Springe direkt zu Inhalt

Fasziniert von Wolken, Wind und Sonne

Inge Niedek, die dienstälteste Wetterfrau des deutschen Fernsehens

Inge Niedek, die dienstälteste Wetterfrau des deutschen Fernsehens
Bildquelle: Privat

In einer Serie berichten wir über prominente Alumni der Freien Universität – heute: Inge Niedek

Von Matthias Thiele

Im Moment hat Inge Niedek wieder viel zu tun, wenn sie durch die Flure des ZDF auf dem Mainzer Lerchenberg geht: Es ist Skisaison – und die Kollegen wollen wissen, ob genug Schnee liegt und ob die Sonne scheint. „Ich muss dann erst einmal nachfragen: Ja, wann denn? Aktuell oder vielleicht erst in zwei oder drei Wochen?“, sagt die Meteorologin. Und oft muss sie ihre Kollegen vertrösten: Schon Anfang Dezember kamen Fragen nach Schnee über die Weihnachtstage – kurz nach Silvester wollten die Leute wissen, wie es zum Karneval wird. „Aber seriös kann man eben auch heutzutage mit all den Satelliten und Computern noch nicht viel weiter als vier Tage zuverlässig das Wetter vorhersagen“, sagt Niedek.

Aufgewachsen ist die Wetterfrau vom ZDF in Köln – und schon als Kind war sie fasziniert von Wolkenformationen, liebte den Wind und die Sonne. Doch nach der Schule machte Niedek zunächst eine kaufmännische Ausbildung bei der Lufthansa: verkaufen, werben, reservieren. „Irgendwann kam der Punkt, an dem mir klar war: Das ist noch nicht das Richtige, ich will doch noch mehr machen, will studieren.“ Betriebs- oder Volkswirtschaft lagen nahe. „Aber dann fand ich das Wetter doch lebendiger“, und so entschied sich Inge Niedek für die Meteorologie.

Wo sie studieren wollte, wusste sie sehr schnell: „Die Freie Universität hatte einen exzellenten Ruf in der Meteorologie, besonders in der synoptischen Meteorologie – also im Bereich der praktischen Wettervorhersage.“ Von 1973 an pendelte Niedek täglich von ihrer Wohnung in Tegel in den Berliner Süden nach Dahlem: „Eine halbe Weltreise war das immer“ – die einzige schlechte Erinnerung an ihre ersten Jahre in Berlin. Wenn sie an die Podbielskiallee denkt, die Thielallee oder den Henry- Ford-Bau, dann ist ihr besonders das Ambiente in Erinnerung geblieben: „Die Meteorologischen Institute waren in kleinen Villen untergebracht, alles war sehr persönlich – zumal wir nur ein gutes Dutzend Studenten pro Jahrgang waren.“ Dazu die vielen Parks in Dahlem, „ein schöner Ausgleich zu den Vorlesungen.“

Im Nebenfach studierte Inge Niedek Geografie an der Freien Universität und Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität. „Diese Kombination hatte vorher noch niemand – und es war am Anfang etwas schwierig, das zwischen den beiden Universitäten abzustimmen. Aber irgendwie ging es dann“, sagt sie. Nach ihrem Abschluss 1980 an der Freien Universität begann sie einen Aufbaustudiengang in Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität.

„Eigentlich wollte ich in die Flugmeteorologie mit dem Schwerpunkt Luftverkehrswirtschaft“, sagt Niedek. Aber dann kam ein Kollege auf sie zu: „Beim ZDF suchen sie gerade Meteorologen für die Wetter-Sendungen.“ 1988 war das, und für Inge Niedek war das Fernsehen eine interessante Perspektive. Sie bewarb sich aus Neugier. „Und erstaunlicherweise bekam ich eine Antwort“, sagt sie. „Ich wurde zu einem Vor-Casting anlässlich einer Konferenz in Berlin eingeladen.“ Und das verlief sehr überraschend. „Erzählen Sie uns etwas über das Wetter“, wurde sie aufgefordert. „Ich war völlig unvorbereitet. Wir hatten an der Universität nie gelernt, wie man Wetter präsentiert“, sagt Inge Niedek. „Das Studium war streng wissenschaftlich gehalten, wir waren es gewohnt, in unserer Fachsprache zu reden – eigentlich genau das Gegenteil von dem, was heute gelehrt und gefordert wird.“

Die Probeaufnahmen liefen gut, Inge Niedek wurde zu einem zweiten Gespräch eingeladen, zwei bis drei Monate lang passierte nichts. Und dann ein kurzer Anruf: „Sie können anfangen.“ Verblüfft sei sie gewesen, dass plötzlich alles so schnell ging: „Ich hatte es ja nicht eilig, und eigentlich wollte ich noch promovieren.“ Aber weil sie zunächst nur für jeweils zehn Tage nach Mainz pendeln musste, nahm sie das Angebot des Fernsehsenders an.

Aus der freien Mitarbeiterin beim ZDF wurde die dienstälteste Wetterfrau des Deutschen Fernsehens. Sie hat inzwischen eine eigene Organisation für Fernsehmeteorologen aus aller Welt gegründet, in denen die Wetterfrösche ihre Erfahrungen austauschen, und Sie beschäftigt sich intensiv mit Naturkatastrophen. Nur eines hat sich in fast 20 Jahren nicht geändert: Noch immer pendelt sie zwischen Mainz und Berlin, denn sie lebt mit ihrem Mann in der Hauptstadt.