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Brücke zwischen Schule und Uni

09.10.2009

Von Christine Boldt

Es sind die einfachen Fragen, die es in sich haben: Wie entsteht ein Regenbogen? Muss man sich im Flugzeug vor Blitzen fürchten? Sind Handystrahlen schädlich? Anscheinend harmlose Fragen – doch wer ihnen im Schulunterricht nachgehen möchte, muss die komplexen naturwissenschaftlichen und technischen Zusammenhänge durchschauen und vermitteln können. „Lehrer brauchen ein fundiertes fachliches Wissen – aber sie müssen mit diesem Wissen anders umgehen als jemand, der später einmal in der Forschung arbeiten möchte“, erläutert Volkhard Nordmeier, Professor für Didaktik der Physik an der Freien Universität. Nordmeier leitet das Zentrum für Schulkooperationen, das seit 2007 die Zusammenarbeit der Freien Universität mit den Schulen koordiniert, und betreut nun das Vorhaben „MINT-Lehrerbildung neu denken!“. MINT steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Im Rahmen des Vorhabens starten in diesem Wintersemester an der Freien Universität drei Projekte, die von der Deutschen Telekom Stiftung bis 2012 mit 750 000 Euro gefördert werden. Ziel ist es, die mathematisch-naturwissenschaftliche Lehrerbildung zu verbessern. „Lehrerbildung im Allgemeinen und die Lehre in den MINT-Fächern wird von Universitäten häufig nur als Randthema behandelt“, sagt Professorin Christine Keitel-Kreidt, Vizepräsidentin der Freien Universität. „Das ist nur eine Ursache für den bedrohlichen Lehrermangel in den MINT-Fächern. Ich freue mich sehr, dass wir es nun auch mit finanzieller Unterstützung der Telekom Stiftung in der Hand haben, etwas zu verändern.“

Die Entwicklung eines neuen Studiengangs „Integrierte Naturwissenschaftliche Grundbildung“, der Lehrerinnen und Lehrer für mathematisch-naturwissenschaftliche und technische Fächer ausbilden soll – etwa für das in den 5. und 6. Klassen in Berlin unterrichtete Fach „Nawi“ –, ist eines der drei MINT-Projekte. Mit einem zweiten Vorhaben soll der oftmals als schwierig empfundene Übergang von der Schule an die Universität für Studierende der MINT-Fächer erleichtert werden. Eine neu konzipierte Studieneingangsphase soll den Studierenden helfen, einen guten Überblick über das von ihnen gewählte Fach zu gewinnen und Wissenslücken zu füllen. Der dritte Schwerpunkt der MINT-Projekte liegt auf der Praxiserfahrung der Studierenden: Wer Lehrer werden möchte, soll rasch Kontakt zu Schülern bekommen. Um den Schulalltag schon einmal zu erproben, stehen den Studierenden die Schülerlabore der Freien Universität offen. „Anders als im Klassenzimmer während eines Schulpraktikums können sich die Lehramtsstudierenden hier sozusagen im geschützten Raum ausprobieren“, erklärt Volkhard Nordmeier. Mit den drei MINT-Projekten startet die Freie Universität ein Pilotvorhaben, das Vorbildfunktion für die Verbesserung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Lehrerausbildung bundesweit haben könnte.