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Wie man Stürme rechtzeitig vorhersagt

Ein Gespräch mit Professor Uwe Ulbrich vom Meteorologischen Institut der Freien Universität

18.12.2010

Das Sturmtief „Xynthia“ im Frühjahr 2010 hatte verheerende Folgen: Mehr als 60 Menschen kamen ums Leben, daneben gab es Waldschäden, Stromausfälle und Überschwemmungen. Wie man das Risiko derartiger Stürme einschätzen und rechtzeitig davor warnen kann, erforschen Wissenschaftler am Institut für Meteorologie der Freien Universität. In der Arbeitsgruppe „Klimadiagnostik und meteorologische Extremereignisse“ untersuchen sie dies in mehreren Projekten für den europäischen Raum. Wir befragten dazu Professor Uwe Ulbrich.

Wie lange im Voraus ist ein Sturm wie „Xynthia“ vorhersehbar?

Dies ist von Ereignis zu Ereignis unterschiedlich, typischerweise aber drei Tage. Details der Zugbahn, Intensität und Dauer der Stürme sind kaum lange im Voraus einzuschätzen.

Welche Schwierigkeiten stellen sich hier?

Ziel ist es, eine gute Vorhersage möglichst früh zu bekommen. Allerdings gibt es häufig eine ganze Reihe möglicher Wetterentwicklungen, die berücksichtigt werden müssen. Die Stärke der Windgeschwindigkeit vor Ort kann mit den Vorhersagemodellen oft nicht genau genug abgeschätzt werden.

Müssen wir durch den Klimawandel mit häufigeren Stürmen rechnen?

Wir untersuchen, wie sich das Sturmrisiko infolge der steigenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre ändert. Klimasimulationen bis zum Ende dieses Jahrhunderts weisen darauf hin, dass sich das Risiko von Stürmen in Europa dadurch erhöht. In den bisherigen Beobachtungen ist jedoch kein eindeutiger Trend festzustellen.

Wie genau sind die Messungen?

Es gibt verschiedene Messgeräte für die Windgeschwindigkeit. Die Freie Universität hat ein eigenes Stadtmessnetz, dazu zählt seit 2010 eine Station für Windmessungen auf dem Berliner Funkturm. An weiteren neun Stationen werden etwa Lufttemperatur, Luftfeuchte, Niederschlag oder Erdoberflächen- und Bodentemperatur im Minutentakt gemessen. Pro Tag gehen 100 000 Werte an die Zentrale im Institut für Meteorologie.

Was geschieht mit diesen Daten?

Die Daten aus dem Stadtmessnetz dienen wissenschaftlichen Untersuchungen. Am Sitz unseres Institut auf dem Fichtenberg in Steglitz haben wir eine Wetterstation, deren Meldungen ins Netz der Wetterdienste einfließen. Die nationalen Wetterdienste sind für das offizielle Messnetz der jeweiligen Länder zuständig, in Deutschland ist das der Deutsche Wetterdienst (DWD). Es gibt zudem ein globales Wetterdatennetz, in dem die Meldungen weltweit verteilt werden.

Was passiert, wenn ein Orkan gemessen wurde?

Aktuelle Einschätzungen gehen in Deutschland vom DWD an die Einrichtungen der Katastrophenhilfe, etwa an die Feuerwehren der betroffenen Regionen. Amtliche Wetterwarnungen erhält die Bevölkerung über die öffentlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten und über die Homepage des DWD.

Die Fragen stellte Nicole Körkel.