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Von Anfang an über den Tellerrand geblickt

Rolf-Dieter Schnelle machte nach seinem Studium an der Freien Universität international Karriere

31.05.2010

Auslandsaufenthalte liegen heute im Trend. Als Rolf-Dieter Schnelle in den sechziger Jahren sein Studium an der Freien Universität Berlin aufnahm, sah das noch anders aus in Deutschland: „Man konzentrierte sich stärker auf das, was im eigenen Land passierte“, erinnert er sich. Doch die Freie Universität orientierte sich schon damals nach außen. Nachdem Rolf-Dieter Schnelle über ein Kooperationsprogramm mit der Stanford University ein Jahr in Kalifornien verbracht hatte, wurde Internationalität zu einem Teil seines Lebens: 1975 trat er in den Auswärtigen Dienst ein und bereiste als Diplomat viele Länder der Welt.

An der Freien Universität lernte der heute 66-Jährige, schon früh, in alle Richtungen zu schauen. Lange bevor die Hochschule mit ihrem Zukunftskonzept der „Internationalen Netzwerkuniversität“ im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder erfolgreich war, unterhielt sie zahlreiche Verbindungen ins Ausland. Davon profitierte auch Rolf-Dieter Schnelle: „Für mich als Anglistik-Studenten war es naheliegend, einen Auslandsaufenthalt in einem englischsprachigen Land einzuplanen, und so habe ich mich um ein Austausch-Stipendium für die USA beworben“, sagt er. 1966 ging er an die Stanford University nach Kalifornien, wo er seinen Magister in Geschichte abschloss.

An der Freien Universität lernte er schon früh, in alle Richtungen zu schauen

Diesen Auslandsaufenthalt kostete Rolf-Dieter Schnelle voll aus: Er bereiste die Ost- und Westküste mit Stationen in New York, Boston, Philadelphia, New Orleans, Los Angeles, San Francisco und Seattle – bis nach Alaska und von dort zurück nach Kalifornien. An der Stanford University erlebte er die Proteste gegen den Vietnamkrieg und in San Francisco die Anfänge der Hippie-Bewegung. „Von diesem ersten längeren Auslandsaufenthalt habe ich sehr viel mitgenommen, nicht nur für mein Studium“, sagt Schnelle. „Ich halte es für enorm wichtig, sich als Student im Ausland nicht nur auf akademische Leistungen zu konzentrieren, sondern auch nach links und rechts zu schauen, und dadurch die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“

Eine für ihn wichtige Erfahrung war es, Deutschland aus einer anderen Perspektive zu betrachten: „In den USA habe ich schon während meines ersten Auslandsaufenthalts gemerkt, dass Deutschland nicht der Nabel der Welt ist“, sagt Schnelle, „damals wurde ich im mittleren Westen sogar gefragt, ob wir in Deutschland Telefone haben.“ Die Erkenntnis, dass die eigene Weltsicht weder die einzige noch die beste ist, habe ihn auch in seiner Zeit als Diplomat geprägt.

Im mittleren Westen der USA wurde gefragt, ob es in Deutschland Telefon gäbe

Nach seinem Studienabschluss an der Freien Universität war Rolf-Dieter Schnelles Fernweh kaum noch zu bremsen: Von 1970 bis 1972 war er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der London School of Economics und als DAAD-Lektor am Polytechnic of Central London, daran anschließend ebenfalls als DAADLektor am Institut d'Études Politiques de Paris – kurz Sciences Po – und an der Universität Paris III-Sorbonne Nouvelle. Seine Auslandserfahrungen erleichterten ihm schließlich auch den Eintritt in den Auswärtigen Dienst.

Zwischen 1977 und 2004 arbeitete und lebte er in Tokio, Madrid, New York, Oslo und Boston. Im Auswärtigen Amt war Schnelle im USA-Referat tätig. Als stellvertretender Referatsleiter war er für das Goethe-Institut zuständig, und von 1998 bis 2002 stand er an der Spitze des Referats Wissenschaft und Hochschulen. Zuletzt leitete Schnelle von 2004 bis 2008 stellvertretend die Abteilung für Kultur und Kommunikation.

Auslandsaufenthalte während des Studiums zu fördern, hält er für ungemein wichtig: „Die Entwicklung der Persönlichkeit im Studienalter wird nachhaltig gefördert durch den Zwang, die eigene Perspektive zu überdenken und infrage zu stellen“, sagt er. Die Offenheit nach außen habe die Freie Universität als „Geburtsmerkmal“ von Anfang an geprägt – insbesondere auch in den Austauschprogrammen mit amerikanischen Universitäten. Mit ihrem Konzept der „Internationalen Netzwerkuniversität“ setze die Freie Universität Berlin diesen Weg konsequent fort.