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Drei neue Projekte im Finale

Im Exzellenzwettbewerb haben ein Cluster und zwei Graduiertenschulen mit Beteiligung der Freien Universität Berlin die vorletzte Hürde genommen

18.04.2011

Die Entwicklungen in Ostasien nimmt eine Graduiertenschule in den Blick.

Die Entwicklungen in Ostasien nimmt eine Graduiertenschule in den Blick.
Bildquelle: Konfuzius-Institut

Die Graduiertenschule für Integrative Onkologie an der Charite will sich der Krebsbekämpfung widmen.

Die Graduiertenschule für Integrative Onkologie an der Charite will sich der Krebsbekämpfung widmen.
Bildquelle: Wibke Peitz

Die Vorentscheidung ist gefallen: Im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder haben drei Projekte unter Federführung oder mit Beteiligung der Freien Universität Berlin das Finale erreicht. Die Entwürfe für zwei Cluster und für eine Graduiertenschule wurden aus den 205 Skizzen ausgewählt, die 65 Hochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet eingereicht hatten. Die beteiligten Wissenschaftler müssen die Skizzen nun bis September zu kompletten Dossiers erweitern und bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft einreichen. Im Juni 2012 fällt die Entscheidung, welche der Graduiertenschulen bis 2017 mit bis zu 2,5 Millionen Euro pro Jahr gefördert werden und welche Cluster bis zu acht Millionen Euro pro Jahr erhalten.

Seltenen Erkrankungen auf der Spur

In der medizinischen Versorgung gilt: Häufige Erkrankungen stehen im Mittelpunkt, wenn es um die Suche nach einer wirkungsvollen Therapie geht. Wissenschaftler des geplanten Exzellenzclusters GenoRare der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsamen medizinischen Fakultät von Freier Universität und Humboldt-Universität, wollen das ändern. In einem berlinweiten Konsortium planen sie, Erkrankungen zu erforschen, die bislang wenig Beachtung finden, weil sie nur bei weniger als einem von 2000 Menschen vorkommen. „Seltene Erkrankungen sind paradoxerweise häufig“, erklärt der Sprecher der Initiative, Professor Stefan Mundlos. Er ist Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Genetik der Charité und des Max-Planck-Instituts für Molekulare Genetik.

Da es viele solcher Krankheiten gebe, sei ein großer Teil der Bevölkerung davon betroffen: Allein in Deutschland litten vier Millionen Menschen unter einer seltenen Erkrankung, in der Europäischen Union seien es etwa 30 Millionen, betont Mundlos: „Es gibt beispielsweise mehr als 300 verschiedene Formen von Kleinwuchs.“ Jede von ihnen habe unterschiedliche Ursachen und müsse unterschiedlich behandelt werden. Doch wie? Da die Mehrzahl der seltenen Erkrankungen vermutlich eine genetische Ursache hat, wollen die Wissenschaftler im Cluster GenoRare neue Verfahren entwickeln, mit denen das menschliche Genom analysiert werden kann. Damit zum Wohl der Patienten künftig auch das Seltene mehr beachtet und richtig diagnostiziert wird.

Ostasien im Blick

„Ostasien als Region hat sich in seiner Geschichte noch nie so stark gewandelt wie in den vergangenen Jahren“, sagt die Japanologie-Professorin Verena Blechinger-Talcott. Die Veränderungen beträfen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur gleichermaßen. Die Freie Universität will diesen Veränderungen Rechnung tragen: Aus Mitteln der Exzellenzinitiative wird eine Graduiertenschule für Ostasienstudien eingerichtet, die ein Netzwerk aus Universitäten und Institutionen in Asien, den USA und Europa trägt. „Wir wollen das Wissen über diese wichtige Weltregion erweitern“, sagt Verena Blechinger-Talcott, designierte Sprecherin der geplanten Schule. Doktoranden sollen dazu in Fächern mit einem Bezug zu Ostasien ausgebildet werden – darunter Japanologie, Koreastudien und Sinologie –, und sie sollen fundierte theoretische und methodische Kenntnisse in Disziplinen wie der Politik- und Geschichtswissenschaft, der Rechts- und Wirtschaftswissenschaft sowie Ethnologie und Kulturwissenschaften erlangen. Ein wichtiger Bestandteil des Programms ist eine Ausbildungsphase in Ostasien. Die Initiatoren der Graduiertenschule wollen den Dialog zwischen Doktoranden und Wissenschaftlern über Kontinente und Fachdiziplinen hinweg vertiefen – und den Wandel in Ostasien begreifbar machen.

