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Mit Badekappe ins Kopfkino

Der etwas andere Blick in das Gehirn

03.09.2009

Dass Forschern im Zusammenhang mit einem Förderprogramm wie ForMaT gesagt wird, sie sollten lieber weniger über die Marktchancen und Potenziale ihrer Ideen und dafür mehr über die dazu notwendige Entwicklungsarbeit schreiben, das passiert an deutschen Universitäten eher selten. Angela Heine vom Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität, und ihre Kollegen waren deshalb eher erleichtert, als ihr Antrag zur Aufnahme ihres Projektes in die zweite Förderrunde durch ForMaT vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Bitte zurückkam, doch noch etwas mehr über die Forschungsseite zu schreiben. „Das ist bei diesem Projekt nun wirklich kein Problem!“, sagt Heine. Denn hinter dem etwas sperrigen Titel „Aufbau eines Innovationslabors zur Entwicklung und Vermarktung neurokognitiver Anwendungen für den Markt“ steckt viel Grundlagenforschung aus dem Bereich Neuroimaging.

Mithilfe verschiedener bildgebender Verfahren können Abläufe im Gehirn sichtbar gemacht werden. Eine Methode, die noch am Anfang ihrer Entwicklung steht, ist die funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS). Für dieses Verfahren müssen die Probanden eine Art „Badekappe“ aufsetzen, an die mehrere Sensoren angeschlossen sind. Diese Sensoren messen die elektrischen Gehirnströme und übertragen sie als Signale an einen Computer, der auf diese Weise die Gehirnaktivität der Probanden aufzeichnet, während diese unterschiedliche Aufgaben bearbeiten. „fNIRS hat den Vorteil, dass man Verhalten und Gehirnaktivität ganz unmittelbar miteinander in Beziehung setzen kann“, erklärt Angela Heines Kollege Sascha Tamm.

Im Vergleich zu Untersuchungen mit der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) hat die neue Methode den Vorteil, dass sie einfach anzuwenden ist: Anstatt Patienten in eine fMRT-Röhre schieben zu müssen, genügt es, dass sie die Sensoren-Badekappe aufsetzen. Mit fNIRS könnten sich außerdem die Kosten in ausgewählten Anwendungsbereichen wie etwa der klinischen Arzneimittelforschung erheblich senken lassen. Denn während es verhältnismäßig teuer ist, einen Patienten im Tomografen zu scannen, würde eine Untersuchung mithilfe von fNIRS erheblich weniger Kosten verursachen.

Mit der Förderung durch ForMaT will das Team unter der Leitung von Professor Arthur M. Jacobs jetzt verschiedene fNIRS-basierte Messsysteme und Auswertungsverfahren entwickeln, die zum Beispiel in der Medizin, in der Pharmaindustrie oder auch in der Werbung und im Marketing zum Einsatz kommen sollen. Gleichzeitig sollen Hard- und Software-Produkte entwickelt werden, die eigenständig vermarktet werden könnten. Start ist im Januar. „Wir werden dann mit der Förderung zwei Jahre Grundlagenforschung betreiben können, die direkt in marktreife Produkte einfließt“, sagt Angela Heine. „Eigentlich ist schon das ein Traum.“