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Grenzgänger der Philosophie

Student der Freien Universität ausgezeichnet

12.10.2009

Manuel Scheidegger erhielt einen Preis für hervorragende Leistungen

Manuel Scheidegger erhielt einen Preis für hervorragende Leistungen
Bildquelle: Privat

Manuel Scheidegger ist Philosophie-Student. Doch die stille Reflexion über das Wesen der Welt ist seine Sache nicht. Der 28-Jährige, der an der Freien Universität Berlin studiert, sucht stets nach der Verbindung zwischen Theorie und Praxis – ob nun im Studium, in seiner künstlerischen Arbeit als Filmemacher, Schauspieler und Theaterregisseur oder in der Politik. Dafür hat der Schweizer Student jetzt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) den Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender erhalten.

Schon der Titel der ersten Publikation, die Manuel Scheidegger im Jahr 2004 veröffentlich hat, zeugt vom Grenzgängertum des Schweizers: „The man who wasn’t there – Quantenmechanik und Kafka.“ In seinem ersten veröffentlichten Text deckt Scheidegger Parallelen zwischen dem Roman „Amerika“ des Schriftstellers Franz Kafka, dem Schaffen der amerikanischen Filmregisseure, -produzenten und Drehbuchautoren Ethan und Joel Coen („The Big Lebowski“) und den Gesetzen der Quantenphysik auf. „Die Unschärfebeziehung ist nicht nur eine Grenze der menschlichen Erkenntnis, sie liegt vielmehr in der chaotischen Struktur der Natur selbst beschaffen“, schreibt Manuel Scheidegger und bezieht sich auf die Notwendigkeit, Möglichkeiten und Eventualitäten in der natur- und geisteswissenschaftlichen Wahrnehmung zu bedenken und in der Praxis zu berücksichtigen.

Dass eben die Wirklichkeit aus versteckten Beziehungen besteht, dass sich zwei scheinbar völlig fremde Bereiche überschneiden, ja sogar berühren können, ist eine der fundamentalen Erkenntnisse, die das Werk Manuel Scheideggers prägen. Nur so lässt sich erklären, dass einer seiner jüngeren Texte die Verbindung zwischen dem deutschen Philosophen, Mathematiker und Theologen Nikolaus von Kues (1401–1464) und der Entstehung des Fußballs erfolgreich aufzuspüren versteht.

Aber auch in anderen Feldern geht Manuel Scheidegger über starre disziplinäre Grenzen hinweg. Schon zu Schulzeiten hat der 1981 in Bern geborene Scheidegger Artikel für politische Zeitschriften verfasst. Außerdem arbeitete er mit Jugendlichen an verschiedenen Theaterbühnen zusammen und beschäftigte sich mit der Frage nach beruflichen Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen.

Manuel Scheidegger liegt die Relevanz seiner Arbeit am Herzen, auch in der Philosophie, weshalb er im Jahr 2007 eine Theaterinstallation konzipierte. Sein Ziel war es dabei, die Öffentlichkeit auf die oftmals unterschätzte ökonomische Bedeutung seines Studienfachs aufmerksam zu machen.

Sowohl das wissenschaftliche als auch das soziale Engagement Manuel Scheideggers hat das Dekanat des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin überzeugt, dessen Nominierung für den DAAD-Preis mit Nachdruck zu befürworten. Jedes Jahr wird ein ausländischer, in Deutschland immatrikulierter Student mit dem Preis ausgezeichnet.

In der Laudatio der Jury heißt es, von allen in diesem Jahr für die Auszeichnung Nominierten habe Manuel Scheideggers Profil am meisten überzeugt: Hervorgehoben wurde, dass Scheidegger an mehreren Universitäten im In- und Ausland studiert habe, sich kulturell sowie interkulturell engagiere und bereits andere Anerkennungspreise erhalten habe. Tomasz Kurianowicz