Strategien gegen den Krebs

Krebs zählt zu den größten Herausforderungen für die Medizin: Statistiken zufolge sind daran etwa 1,45 Millionen Menschen in Deutschland erkrankt, und in jedem Jahr wird Krebs in rund 450 000 Fällen neu diagnostiziert. Dem Kampf gegen diese Krankheit soll sich auch eine Schule für Doktoranden widmen: die im Rahmen der Exzellenzinitiative beantragte Berliner Graduiertenschule für Integrative Onkologie der Charité. „Einen Schwerpunkt bilden die Erforschung der molekularen Grundlagen von Krebs und die Möglichkeiten der Entwicklung neuer Therapien“, erläutert Professor Clemens Schmitt, Direktor des Molekularen Krebsforschungszentrums und leitender hämatologisch-onkologischer Oberarzt an der Charité. Bei der Planung der Schule kooperieren zahlreiche Institutionen Berlins und Forscher unterschiedlicher Fächer. Angestrebt sei eine Verflechtung zwischen biowissenschaftlicher Forschung und klinischer Anwendung, sagt Schmitt. Durch die Arbeit über Disziplinen hinweg sollen in der Schule junge hochtalentierte Naturwissenschaftler mit angehenden Ärzten ausgebildet werden, neuartige Verfahren zur Entdeckung von Krebs zu erarbeiten und Therapiestrategien zu entwickeln.

Weitere Informationen

Die Freie Universität ist mit vielen weiteren Projekten in der neuen Exzellenzrunde am Start. Sie stellt einen Fortsetzungsantrag für ihr 2007 ausgezeichnetes Zukunftskonzept Internationale Netzwerkuniversität, mit dem sie eine von bundesweit neun Exzellenzuniversitäten wurde. Außerdem bewirbt sie sich für die Fortsetzung der 2006 und 2007 bewilligten Exzellenzcluster und Graduiertenschulen.

Im Cluster Topoi, einem Projekt mit der Humboldt-Universität, werden die Beziehungen zwischen Raum und Wissen in den Zivilisationen des Vorderen Orients, des Mittelmeerraums und des Schwarzmeerraums vom 6. Jahrtausend v. Chr. bis 500 n. Chr. erforscht.
Im Cluster Languages of Emotion wird die Sprache der Gefühle ergründet (über beide Projekte lesen Sie mehr auf Seite 7 dieser Beilage).
Forscher des Clusters NeuroCure der Charité suchen nach neuen Erkenntnissen zur Funktion des Nervensystems, um zügig Therapien für neurologische Erkrankungen entwickeln zu können.
Im Cluster Unifying Concepts in Catalysis der Technischen Universität, an dem die Freie Universität beteiligt ist, wird das volkswirtschaftlich wichtige Gebiet der Katalyse erforscht.

In der Kategorie der Graduiertenschulen beantragt die Universität neue Mittel für ihre Friedrich Schlegel Graduate School of Literary Studies, in der die Kompetenzen im Text-, Kultur- und Medienvergleich gefördert werden.
Die Graduiertenschule Muslim Cultures and Societies vermittelt Kenntnisse darüber, wie der Islam Kultur, Recht und Politik der Gesellschaften beeinflusst, die als muslimisch oder islamisch geprägt bezeichnet werden.
An der Graduiertenschule Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies der Charité untersuchen Doktoranden, wie Zellen beeinflusst werden können, um die Gewebe-Regeneration für die Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen zu stimulieren.
An der Graduate School of North American Studies wird der Wandel der nordamerikanischen Gesellschaften erforscht.
Die Berlin Mathematical School, ein Projekt der Freien Universität, der Technischen Universität und der Humboldt- Universität, bietet die Möglichkeit einer strukturierten und intensiv betreuten Promotion im Fach Mathematik.

Siehe auch: www.excellence-fu.de