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Dem Tanz auf der Spur

Cesc Gelabert ist neuer Valeska-Gert-Gastprofessor an der Freien Universität

18.04.2011

Cesc Gelabert in dem Solo "Schwarz Weiß Zeigen".

Cesc Gelabert in dem Solo "Schwarz Weiß Zeigen".
Bildquelle: Gert Weigelt

Von Mira Moschallski

Wie wirkt Tanz auf den Zuschauer? Welche bleibenden Eindrücke hinterlässt er beim Publikum? Im Rahmen der Valeska-Gert-Gastprofessur der Freien Universität Berlin wird der katalanische Tänzer und Choreograf Cesc Gelabert im Sommersemester 2011 diesen Spuren gemeinsam mit den Studenten des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft nachgehen. Tanz und seine Arbeit betrachtet er nicht als abgegrenzt vom Alltag: „Ich verstehe meine Tätigkeit als Tänzer und Choreograf als einen gemeinsamen Akt – als etwas, das sich auf alle Aspekte des Lebens ausweitet.“

Der in Barcelona geborene Gelabert ist gegenwärtig eine der einflussreichsten Personen im zeitgenössischen Tanz Spaniens. Als vielseitiger und unabhängiger Künstler trug er maßgeblich zur Entstehung der spanischen Tanzkultur bei. Er fand jedoch erst nach seinem Architekturstudium zum Tanz; seine erste Choreografie entstand 1972. In Zusammenarbeit mit der Tänzerin Lydia Azzopardi gründete er 1985 die Tanzkompanie „Gelabert Azzopardi Companyia de Dansa“, mit der er international mit mehr als 25 Produktionen auf Tournee ging. Besonders die Stücke „Requiem de Verdi“ (1987) und Belmonte (1988) prägten den spanischen Tanz nachhaltig. Darüber hinaus arbeitete Gelabert mit Ausnahmekünstlern wie Mikhail Baryshnikov und David Hughes zusammen und choreografierte für das Ballett der Komischen Oper Berlin, das Lissaboner „Ballet Gulbenkian“ und für die Madrider Tanzgruppe „Larumbe Danza“.

Für seine Arbeit wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten „Premio Nacional de Danza“ des spanischen Kulturministeriums. Auch als Solotänzer machte er sich einen Namen und fiel besonders durch seine eindringlichen Rekonstruktionen von Soloprogrammen des 1992 verstorbenen deutschen Ausdruckstänzers Gerhard Bohner auf. Seine Interpretationen von „Im (Goldenen) Schnitt I und II“ (1996–1999) fanden international Anerkennung. Zuletzt präsentierte er in der Reihe „Politische Körper“ seine Rekonstruktion von Gerhard Bohners „Schwarz Weiß Zeigen“ im Dezember 2010 in der Akademie der Künste Berlin.

Im kommenden Sommersemester spürt Gelabert nun auf ganz andere Art den „Nachlass“ des Tanzes auf. Welche Spuren der Tanz beim Zuschauer hinterlässt, möchte er mit den Studenten auf theoretischem und praktischem Wege erforschen. In seinem Seminar „Die Spuren des Tanzes“ an der Freien Universität Berlin fragt er: „Was genau vermittelt Tanz und wie? Wie wird Bewegung wahrgenommen? Bis zu welchem Punkt bedingt sie uns?“ Gerhard Bohners Solo „Schwarz Weiß Zeigen“ von 1983 und Gelaberts Rekonstruktion des Werkes dienen dabei als Ausgangspunkt der Auseinandersetzung.

Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit werden am 27. April 2011 um 18.00 Uhr im Hörsaal des Instituts für Theaterwissenschaft vorgestellt. Den Abschluss der Gastprofessur bildet eine Lecture-Performance von Cesc Gelabert im Gespräch mit dem Programmbeauftragten der Akademie der Künste, Johannes Odenthal. Sie findet am 28. April 2011 um 20.00 Uhr im Rahmen der internationalen Konferenz „Tanz und Theorie“ des Zentrums für Bewegungsforschung der Freien Universität Berlin in den Uferhallen statt.