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Jung, muslimisch, aktiv

Die Jurastudentin Betül Ulusoy engagiert sich für religiöse Toleranz

15.08.2011

Betül Ulusoy, Jura Studentin und Deutsche mit türkischen Wurzeln, plädiert für Gerechtigkeit und Toleranz.

Betül Ulusoy, Jura Studentin und Deutsche mit türkischen Wurzeln, plädiert für Gerechtigkeit und Toleranz.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Betül Ulusoy hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun, denn die angehende Juristin engagiert sich neben ihrem Studium im interreligiösen Dialog. Als Mitglied der JUGA-Initiative („jung, gläubig, aktiv“) organisiert sie mit Jugendlichen unterschiedlicher Glaubensrichtungen Veranstaltungen zum zehnten Gedenktag der Anschläge vom 11. September. Nun ist ein Fernsehsender auf die 22-Jährige aufmerksam geworden und begleitete sie einen Tag lang an der Freien Universität.

Als Betül Ulusoy noch zur Schule ging, war das Interesse an ihr nicht immer positiv motiviert. Obwohl sie von klein auf hervorragende Leistungen erbrachte, stand bisweilen nicht ihre Person, sondern ein Stück Stoff im Mittelpunkt.

„Einmal nahm mich sogar meine Schuldirektorin beiseite und sprach mich auf mein Kopftuch an. Ich musste mich geradezu dafür rechtfertigen, dass ich es trage“, sagt die Deutsche mit türkischem Hintergrund. Im akademischen Umfeld hat sie ähnliche Situationen noch nicht erlebt. Im alltäglichen Leben aber ist sie immer wieder beispielsweise mit Verkäuferinnen konfrontiert, die nur zu ihr unfreundlich sind.

Auch in der Arbeitswelt fallen Betül Ulusoy die irritierten Blicke auf, wenn sie nach erfolgreicher schriftlicher Bewerbung zum persönlichen Vorstellungsgespräch erscheint. „Ich will mich aber nicht als Opfer fühlen oder von anderen auf meinen muslimischen Glauben reduziert werden, sondern ich will mit meiner Persönlichkeit und durch mein fachliches Können überzeugen“, sagt die Jurastudentin. Dass sie in ihrem Fach etwas leisten kann, bewies sie im internationalen „Moot Court“, einem simulierten Schiedsgerichtsverfahren, bei dem sie mit ihrem Team sogar die Wettbewerber aus Harvard schlug. Doch nicht nur an der Universität erzielt Betül Ulusoy Erfolge, sondern auch mit ihrem Engagement im interreligiösen Dialog.

Sie ist Mitglied des Projekts JUMA („jung, muslimisch, aktiv“), das die Initiative JUGA zum Gedenktag des 11. September ins Leben gerufen hat, unterstützt von der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Im September veranstalten die Mitglieder der Initiative gemeinsam mit Jugendlichen unterschiedlicher Glaubensrichtungen Aktionen für Toleranz und gegenseitigen Respekt. Unter dem Motto „We build a COMMON future“ wollen sie ihre Trauer über das Geschehen am 11. September, aber auch Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft festhalten. Mit einem interreligiösen Gebet möchten sie zeigen, dass ein friedliches Zusammenleben verschiedener Konfessionen möglich und vielerorts längst Wirklichkeit ist.

Der Einsatz für das Recht ist Betül Ulusoy besonders wichtig. Für sie stand nach dem Abitur zweifelsfrei fest, Juristin werden zu wollen, die Freie Universität war dabei ihre erste Wahl. „Ich hatte als Teenager wie viele andere eine Phase, in der ich die Welt retten wollte“, meint sie augenzwinkernd. „Heutzutage bin ich Realistin, das Fach Jura und mein gesellschaftliches Engagement bieten gute Möglichkeiten, meinen Beitrag für mehr Gerechtigkeit zu leisten.“

Im Internet:

www.juma-projekt.de