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Wettbewerb der guten Ideen

31.05.2010

Von Peter-André Alt

Die nationale und internationale Konkurrenz der Hochschulen um die besten Ideen, die originellsten Köpfe und die nachhaltigste finanzielle Unterstützung ist härter geworden. Das erkennt man nicht zuletzt an der zunehmenden Frequenz von Universitätswettbewerben aller Art. Rankings und Ratings, Bewerbungen um Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und europäische Stipendien halten die Universitäten dauerhaft in Atem.

Angesichts dieser permanenten Wettkampfsituation ist es ratsam, mit den intellektuellen Ressourcen sorgsam umzugehen. Zum Zweck der Vorbereitung auf die neue Runde des Exzellenzwettbewerbs hat die Freie Universität Berlin daher ein mehrstufiges Verfahren gewählt, um geeignete Vorhaben für die Förderformate „Forschungscluster“ und „Graduiertenschulen“ ausfindig zu machen. Am Beginn standen Ideenwettbewerbe in einzelnen Schwerpunktbereichen, die Initiativen zusammenführten und mit Hilfe von Anschubfinanzierung durch unser „Center for Cluster Development“ – einer Serviceeinrichtung der Universität zur Förderung langfristiger Forschungsentwicklung – arbeitsfähig machten.

Die Auswahl der Projekte erfolgte zunächst auf der Grundlage interner Gutachten, in einem zweiten Schritt dann durch externe Expertise. An einem Wochenende im Juni mussten sich sämtliche Initiativen vor international anerkannten Fachleuten präsentieren. Die daraus abgeleiteten Empfehlungen setzte das Präsidium dann in Entscheidungen über die Auswahl der Projekte um. Ins Rennen gehen nun vor allem Initiativen in den Bereichen der Sozial- und Naturwissenschaften, die das bereits vorhandene starke geisteswissenschaftliche Potenzial komplementär ergänzen.

Wesentliches Prinzip des Auswahlprozesses war es, dass diejenigen Vorhaben, die nicht für die Exzellenzinitiative vorgeschlagen wurden, zur Weiterentwicklung im Rahmen anderer Förderformate motiviert werden sollten. Manche von ihnen kooperieren jetzt mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, da sie einen starken anwendungsbezogenen Anteil haben. Andere weisen das ideale Potenzial für einen künftigen Sonderforschungsbereich oder ein Graduiertenkolleg auf und werden sich in Kürze um entsprechende Förderung bewerben. Auch dafür können von den Projekten nochmals Anschubgelder beantragt werden.

Die Freie Universität beweist durch dieses von allen beteiligten Wissenschaftlern akzeptierte Verfahren, dass der verstärkte Wettbewerb nicht zu einer einfachen Logik von Sieg und Niederlage führen muss, sondern der Pluralität eine Chance lässt. Interne Differenzierung bedeutet für eine moderne Universität Vielfalt von Initiativen im Rahmen individueller Förderung. Die Mittel dafür werden wir allerdings nur erhalten, wenn wir uns wie bisher im weltweiten Wettbewerb der guten Ideen durchsetzen.

Der Autor ist Präsident der Freien Universität Berlin