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Mehr Öl vom Acker

31.05.2010

Die große Hoffnung im Gewächshaus „Correns“, benannt nach dem deutschen Biologen Carl Correns, ist eigentlich recht klein. Und sie sieht ein wenig aus wie Unkraut. Elisabeth Otto hat trotzdem nur Augen für die unscheinbare Pflanze, die hier in vielen kleinen Töpfen wächst. Denn sie könnte wichtig werden für die Rapsernten der nächsten Jahre. „Arabidopsis thaliana ist eine ideale Modellpflanze“, sagt die Doktorandin. Gemeinsam mit der Genetikerin Isabel Bartrina arbeitet sie in der Arbeitsgruppe des Entwicklungsbiologen Professor Thomas Schmülling an einem Projekt, das sich eigentlich mit dem Wachstum der heimischen Ölpflanze Raps beschäftigt.

Ohne die kleine Ackerschmalwand, wie Arabidopsis thaliana auf Deutsch heißt, käme die Forschung nicht voran. Mit nur fünf Chromosomen recht einfach gestrickt, hat sie eine prominente Verwandtschaft: Neben Raps zählen Blumenkohl, Broccoli und Senf zur Familie der Kreuzblütler. Was in der Forschung bei der Ackerschmalwand funktioniert, lässt sich meist auf diese Nutzpflanzen übertragen.

Isabel Bartrina erforscht seit acht Jahren an Arabidopsis thaliana das Pflanzenhormon Cytokinin. Es entscheidet mit darüber, wie viele Blätter, Wurzeln oder Blüten die Pflanzen ausbilden. Die Forscherinnen verminderten den Abbau des Hormons derart, dass mehr Samen gebildet wurden. Jetzt sollen diese Ergebnisse auf den Raps übertragen werden. Die Wissenschaftlerinnen identifizierten die verwandten Gene beim Raps und stellten zusammen mit dem Projektpartner, der „Norddeutsche Pflanzenzucht HansGeorg Lembke KG“, transgene Rapslinien her; dabei schalteten sie beim Raps Gene aus, die sie auch bei der Ackerschmalwand ausgeschaltet hatten.

Die ersten ausgewachsenen Pflanzen stehen im Gewächshaus nebenan. Ihre stecknadelkopfgroßen Samen werden genau gewogen, um den Ernteertrag zu dokumentieren.

Auch die Rapspflanzen der Biologin Andrea Arbeiter stehen dort. Sie erforscht das Altern der Blätter und das Wachstum der Wurzeln. Würden die Blätter der Rapspflanzen früher welken, könnten mehr Nährstoffe in den Samen gelangen und so zu einer Ertragssteigerung beitragen. Mehr Wurzeln würden Pflanzen weniger anfällig für Dürre oder Nährstoffmangel machen. Bei der Ackerschmalwand hat das sehr gut funktioniert. „Raps ist da ein bisschen komplizierter“, sagt Andrea Arbeiter. Das Erbgut von Raps ist größer als das der Ackerschmalwand. Und er wächst langsamer: Erst nach etwa sechs Monaten wissen die Forscherinnen, ob sich die Pflanzen so entwickeln wie erwartet. Wenn die Ergebnisse beim Raps überzeugen, könnte diese Technologie auch für andere Nutzpflanzen interessant werden. jk