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Alles auf Grün

Die Kräfte bündeln für den wissenschaftlichen Erfolg: In Dahlem entsteht ein neues Zentrum für Pflanzenforschung

31.05.2010

Blaue Rasselblume

Blaue Rasselblume

Ackerschmalwand

Ackerschmalwand

Orangerotes Habichtskraut

Orangerotes Habichtskraut

Gewöhnliche Wegwarte

Gewöhnliche Wegwarte

Großblättriger Milchlattich

Großblättriger Milchlattich

Rauer Löwenzahn

Rauer Löwenzahn

Wenn Thomas Schmülling aus seinem Bürofenster sieht, hat er sie immer im Blick, die Pflanzen. Denn die Gebäude der Angewandten Genetik im Albrecht-ThaerWeg liegen inmitten von Feldern, Wald und Wiesen. Grün, so weit das Auge reicht. Wunderbar sei das, findet der Leiter der Abteilung für Angewandte Genetik und Professor für Molekulare Entwicklungsbiologie der Pflanzen. Außerdem befinde man sich hier auf historischem Boden. Schließlich sei an dieser Stelle 1922 das Institut für Vererbungsforschung der Königlich Preussischen Landwirtschaftlichen Hochschule gegründet worden, „das erste in Deutschland“, erzählt Thomas Schmülling. Doch nicht nur die Historie, auch Dahlems wissenschaftliche Gegenwart und seine Umgebung seien optimale Voraussetzungen, um in Dahlem ein neues Zentrum für Pflanzenforschung zu gründen. Dahlem Centre of Plant Sciences, kurz DCPS, heißt das Forschungszentrum, das Ende 2009 offiziell seine Arbeit aufgenommen hat. Thomas Schmülling ist Sprecher der Einrichtung, zu der etwa 250 Wissenschaftler und Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen der Pflanzenforschung der Freien Universität zählen.

Die Idee für ein gemeinsames Zentrum existiert schon länger. Denn am Institut für Biologie der Universität gibt es zahlreiche Disziplinen, die sich mit Pflanzen beschäftigen: die Angewandte Genetik, Entwicklungsbiologie, Molekularbiologie, Biochemie, Pflanzenphysiologie, Ökologie der Tiere, Systematische Botanik und Pflanzengeografie, Taxonomie und die Pharmazeutische Biologie.

Auch die Pflanzenwissenschaftler des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums gehören zur Freien Universität Berlin. „Unser Ziel ist es, diese Zweige zusammenzuführen und dadurch neue Forschungsfelder zu erschließen“, erklärt Thomas Schmülling. Den Ausschlag gab letztendlich eine Ausschreibung des Centers for Cluster Development der Freien Universität, das die Wissenschaftler bei der Entwicklung neuer Forschungsverbünde unterstützt: Gemeinsam mit Reinhard Kunze, Professor für Molekulare Pflanzengenetik, und dem Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums, sowie Inhaber der Professur für Systematische Botanik und Pflanzengeografie, Thomas Borsch, erarbeitete Schmülling ein Konzept mit Vorschlägen, wie die verschiedenen grünen Forschungseinrichtungen in Zukunft enger zusammenarbeiten können. Mit dem DCPS soll ein gemeinsames Dach für die Pflanzenforschung geschaffen werden, unter dem die verschiedenen Disziplinen zusammenführt werden.

Der Antrag war erfolgreich. Zunächst bis 2012 fördert das DCPS interdisziplinäre Projekte in drei Teilbereichen: „Diversität und Funktion“, „Pflanze und Umwelt“ sowie „Angewandte Pflanzenwissenschaften“. Im Forschungsfeld „Pflanze und Umwelt“ beschäftigen sich Ökologen, Molekularbiologen und Entwicklungsbiologen etwa mit der Frage, wie das Wurzelwerk von Pflanzen das Leben unter der Erde beeinflusst. In einem anderen Projekt erforschen Ökologen und Pflanzenbiologen die Interaktion von Pflanzen und Insekten. „Das Spannende an solchen Kooperationen ist nicht nur, gemeinsam Antworten zu finden, sondern auch, sich auf eine einheitliche Sprache für die wissenschaftlichen Problemstellungen zu verständigen“, sagt Schmülling.

Das DCPS soll die Zusammenarbeit der Pflanzenwissenschaften in der Region fördern. Denn neben dem Dahlemer Zentrum gibt es im Raum Berlin viele Einrichtungen, deren Mitarbeiter sich mit Pflanzenforschung beschäftigen – etwa die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität, das Julius Kühn-Institut für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz sowie die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Mit den Pflanzenbiologen der Humboldt-Universität und der Universität Potsdam, dem MaxPlanck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm und dem Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenanbau in Großbeeren habe das DCPS die besten Chancen, die Pflanzenforschung der Region international bekannter zu machen, ist DCPS-Sprecher Schmülling überzeugt. Er und seine Kollegen sind zuversichtlich, dass sich das Zentrum nicht nur schnell, sondern auch langfristig etablieren wird. Als Pflanzenforscher denken sie ohnehin seltener in Förderperioden, sondern gleich in Generationen.


Pflanzenforschung an der Freien Universität

Die Pflanzenforschung ist ein wissenschaftlich weites Feld. Dementsprechend breit gefächert sind die Fragen, mit denen sich Pflanzenforscher der Freien Universität Berlin beschäftigen.

Es geht nicht nur darum, unter welchen Bedingungen sich Nutzpflanzen wie Mais, Weizen oder Kartoffeln optimal entwickeln, sondern es wird auch erforscht, wie sie zum Beispiel auf extreme Umweltbedingungen wie Dürre, Hitze, Kälte und Nährstoffmangel reagieren.

Was Pflanzen tun, um sich gegen Feinde zur Wehr zu setzen, gehört ebenso zu den Forschungsfragen wie die Funktion der Photosynthese und die Suche nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den Erbanlagen.

Mit der Forschung an Pflanzen beschäftigen sich Wissenschaftler der Angewandten Genetik, Entwicklungsbiologie, Molekular- und Zellbiologie, Biochemie, Pflanzenphysiologie, Ökologie, Systematischen Botanik, Pflanzengeografie, Taxonomie und Pharmazeutischen Biologie.