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Kaderschmiede für Kulturmanager

Vor 20 Jahren wurde der Grundstein für das Institut für Kultur- und Medienmanagement gelegt

15.08.2011

Die Studierenden des IKM profitieren von der internationalen Ausrichtung des Instituts. Teilnehmer der Summer Academy 2011 vor dem Today Art Museum Peking.

Die Studierenden des IKM profitieren von der internationalen Ausrichtung des Instituts. Teilnehmer der Summer Academy 2011 vor dem Today Art Museum Peking.
Bildquelle: Johanna Schüller

Einen dreisemestrigen Zertifikatsstudiengang zu entwickeln und aufzubauen, zunächst modellhaft, ohne Budget – das war die Aufgabe, vor der Klaus Siebenhaar 1991 stand. 20 Jahre später ist daraus eine Erfolgsgeschichte geworden: Rund 470 Interessierte haben sich für das kommende Semester auf die 25 Plätze des Masterstudiengangs „Arts and Media Administration“ beworben, und die große Anzahl der lehrwilligen Dozenten kann kaum im Semesterplan untergebracht werden. Außerdem gibt es mittlerweile vier Kompetenzzentren und ein großes Netz an nationalen wie internationalen Kooperationen.

Angefangen hatte alles mit dem damaligen Institut für Kommunikationsgeschichte und angewandte Kulturwissenschaften der Freien Universität.

Von hier startete der Institutsleiter Klaus Siebenhaar mit dem Auftrag, für die Hochschule für Musik Hanns Eisler (HfM) einen Studiengang Kulturmanagement zu entwickeln. „Es war ein großes unternehmerisches Abenteuer. Keiner wusste wie es funktioniert, keiner hatte einen Masterplan. Ich bekam eine Chance und habe sie ergriffen“, sagt Siebenhaar, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität und Direktor des Instituts für Kultur- und Medienmanagement, das1995 aus dem Studiengang hervorging. „Im Prinzip habe ich mir einen Traum erfüllt.“ Schon während seines Studiums der Literaturwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaft an der Freien Universität habe er sich eine stärkere Präsenz der künstlerischen Wirklichkeit in der Wissenschaft gewünscht.

 

2004 wurde das Institut für Kultur- und Medienmanagement (IKM) an der Freien Universität angesiedelt – und Siebenhaar kehrte zurück an seinen alten Fachbereich. „Da schloss sich der Kreis, von hier bin ich aufgebrochen, und hierher bin ich zurückgekehrt“, sagt der 59-Jährige. Aus dem inzwischen entstandenen viersemestrigen Diplomstudiengang wurde der Masterstudiengang „Arts and Media Administration“.

Auf die Frage nach der Substanz des Studiengangs antwortet Siebenhaar schlicht: „Berlin“. Und so, wie sich die Hauptstadt kontinuierlich veränderte, so wurde auch der Studiengang regelmäßig neu akzentuiert. „Ich wollte immer ganz nah an den gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen sein“, sagt Siebenhaar. Der Grundsatz war stets, Theorie mit Handlungs- und Erfahrungswissen zu verbinden. Von Anfang an hat das Institut große Praxisprojekte entwickelt. „Es ist eine Herausforderung für Studierende, selbst Verantwortung zu übernehmen, aber auch den Umgang mit Künstlern und anderen Partnern zu meistern.“

Früh hat das IKM nicht nur nach nationalen, sondern auch nach internationalen Kooperationspartnern gesucht. Seit zwölf Jahren veranstaltet es jährlich eine zweiwöchige Exkursion nach New York und Las Vegas. Die Studierenden bekommen die Möglichkeit, die Arbeitsabläufe in großen Kultur- und Medieninstitutionen kennenzulernen wie der Metropolitan Opera, dem Museum of Modern Art (MoMA), der New York Times, des Senders CNN und der New York Public Library. In Las Vegas wurden die Studierenden vom Oberbürgermeiser der Stadt, Oscar B. Goodman, empfangen. „Das war eine tolle Erfahrung“, erzählt Elias Sievernich. „Wir haben leitende Verantwortliche aus großen Kulturinstitutionen und Medienunternehmen getroffen und konnten ihnen auf Augenhöhe Fragen stellen. Für mich war es sehr aufregend, hinter die Kulissen schauen zu dürfen und zu sehen, was dort an Organisation und an Kreativität steckt.“

Sievernich absolvierte nach seinem Bachelor-Abschluss an der London School of Economics von 2007 bis 2009 den Master am IKM und promoviert dort derzeit. „Das Besondere am IKM ist die Verbindung aus wissenschaftlicher Lehre und Praxis. Das ist spannend“, sagt der 28-Jährige.

Das IKM ist mittlerweile Ausgangspunkt zahlreicher Beratungs- und Forschungsaktivitäten, die im Lauf der Jahre in vier Kompetenzzentren gebündelt worden sind: die Berlin Media Professional School (BMPS), das Zentrum für Audience Development (ZAD), das Zentrum Kulturmanagement in China (KUMA) und das Zentrum für Deutsch-Türkische Studien (ZDTS).

Eines der Zentren, KUMA, organisiert im Herbst zum dritten Mal das Qualifizierungsprogramm „Kulturmanagement in China“, bei dem chinesische Nachwuchsführungskräfte die Gelegenheit erhalten, Inhalte und Strukturen des deutschen und europäischen Kulturmanagements kennenzulernen. Das Programm ist Teil der Initiative „Kultur und Entwicklung“ des Goethe-Instituts, das hierfür von der Stiftung Mercator durch Fördergelder unterstützt wird. Erstmals bietet KUMA in diesem Jahr gemeinsam mit dem Goethe-Institut Shanghai, der Theaterakademie Shanghai und der Poly Kultur Co. Ltd. das sechswöchige Weiterbildungsprogramm an der staatlichen Theaterakademie Shanghai an.

Seit knapp zwei Jahren besteht eine Kooperation zwischen dem Zentrum für Deutsch-Türkische Studien und der Fakultät für Kommunikation der Bahçesehir Universität Istanbul. Im Oktober 2010 wurde erstmalig die Fall Academy organisiert, bei der türkische Studierende in Berlin die deutsche Medienlandschaft kennenlernten. Anfang dieses Jahres traten Sievernich und acht Masterstudenten des IKM den Gegenbesuch an. Über zwei Wochen erkundeten sie mit Wissenschaftlern und hochrangigen Praxisvertretern die Medien- und Kulturlandschaft Istanbuls.

„Wir haben große Entwicklungsschritte gemacht, bei denen wir uns auch neu positioniert haben“, sagt Klaus Siebenhaar. „Im Augenblick verstärken wir die internationale Strategie. In unserem Jubiläumssemester sind wir in New York, Las Vegas, Istanbul, Peking und Shanghai aktiv.“ Die ausgeprägte Internationalität findet auch Elias Sievernich besonders reizvoll: „Als Student zum Austausch in die USA, die Türkei und nach China fahren zu können, ist aufregend und lehrreich zugleich – und es passt zur Freien Universität als internationaler Netzwerkuniversität.“

Klaus Siebenhaar ist Professor für Neuere deutsche Literatur. Er begründete das Institut für Kultur- und Medienmanagement (IKM) der Freien Universität, das er bis heute leitet.