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Autoren und Kritiker im Diskurs

Wer versteht eigentlich etwas von Literatur – wer versteht sie wirklich? Die Autoren? Die Leser? Die Philologen? Oder die Rezensenten? Marcel Reich-Ranicki, bekanntester Literaturkritiker unserer Tage, sieht die Lage nüchtern: „Die meisten Dichter verstehen von Literatur nicht mehr als Vögel von Ornithologie.“ Hat Reich-Ranicki mit seiner Polemik recht?

Die Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule an der Freien Universität, die im bundesweiten Exzellenzwettbewerb der Universitäten ausgezeichnet wurde, will anlässlich der Langen Nacht die Probe aufs Exempel machen und Vögel und Ornithologen – pardon: Autoren und Kritiker – zusammenführen: In der „Poeten-Lounge“ in der Philologischen Bibliothek trifft Abbas Khider, der 1973 im Irak geborene und dort verfolgte Autor des Romans „Der falsche Inder“, auf den Literaturkritiker Jörg Plath. Irmela von der Lühe, Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität, ist die Dritte in der Podiumsrunde, die von Sarah Fortmann-Hijazi, Doktorandin der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule und Khider-Kennerin, moderiert wird: „Wie seine Romanfigur Rasul Hamid in ,Der falsche Inder‘ war auch Abbas Khider gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Die einzige Ausflucht auf dem langen Weg in die Freiheit bleibt das Schreiben.“ Die Sprache habe ihn im Exil gerettet, sagt Abbas Khider, der seit dem Jahr 2000 in Deutschland lebt, auf Deutsch schreibt und ständig zwischen verschiedenen Kulturen wechselt.

Ein Pfad, den auch die Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule beschritten hat, die zur „Poeten-Lounge“ einlädt: Die Verknüpfung verschiedener Disziplinen und die Überschreitung universitärer Fachgrenzen sind hier Programm (21.30 bis 23.00 Uhr, Philologische Bibliothek, 3. OG, Habelschwerdter Allee 45, Haus 10).