier Studierende von beiden Seiten aufgenommenwurden, soll im Rahmen einer erneuten Reform für Studierende anderer Universitäten geöffnet werden.

Der besondere Reiz der Zusammenarbeit zwischen Sciences Po und OSI liegt gestern wie heute in der Kombination von nach wie vor sehr unterschiedlich ausgerichteten Studiengängen und Studienkulturen sowie in den Chancen einer bikulturell angelegten Ausbildung auf hohem Niveau. Den Teilnehmern wird der Berufseinstieg dadurch deutlich erleichtert. Gefördert wird die Kooperation seit vielen Jahren von der Deutsch-Französischen Hochschule, zu deren Mitgliedern Sciences Po und die Freie Universität Berlin von Anfang an gehörten.

Weiteres im Internet: www.polwiss.fu-berlin.de/studium/frankreich

Dr. Sabine von Oppeln ist Studiendekanin des Fachbereichs Politik und Sozialwissenschaften und Beauftragte des Deutsch-Französischen Studienganges für Politikwissenschaft.