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Mit Bär geht mehr

Team „Pocket Sight“ gewinnt Finale des Gründerwettbewerbs der Freien Universität Berlin

31.05.2010

„Pocket Sight“ hat das Rennen gemacht: Die prämiierte Gründeridee ist eine Kombination aus Stadtplan und Reiseführer mit Quizfragen und Anekdoten.

„Pocket Sight“ hat das Rennen gemacht: Die prämiierte Gründeridee ist eine Kombination aus Stadtplan und Reiseführer mit Quizfragen und Anekdoten.
Bildquelle: FU Berlin

„Ist das nicht sehr heiß in diesem Bärenkostüm?“ Die mitfühlende Frage beantworten Marcel Kaiser, Anna Kendeva, Ingo Kugler und Christoph Ohm an diesem Abend einstimmig mit „ja.“ Jeder von ihnen hat den Kunstpelz schon bei Werbe-Aktionen für den „Pocket Sight“-Stadtführer getragen und darin ordentlich geschwitzt. Doch die Mühe hat sich gelohnt, wie so vieles, was die vier BWL-Studierenden in den vergangenen Wochen unternommen haben, um sich beim Funpreneur-Wettbewerb der Freien Universität Berlin als Unternehmer auf Zeit zu bewähren. Für ihre Produktidee, eine Kombination aus Stadtplan und Reiseführer mit Quizfragen und Anekdoten, haben sie nächtelang recherchiert und Grafiken entworfen. Sie sind Routen abgelaufen, haben Fotos gemacht und eine Druckerei ausfindig gemacht.

Um den Vertrieb anzukurbeln, haben sie mit Buchhändlern verhandelt, eine Facebook-Community ins Leben gerufen, Firmen angesprochen und einen Stand auf dem Campus-Fest ihres Fachbereichs aufgebaut. Und das Bärenkostüm organisiert. Zuerst sollte es nur geliehen werden, aber der Bär kam bei Berlinern und Touristen so gut an, dass er zum ersten Betriebsvermögen des Unternehmens wurde. Heute, auf der Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs in der Industrie- und Handelskammer zu Berlin, steckt eine Freundin des Teams im Pelz. Der Bär schüttelt Hände und verteilt Stadtführer, als die sechs Juroren mit Bewertungsbögen in der Hand dem „Pocket Sight“-Stand ihren Besuch abstatten. Er hält auch tapfer durch, als die vier als letztes Team der zehn Finalisten souverän ihre Bühnenpräsentation abliefern. Dreißig Minuten nach der Tagesschau ist es soweit, die Jury gibt ihre Entscheidung bekannt: Der dritte Platz geht an das Team „M&P“, Malgorzata Orlowska und Pawel Aleksander Osiak. Die Studierenden der Informatik haben es mit einem selbstkonstruierten Kamera-Stabilisator geschafft, ein normalerweise sehr teures Produkt so umzusetzen, dass es auch für Hobbyfilmer erschwinglich ist.

Den zweiten Platz holt das Team „Coffee to Ride“, das einen Kaffeebecher-Halter fürs Fahrrad erfunden hat. Ein einzigartiges Produkt, das außerdem sehr professionell vermarktet worden sei, lobt die Jury. Danach ist auch ohne Worte klar, wer den ersten Platz belegt hat: Der Bär und sein Team kommen auf die Bühne und nehmen strahlend Auszeichnung und 1200 Euro Preisgeld von Jürgen Werner entgegen. Werner ist als Vorsitzender der Jury und Vertreter des Sponsors Berliner Bank zum vierten Mal dabei und berichtet, dass es der Jury wieder einmal nicht leicht gefallen sei, aus vielen guten Leistungen die Gewinner zu küren.

Mit Leidenschaft, Kreativität und fünf Euro Startkapital hatten die rund 100 Teilnehmer des Funpreneur-Wettbewerbs in 26 Teams über mehrere Wochen ihre Geschäftsideen entwickelt, Käufer für ihre Produkte oder Dienstleistungen gesucht und einen Geschäftsbericht geschrieben. Beflügelt vom Sommer setzen viele von ihnen auf smarte Produkte für die Freizeit: Das Team „Clubflops“ verkaufte Flipflops an diejenigen, die auf Parties und in Clubs in schicken hohen Schuhen nicht mehr tanzen können. Eine Neopren-Hülle von „Niocool“ sorgte dafür, dass kalte Getränke nicht warm und die Hände beim Trinken nicht kalt werden. „Rent a Game“ vermietete Spiele in öffentlichen Parks.

Zur Unterstützung der Funpreneure bezieht Profund – Die Gründungsförderung der Freien Universität Berlin – Partner aus der Wirtschaft mit ein: Als Sponsoren sind die Berliner Bank, die Industrie- und Handelskammer Berlin, die Unternehmensberatung Accenture und die Berliner Wirtschaftsjunioren dabei. Außerdem hat jedes Team einen erfahrenen Unternehmer als Wirtschaftspaten und Coach an seiner Seite. So entstehen Kontakte, die die Studierenden häufig über den Wettbewerb hinaus für ihre Karriere nutzen.

Und wie geht es für die Gewinner weiter? „Mitte Juli erhalten wir, wenn alles klappt, einen Auftrag für 300 ,Pocket Sights‘ von einem Unternehmen“, sagt Marcel Kaiser. „Außerdem geht die englische Ausgabe in Druck, und danach machen wir ein iPhone-App. Ach ja, und zwischendurch müssen wir auch noch unsere Klausuren schreiben.“ Aber das ist sicher das geringste Problem für jemanden, der das Brandenburger Tor schon mehrfach im Bärenkostüm umrundet hat.

Der Funpreneur-Wettbewerb ist offen für Studierende aller Berliner Universitäten. Interessenten können sich am 19. und 21. Oktober 2010 um 18.15 Uhr in der Habelschwerdter Allee 45, im Raum J32 / 102, über die 9. Runde informieren.