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Austausch von Wissen und Ideen

Grenzüberschreitende Nachwuchsförderung: Stipendiaten des China Scholarship Council promovieren an der Freien Universität

12.10.2009

Z. Wang

Z. Wang
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Lin Ren

Lin Ren
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Von Kerstin Pistorius

Seit diesem Herbst ist Lin Ren in Berlin, und es gefällt ihr sehr gut: „Eine inspirierende, im schönsten Sinne des Wortes globalisierte Stadt“, schwärmt sie. Lin, die ihren Abschluss an der renommierten Sun-Yat-Sen-University im südchinesischen Guangzhou gemacht hat, ist eine von 20 chinesischen Stipendiatinnen und Stipendiaten, die im Herbst 2009 an die Freie Universität gekommen sind, um hier ihr Promotionsstudium aufzunehmen.

Den Traum, an der Freien Universität ihre Doktorarbeit zu schreiben, hatte Lin Ren schon lange: 2007 nahm sie an einer Summer School teil, die Professor Klaus Segbers vom Center for Global Politics der Freien Universität zusammen mit der Fudan University initiiert und ausgerichtet hatte. „Die europäische Perspektive auf Fragesten der Globalisierung hat mich sehr interessiert“, sagt Lin. „Mir war schnell klar, dass ich bei Professor Segbers auch meine Doktorarbeit schreiben wollte.“ Mit seiner Betreuungszusage bewarb sie sich um ein Stipendium des China Scholarship Council (CSC), der im vergangenen Jahr ein Kooperationsprogramm mit der Freien Universität Berlin gestartet hat.

„Ziel des Programms ist es, Absolventen von chinesischen Top-Universitäten die Möglichkeit zu geben, an einer deutschen Universität unter besten Bedingungen an ihrer Promotion zu arbeiten“, erläutert Thomas Schmidt-Dörr, Leiter des Pekinger Außenbüros der Freien Universität Berlin. Auf diese Weise werde ein Grundstein gelegt für lebendigen, dauerhaften Austausch von Wissen und Ideen zwischen chinesischen und deutschen Nachwuchsforschern und Professoren.

Die CSC-Stipendiaten, die sich erfolgreich um einen Platz an der Freien Universität Berlin beworben haben, kommen aus den unterschiedlichsten Disziplinen – Historiker sind ebenso vertreten wie Juristen und Genomforscher. Einige von ihnen konnten schon fließend Deutsch, als sie nach Berlin kamen, wie der Rechtswissenschaftler Bo Sun, der nach dem Abschluss des Studiums in China unter anderem als Dolmetscher gearbeitet hatte. Diejenigen, die noch kein Deutsch sprechen, können ihre Kurse zum Teil auf Englisch absolvieren, außerdem an Intensivsprachkursen der Universität teilnehmen.

Von diesem Angebot hat neben Lin Ren zum Beispiel der Pflanzenmolekularbiologe Zhenxing Wang Gebrauch gemacht: Zusammen mit neun weiteren Stipendiaten des China Scholarship Council nahm er an den „Orientation Weeks“ der Dahlem Research School (DRS) teil – und lernte so bereits in den ersten Wochen gemeinsam mit Doktoranden aus verschiedenen Ländern Sprache, Universität und Stadt kennen. „Das hat großen Spaß gemacht und war eine enorme Hilfe“, berichtet Fusheng Yan, der in der Arbeitsgemeinschaft des Biochemikers Professor Volker Erdmann promoviert. „Wir haben eine Einführung bekommen in das deutsche Wissenschaftssystem, das uns natürlich in vieler Hinsicht noch fremd war – in dieser Zeit haben wir viele Leute kennengelernt." Auch durch das Team des Center for International Cooperation (CIC) der Freien Universität Berlin fühlen sich die chinesischen Nachwuchsforscher bestens betreut. „Die Mitarbeiter haben uns bei den unterschiedlichsten Dingen des täglichen Lebens geholfen – unterstützt wurden wir bei der Beantragung unserer Visa ebenso wie bei der Wohnungssuche“, berichtet die Nordamerikanistin Dong Huang.

Mittlerweile sind die Stipendiaten im Universitätsalltag angekommen. Sie haben mit der Arbeit an ihren Forschungsprojekten begonnen und sich in Berlin gut eingelebt. Im Studentenwohnheim Schlachtensee, in dem die meisten von ihnen in ihrem ersten Semester wohnen, kochen sie abends mit ihren Mitbewohnern chinesische und deutsche Gerichte und feiern gemeinsam Partys.

In vier Jahren wollen die Stipendiaten ihre Doktorarbeiten an der Freien Universität abgeschlossen haben. Was danach kommen soll, wissen sie noch nicht genau. Der Biologe Zhenxing Wang träumt von einer Karriere in der Wissenschaft, die Sozialwissenschaftlerinnen Dong Huang und Lin Ren könnten sich auch eine Aufgabe in einer nichtstaatlichen Organisation vorstellen. Fest steht allerdings, dass sie nach der Promotion nach China zurückkehren werden: Der China Scholarship Council verpflichtet die Stipendiaten, nach Abschluss der Dissertation für zwei Jahre wieder in ihrer Heimat zu arbeiten, um die Erkenntnisse, die sie in Deutschland gewonnen haben, dorthin zurückzutragen. Derweil wächst an der Freien Universität die chinesische Gemeinschaft: „Im nächsten Jahr wollen wir mehr als 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten des China Scholarship Council aufnehmen“, sagt Stefanie Kirsch, die das Programm im Center for International Cooperation koordiniert.