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Ereignisse in der Geschichte der Freien Universität Berlin

1948

1948

STUDENTENPROTESTE

An der Universität Unter den Linden verstärkt sich die Einflussnahme der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED auf die Zulassung von Studenten und die Lehre. Als sich die Studentenzeitschrift Colloquium damit kritisch auseinandersetzte, wird drei studentischen Redakteuren die Studienerlaubnis entzogen. Am 23. April protestieren 2000 Studenten am Hotel Esplanade auf dem Potsdamer Platz gegen die Relegationen und forderten die Gru.ndung einer freien Universität. Die Amerikaner pru.fen ein solches Vorhaben und unterstu.tzen es schließlich.

GRÜNDUNGSFEIER

Knapp sieben Monate später, am 4. Dezember, wird die Freie Universität im Titania-Palast Steglitz feierlich gegründet. Sie hat 2100 Studenten und 128 Professoren und Dozenten. In drei Monaten kommen durch Spenden und Ankäufe 350 000 Bücher zusammen. Die Gründung fällt in die Zeit der Berlin-Blockade, die am 24. Juni beginnt.

1949

ETABLIERUNG

Im Februar wird der erste Allgemeine Studentenausschuss gewählt. Am Votum beteiligen sich 76 Prozent der Studenten. Im April nimmt die studentische Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen ihre Arbeit auf. Edwin Redslob folgt Friedrich Meinecke im Amt des Rektors. Die Freie Universität übernimmt in Dahlem mehrere Gebäude ehemaliger Kaiser-Wilhelm-Institute und der früheren Friedrich-Wilhelms-Universität.

1950

1950

INTERNATIONALITÄT

Im Sommer beginnt der Studentenaustausch mit dem Ausland. Erste Partnerhochschule ist die Stanford-University. Bis 2008 steigt die Zahl der Partner auf 150. Das Institut für politische Wissenschaft wird gegründet, das von der Freien Universität und der Hochschule für Politik betrieben wird. 1959 geht daraus das Otto-Suhr-Institut hervor, die europaweit größte politikwissenschaftliche Bildungsstätte.

1952

1952

US-UNTERSTÜTZUNG

Der Student Kurt Helmar Neuhaus wird im Moskauer Butyrka-Gefängnis erschossen. Er und neun weitere Studenten wurden von sowjetischen Militärtribunalen zum Tode verurteilt. In Dahlem wird der Grundstein für den Henry-Ford-Bau gelegt, das zentrale Hörsaalgebäude. Finanziert wird der Bau durch eine Spende der Ford Foundation in Höhe von 5,5 Millionen D-Mark. Das Gebäude wird 1954 in Betrieb genommen und 2007 nach denkmalgetreuer Sanierung wiedereröffnet. Im selben Jahr wird den ermordeten Studenten ein Denkmal gewidmet.

1958

NEUE GEBÄUDE

Mehrere Gebäude werden 1958 und im Jahr darauf gebaut, darunter die der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät in der Garystraße und die rechtswissenschaftliche Fakultät in der Van't-Hoff- Straße. 1959 wird mit US-Unterstützung das Klinikum Steglitz errichtet. Das Studentendorf Schlachtensee wird bezogen.

1961

MAUERBAU

Der Bau der Berliner Mauer im August hat für die Freie Universität weitreichende Folgen. Sie verliert zahlreiche Studenten, die aus dem Ostteil der Stadt nicht mehr in die Westsektoren gelangen. Der Anteil der Studenten aus der Bundesrepublik steigt von elf Prozent 1955 auf mehr als 30 Prozent im Jahr 1962. Bis zu diesem Jahr verhelfen Studenten der Freien Universität mehr als 800 Personen zur Flucht aus der DDR.

1963

1963

KENNEDY-BESUCH

Der US-amerikanische Präsident John F. Kenndy besucht die Freie Universität. Vor dem Henry-Ford-Bau hält er eine Rede vor Tausenden Zuhörern. Fünf Tage nach seiner Ermordung im November wird das Amerika-Institut in John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien umbenannt. Die Studentenzahl ist auf 15 000 gestiegen. Im folgenden Jahr wird der erste Lehrstuhl für Judaistik in Deutschland eingerichtet.

1967

1967

STUDENTENUNRUHEN

Aus Protest gegen die Exmatrikulation von Langzeitstudenten findet im Juni 1966 im Henry-Ford-Bau das erst Sit-in an einer deutschen Universität statt. Es beteiligen sich 3000 Studenten. 1967 wird bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien der an der Freien Universität eingeschriebene Benno Ohnesorg von einem Polizeibeamten erschossen. Die Studenten reagieren mit einem Trauermarsch sowie mit zahlreichen Versammlungen, auf denen über das Vorgehen der Polizei und die hochschulpolitische Lage diskutiert wird.

1968

POLITISIERUNG

Im April verübt ein rechtsradikaler Jugendlicher auf dem Kurfürstendamm ein Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke. Daraufhin kommt es vor dem Axel-Springer-Verlag zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Auch an der Freien Universität gibt es im Mai 1968 Proteste gegen die Notstandsgesetzgebung.

1973

1973

NEUE ARCHITEKTUR

In der Habelschwerdter Allee wird die Rostlaube eröffnet, ein zweiter Bauabschnitt wird 1979 vollendet. Wegen eines Materialfehlers und der Verwendung von Asbest muss der Bau später grundsaniert werden. Nach der Generalüberholung 2007 konzentrieren sich hier die Fächer der Geistes- und Sozialwissenschaften. An den Gebäudekomplex wird in zwei Abschnitten bis 1984 die Silberlaube angebaut, die auch eine Mensa beherbergt.

1981

FRAUENBEWEGUNG

Die Zentraleinrichtung für Frauenstudien und Frauenforschung wird an der Freien Universität eröffnet – an der Hochschule hatten sich bereits 1968 die ersten selbstorganisierten Initiativen der neuen Frauenbewegung gebildet. In dieser Tradition wird seit 1995 alljährlich der Margherita-von-Brentano-Preis verliehen. Im Jahr 2006 ging die Auszeichnung an die Rechtsanwältin Seyran Ates.

1985

1985

IM WELTRAUM

Als dritter Deutscher beteiligt sich der Wissenschaftsastronaut und Physiker der Freien Universität Reinhard Furrer an einer Weltraummission. Volker Erdmann und Wolfram Saenger, Professoren für Biochemie und Kristallographie, erhalten als erste Mitglieder der Freien Universität den Leibnizpreis. Bis heute ist die Zahl der Preisträger auf 15 gewachsen. Wirtschaftsprofessor Günter Faltin gründet die Teekampagne, dem Tea Board of India zufolge derzeit größter Importeur von Darjeeling-Tee. 1986 wird die Forschungsstelle für Umweltpolitik eingerichtet.

1989

VEREINIGUNG

Die deutsche Vereinigung hat für die Freie Universität weitreichende Konsequenzen. Mit der Neuordnung der Berliner Hochschullandschaft werden in den Folgejahren die Fachbereiche neu zugeschnitten, die Zahl der Professoren wird reduziert. Die Zahl der Studenten erreicht 1992/1993 mit mehr als 60 000 den Höchststand.

2003

2003

NEUES PROFIL

Die Freie Universität positioniert sich neu: Durch unternehmerische Steuerungsmethoden wird die Effizienz von Forschung und Lehre erhöht. Die Freie Universität steigert ihre Leistungen hinsichtlich der Zahl der Absolventen, Promotionen und Veröffentlichungen. Mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin, dem gemeinsamen medizinischen Fachbereich von Freier Universität und Humboldt-Universität, entsteht das europaweit größte Universitätsklinikum.

2008

2008

EXZELLENZ

Die Freie Universität wird 60 Jahre alt. Sie unterhält Außenstellen unter anderem in New York, Peking und Moskau. In der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder war sie 2007 für ihr Zukunftskonzept „Internationale Netzwerkuniversität“ sowie fächerübergreifende Forschungsprojekte und Graduiertenschulen ausgezeichnet worden (Foto). Sie zählt zu den bundesweit neun Universitäten mit Exzellenzstatus.

Fotos: FU (6), Tagesspiegel (3), Sächs. Landesbibliothek (2), fotolia (1). Zusammengestellt von J. Staadt, C. Wette, K. Zielke