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Poetische Erkundungen

Maricel Alvarez und Emilio García Wehbi übernehmen in diesem Semester die Valeska-Gert-Gastprofessur

12.10.2009

Von Isa Wortelkamp

Wenn sich die Türen des DanceLab am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität schließen und sich die Gedanken und Körper der Studierenden in Bewegung setzen, ist das bezeichnend für die Arbeit der künstlerischen Gastprofessur für Tanz und Performance. Sie gibt den Studierenden des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft die Möglichkeit, Einblick in inszenatorische und choreographische Verfahren zu erhalten, mit ihnen zu experimentieren und sie in der eigenen Praxis theoretisch zu reflektieren.

Nach Künstlern wie Michael Laub, Amos Hetz, Anna Huber und Xavier Le Roy übernehmen in diesem Semester die Schauspielerin und Tänzerin Maricel Alvarez und der Theaterregisseur und bildende Künstler Emilio García Wehbi die Valeska-Gert-Gastprofessur. Das Künstlerpaar verbindet eine intensive Zusammenarbeit. Ihr gemeinsam entwickeltes Projekt „Dolor Exquisito“ war zuletzt im Rahmen des Festivals „In Transit 2009“ im Haus der Kulturen der Welt in Berlin zu sehen. Die an die Arbeit „Exquisite Pain“ von Sophie Calle angelehnte Inszenierung der argentinischen Theatergruppe „El Periférico de Objectos“ beschäftigt sich mit dem Schmerz einer enttäuschten Liebe in zahlreichen Facetten und Variationen. Alvarez wurde aufgrund dieser Arbeit für den Schauspielpreis „María Guerrero“ nominiert. Die erfolgreiche Schauspielerin war außerdem zu Gast bei zahlreichen internationalen Festivals (Edinburgh, Berlin, Kyoto) und spielte im letzten Kinofilm des bekannten Regisseurs Alejandro González Iñárritus („Biutiful“, 2009) mit. García Wehbi führte bei vielen weiteren Opern- und Theaterproduktionen wie „Bambiland“ von Elfriede Jelinek (2005) oder „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard (2008) Regie und feierte vor allem mit seiner Theatergruppe „El Periférico de Objectos“ große Erfolge. Sie war 1989 von Wehbi ins Leben gerufen worden und gilt als eine der radikalsten südamerikanischen Theatertruppen.

Im Rahmen der Professur wollen die Tänzer mit den Studierenden Möglichkeiten und Darstellung poetisch erforschen. Grundlage werden vor allem die Texte des französischen Philosophen Jacques Rancière und die Sprachexperimente Gertrude Steins sein. So soll ein gemeinschaftlicher gestalterischer Forschungsprozess in Gang gesetzt werden, der die künstlerische, körperliche und intellektuelle Umsetzung mit dem anspruchsvollen Stoff sucht. Das Ergebnis ist am 28. Januar 2010 um 19.00 Uhr in der Akademie der Künste zu sehen.

Die Valeska-Gert-Gastprofessur am Institut für Theaterwissenschaft wird von der Freien Universität Berlin, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Akademie der Künste Berlin getragen. Namenspatronin der Professur ist eine der innovativsten Tänzerinnen der historischen Avantgarde, Valeska Gert (1892–1978), deren Schaffen thematisch stark durch die Stadt Berlin geprägt war.

Die Autorin ist Juniorprofessorin am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin.