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Sozialer Wandel durch Sport

Projekte am Kap der Guten Hoffnung

31.05.2010

„Sport ist ein ideales Werkzeug, um sozialen Wandel anzustoßen“, sagt Heather Cameron, Professorin am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität. Die britisch-kanadische Wissenschaftlerin setzt sich für eine praxisbezogene Lehre ein, in der Sport, Integration, Chancengleichheit von Frauen und Männern und soziale Entwicklung miteinander verknüpft werden – über nationale Grenzen hinweg und universitäre Einrichtungen hinaus. Passend zum Jahr der Fußball-WM in Südafrika hat sie mehrere Projekte am Kap der Guten Hoffnung angestoßen, die zeigen, wie Wissenschaft und Forschung, internationale Netzwerkarbeit und soziales Engagement einander nutzen können.

Zum ersten Mal war Heather Cameron 2006 in Südafrika – und war gleich angetan von Land und Leuten. Damals legte sie auf der internationalen Konferenz für Soziologie in Durban ein Konzept zur Sicherheit an öffentlichen Orten vor. Kriminalität und Gewalt sind ein allgegenwärtiges Problem in Südafrika. Besonders gefährdet sind Frauen und Mädchen. „Sport kann ihnen dabei helfen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln und sich zu verteidigen“, sagt die Wissenschaftlerin. Ihr Sport heißt Boxen. 2005 hat Heather Cameron in Berlin-Kreuzberg den inzwischen mehrfach ausgezeichneten Verein Boxgirls gegründet. Das Konzept: Eine Kombination aus Training und bürgerschaftlichem Engagement. Dies bewährte sich und beeindruckte auch internationale Stiftungen und Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit: 2007 wurde ein weiterer Boxgirls-Club in Nairobi gegründet, 2009 einer in Kapstadt.

Die wissenschaftliche Konzeption und Auswertung der Projekte übernimmt ein Team an der Freien Universität – für Kapstadt Wissenschaftler der „University of the Western Cape“ (UWC), eine der renommierten Universitäten Südafrikas. Parallel zum Aufbau der Boxgirls hat Heather Cameron vor Ort Kollegen für Forschungskooperationen gesucht und so Marion Lees kennengelernt. Die Professorin für Sport, Frieden und Entwicklung leitet das 2009 eröffnete interdisziplinäre „Research Centre of Excellence for Sport Science and Development“ (ICESSD).

In dem gemeinsamen Pilotprojekt „Social Impact in Sport for Development: Making a Market“ untersuchen sie den Zusammenhang zwischen Sport und sozialen wie auch ökonomischen Entwicklungen. Gefördert wird es durch die Schweizer Jacobs-Stiftung. Die Fußball-Weltmeisterschaft bietet dem Team der Freien Universität und der UWC hervorragende Möglichkeiten, Forschungsdaten zu sammeln – durch Interviews mit Sportlern, Politikern oder Wirtschaftsvertretern. Die Erhebungen hierzu finden in Südafrika statt, in Deutschland, Großbritannien und den USA. Erste Ergebnisse werden im September bei einer Konferenz zum Thema Sport und sozialer Wandel in Kapstadt vorgestellt.

Wichtig ist Heather Cameron, 2009 vom Deutschen Hochschulverband zur Hochschullehrerin des Jahres gekürt, Nachwuchswissenschaftler zu fördern und Studierende in die Jugendarbeit einzubinden. In einem weiteren Kooperationsprojekt entwickelt sie mit ihrer südafrikanischen Kollegin den gemeinsamen Studienkurs „Sport und sozialer Wandel“, gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).

Cameron ist neben ihrer Tätigkeit an der Freien Universität mittlerweile auch außerordentliche Professorin an der University of the Western Cape – und begeistert von dem Einsatz der Lehrenden und Studierenden dort: „Die ganze Uni steht hinter der Idee, an gesellschaftlichen Entwicklungen mitzuarbeiten. Daran teilhaben zu können, ist spannend und eine Ehre für mich.“ Ihre Begeisterung gibt sie weiter an Berliner Studierende, denen sie Auslandsaufenthalte in Südafrika vermittelt. Sie sollen das erlernte wissenschaftliche Handwerk ebenfalls für gesellschaftliches „Fair Play“ einsetzen.