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Wie sich die Haut schützt

Forschung zur Immunabwehr ausgezeichnet

27.07.2009

Kann sich die menschliche Haut ohne Hilfe von außen vor Hefepilzinfektionen schützen? Diese Frage konnte erstmals Günther Weindl von der Freien Universität Berlin beantworten. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Pharmakologie wies in einem Beitrag in der renommierten Fachzeitschrift „The Journal of Clinical Investigation“ nach, dass die Haut diese Fähigkeit besitzt. Der Pharmakologe hat zu dieser Frage gemeinsam mit Wissenschaftlern aus London und Jena geforscht. Die Experimente, die dem prämiierten Artikel zugrundeliegen, wurden von Weindl und seinen Kollegen in Tübingen und München ausgeführt.

Der menschliche Körper besitzt spezielle Alarmsysteme: sogenannte Tolllike-Rezeptoren. Diese sind Teil der angeborenen Immunantwort und dienen dazu, Krankheitserreger frühzeitig zu erkennen und passende Abwehrmechanismen einzuleiten. Während diese Abwehrmechanismen gegen Bakterien und Viren schon länger bekannt sind, war der genaue Mechanismus bei Pilzinfektionen der Schleimhaut bisher unklar. In der publizierten Arbeit konnte Weindl gemeinsam mit seinen Kollegen nachweisen, dass der wichtigste Hefepilz des Menschen, Candida albicans, versucht, sich vor dem Immunsystem „zu verstecken“.

Der Hefepilz ist häufig auf gesunder Haut oder Schleimhaut angesiedelt, ohne dass die Zellen geschädigt werden. In dieser Phase kann der Pilz die Toll-like-Rezeptoren blockieren, sodass die Immunabwehr des Körpers unterdrückt wird und der Keim weiter wachsen kann. Unter bestimmten Bedingungen kann Candida albicans die Schleimhautzellen schädigen und in tiefere Hautschichten eindringen. Dadurch werden weiße Blutkörperchen aus der Blutbahn zur Abwehr angelockt.

Bisher sind die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Schleimhautzellen nur eine untergeordnete Rolle in der Abwehr von Hefepilzen spielen und die Blutkörperchen direkt mit dem Erreger in Kontakt treten müssen, um ihn effektiv abzutöten. Günther Weindl und seine Kollegen konnten zeigen, dass die bloße Anwesenheit der weißen Blutkörperchen in der Umgebung ausreicht, damit die Hautzellen über die Aktivierung von Toll-like-Rezeptoren den eindringenden Keim aktiv abwehren können und somit die Schleimhaut geschützt wird. Die weißen Blutkörperchen sorgen mit ihren Signalen sozusagen dafür, dass der ursprünglich durch die Pilze ausgelöste Mechanismus zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr in den Schleimhautzellen aufgehoben wird.

Für seine Arbeit mit dem Titel „Human epithelial cells establish direct antifungal defense through TLR4-mediated signalling“ im „Journal of Clinical Investigation“ wurde Günther Weindl gleich drei Mal ausgezeichnet: Der Wissenschaftler erhielt den mit 10 000 Euro dotierten Heinz-Maurer-Preis für Dermatologische Forschung im Bereich Grundlagenforschung, den Publikationspreis der Fondation La Roche-Posay über 4000 Euro sowie den mit 1000 Euro verbundenen Wissenschaftspreis der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft. Das Preisgeld will Günther Weindl in Forschungsvorhaben investieren.

Toll-like-Rezeptoren bleiben auch künftig Schwerpunkt des Forschungsinteresses von Günther Weindl. Derzeitige Untersuchungen sollen insbesondere zum besseren Verständnis und zur Aufklärung über molekulare Wirkmechanismen der Immunregulation in Geweben beitragen. Innerhalb der Forschungsarbeiten kommen unter anderem dreidimensionale Hautmodelle sowie innovative nanopartikuläre Trägersysteme zum Einsatz.