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Die Krise und ihre Folgen

Nancy Fraser forscht an der Freien Universität

12.12.2011

Zu Gast: Nancy Fraser (Mitte), Christian Martin, Einstein-Stiftung (l.), Ethan Miller, Postdoktorand in Nancy Frasers Arbeitsgruppe "Krise der Demokratie" (r.).

Zu Gast: Nancy Fraser (Mitte), Christian Martin, Einstein-Stiftung (l.), Ethan Miller, Postdoktorand in Nancy Frasers Arbeitsgruppe "Krise der Demokratie" (r.).
Bildquelle: Frank Nürnberger

Nancy Fraser ist eine der berühmtesten Feministinnen der Welt. Die Politologin, die an der renommierten New School for Social Research in New York arbeitet, wurde zum ersten Einstein-Visiting-Fellow an der Graduiertenschule für Nordamerikastudien des John-F.-Kennedy-Instituts der Freien Universität ernannt. Im Eröffnungsvortrag „Can Society be Commodities all the Way Down?“ sprach sie über die Weltwirtschaftskrise und plädierte dafür, sich in Krisenzeiten nicht nur mit ökonomischen Fragstellungen zu beschäftigen, sondern auch die sozialen und ökologischen Konsequenzen für die Gesellschaft zu berücksichtigen. Fraser stützte sich auf den Wirtschaftswissenschaftler Karl Polanyi (1886–1964), als sie von einer „Marktgesellschaft“ sprach, in der alle sozialen Bereiche den prekären Gesetzen der Ökonomie gehorchten.

Heute sei eine Monetarisierung der „fiktiven Waren Arbeit, Grund und Boden“ zu beobachten, die keinen stabilen und geschützten Wert mehr hätten, sondern den unberechenbaren Triebkräften des Marktes unterworfen seien. Dies sei paradoxerweise nicht nur „ein Angriff auf die Substanz des sozialen Zusammenhalts, sondern auch einer auf die Funktionsmechanismen der Marktwirtschaft insgesamt“.

Fraser kritisierte die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche mit dem terminologischen Rüstzeug von Polanyi, wobei sie gleichzeitig den „blinden Fleck“ des (männlichen) Ökonomen aufzudecken suchte. Sie forderte schließlich eine Kritik der politischen Ökonomie, die sich in gleichen Teilen der Integration, Sicherheit, Emanzipation und sozialen Gerechtigkeit verpflichtet fühlt.