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„Hier findet Wissenstransfer statt“

Ein Gespräch mit Professorin Ursula Lehmkuhl, Mitbegründerin des Zentrums für Regionalstudien

12.10.2009

Regionalforschung im Blick: Ursula Lehmkuhl, Erste Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, hat das Center for Area Studies mitbegründet.

Regionalforschung im Blick: Ursula Lehmkuhl, Erste Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, hat das Center for Area Studies mitbegründet.
Bildquelle: Jan Hambura

Vor Jahren wurden sie von vielen nur die „kleinen Fächer“ genannt. Mittlerweile sind Regionalstudien wie Japanologie oder Islamwissenschaft als unverzichtbare Forschungsrichtungen anerkannt, die grundlegende Kenntnisse über politische, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und sprachliche Entwicklungen in einem definierten geografischen Raum erarbeiten. An der Freien Universität Berlin spielen Regionalstudien seit der Gründung des Osteuropa-Instituts 1951 eine wichtige Rolle. Heute findet sich hier aufgrund der Forschungs- und Lehrschwerpunkte zu Ostasien, Nord- und Lateinamerika, Osteuropa und dem Vorderen Orient eine einzigartige Bandbreite von Regionalstudien in Deutschland. Um diese besser zu koordinieren, wurde 2006 das Zentrum für Regionalstudien (Center for Area Studies – CAS) gegründet. Über dessen Arbeit sprach Ortrun Huber mit der Mitbegründerin und Ersten Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, Professorin Ursula Lehmkuhl.

Regionalstudien bilden traditionell einen Schwerpunkt an der Freien Universität. Welche Aufgaben hat sich das CAS bei seiner Gründung vor drei Jahren gestellt?

Die Einrichtung eines Zentrums für Regionalstudien war ein weiterer Meilenstein in der Profilierung der Freien Universität Berlin als Zentrum disziplinär basierter und interdisziplinär vernetzter Regionalforschung. Im CAS wird die breite Regionalexpertise an der Freien Universität gebündelt. Wissenschaftliche Aufgabe des Zentrums für Regionalstudien ist die interdisziplinäre Erforschung transkultureller Phänomene und Prozesse und das programmatische Hineinwirken in die mit dem Phänomen der Transkulturalität verbundenen methodisch-theoretischen Diskussionen.

Welche Angebote macht das CAS den Forscherinnen und Forschern der Regionalstudien heute?

Das Center fördert die Institutionen übergreifende Zusammenarbeit und trägt zur systematischen Pflege transregionaler Ansätze bei. Es stößt gemeinsame Forschungsprojekte an und fördert den wissenschaftlichen Austausch mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen. Transkulturalität dient dabei als wissenschaftliches Leitkonzept. Als Kulturparadigma nimmt es nicht allein die Makroebene der Kulturen in den Blick, sondern dringt auf die Mikroebene der handelnden Individuen vor.

Wer in dieser Welt handlungsfähig bleiben will, braucht fundiertes Wissen über andere Weltregionen und über die Verflechtungen zwischen einzelnen Kulturen. Wie können hier die Studierenden vom CAS profitieren?

Studierende bekommen nicht nur über unsere regelmäßigen Ringvorlesungen Einblick in neue Fragen und Perspektiven aus der Regionalforschung. Das Zentrum für Regionalforschung stimmt auch Lehrangebote der einzelnen Regionalstudiengänge aufeinander ab und organisiert das Angebot von Modulen mit transregionalen Bezügen.

Auch unser Alltag ist inzwischen von globalen Austauschprozessen und Abhängigkeiten geprägt. Wie kann das CAS mit Erkenntnissen aus den Regionalstudien dem wachsenden Wissensbedarf in der Öffentlichkeit begegnen?

Das CAS dient mit verschiedenen Veranstaltungsangeboten wie Ringvorlesungen, Vorträgen, Workshops und Tagungen als Fokussierungs- und Anknüpfungspunkt für regionenbezogene Forschung im Berliner Raum. Es reagiert damit flexibel auf den beständig wachsenden Wissensbedarf in Politik, Medien und Gesellschaft. Unser Salon „Transregionale Studien“ bietet beispielsweise ein Forum für die diskursive Verknüpfung von Grundlagenforschung, Politikberatung sowie Forschung und Lehre an den Universitäten. Hier findet echter Wissenstransfer statt.

Im vergangenen Sommersemester haben Sie Ihren Beitrag im Rahmen der CAS-Ringvorlesung mit den Worten überschrieben: „Transnationalität – Transregionalität – Transkulturalität. Forschungsperspektiven der Area Studies im Berliner Raum“. Welche Perspektiven erwarten uns?

Wir werden an der Freien Universität in Kooperation mit außeruniversitären Einrichtungen ein Transferprogramm aufbauen, das sich im weitesten Sinne damit beschäftigen wird, wie Wissen verbreitet und übertragen wird. Ausgehend von den Konzepten „Transregionalität“ und „Transkulturalität“ als kulturübergreifende Forschungsperspektiven werden Fragestellungen mit aktuellem politischen Bezug bearbeitet, wie zum Beispiel die gescheiterte Hearts-and-Minds-Kampagne in Afghanistan.


Anders zur Welt kommen

Das Humboldt-Forum steht im Mittelpunkt der nächsten Veranstaltung aus der Reihe „Salon transregionale Studien“, zu dem das Center for Area Studies (CAS) der Freien Universität Berlin für den 26. November in das Alte Museum einlädt. „Anders zur Welt kommen: Das Humboldt-Forum im Schloss. Ein Werkstattblick“, heißt die Ausstellung, die aktuell im Alten Museum gezeigt wird und mit der sich die Teilnehmer des Salons auseinandersetzen wollen. Nach einer Führung durch die Ausstellung ist eine Diskussion geplant, an der vier Vertreter des Ethnologischen Museums Berlin teilnehmen werden: Museumsdirektorin Prof. Viola König, Peter Junge (Fachreferat Afrika), Ingrid Schindlbeck (Kuratorin Fachreferat Islamischer Orient) und Markus Schindlbeck (Fachreferat Südsee Australien).

Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Alten Museum, Am Lustgarten 1. Um Anmeldung wird gebeten unter der E-Mail: geschaeftsstelle@cas.fu-berlin.de. mha