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Mut zur Musik

Donka Miteva ist neue Dirigentin des Collegium Musicum

12.12.2011

Die Neue am Pult: Donka Miteva löst nach 22 Jahren Manfred Fabricius ab. Mit dem Collegium Musicum hat auch sie viel vor.

Die Neue am Pult: Donka Miteva löst nach 22 Jahren Manfred Fabricius ab. Mit dem Collegium Musicum hat auch sie viel vor.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

„Als Dirigent muss man eine gewisse Autorität besitzen, man sollte sich aber nicht autoritär verhalten“, sagt Donka Miteva. Mit der 32-jährigen Bulgarin steht erstmals in der Geschichte des Collegium Musicum eine Frau am Pult. Donka Miteva setzt auf menschliches Gespür und gute Kommunikation. Mit Erfolg: Unter 187 Bewerberinnen und Bewerbern wurde sie zur Nachfolgerin von Manfred Fabricius gewählt, der sich im Juli nach 22 Jahren als musikalischer Leiter der gemeinsamen Einrichtung von Freier Universität und Technischer Universität Berlin verabschiedet hatte. Inzwischen liegen die ersten Probenwochen hinter und die ersten Konzerte vor der Dirigentin: Am 22. Januar 2012 gibt Donka Miteva mit dem traditionellen Semesterabschlusskonzert des Collegium Musicum in der Berliner Philharmonie ihr Debüt.

Das Konzert ist bereits ausverkauft. Ein bisschen Aufregung gehöre zu jedem Auftritt, sagt sie, unter Lampenfieber leide sie aber nicht: „Ich freue mich immer auf das Dirigieren.“

Nervös sei sie gewesen, als sie selbst musizierte. Vielleicht rührt daher ihr Verständnis für die Musikerinnen und Musiker – Mut zuzusprechen sieht sie als wesentlichen Teil ihres Jobs: „Jeder Einzelne muss spüren, dass er wichtig ist und geschätzt wird.“ Schon mit fünf Jahren erhielt die aus einer Ingenieursfamilie stammende Donka Miteva in ihrer Heimatstadt Sofia Gesangs- und Klavierunterricht. Ihr Vater legte Wert auf eine umfassende Bildung. Mit 15 trat Donka Miteva einem Chor bei und war fasziniert vom selbstbewussten Auftreten der Chorleiterin. Bald stand für Miteva fest: Sie wollte selbst Dirigentin werden. Die Eltern reagierten besorgt, als sich die Tochter für die Musik und gegen das geplante Jura-Studium entschied – viel zu unsicher erschien ihnen ein Künstlerleben in Bulgarien. Der Tochter nicht: Mit 18 Jahren schrieb sie sich an der Staatlichen Musikhochschule „Pancho Vladigerov“ für das Studium der Chorleitung ein.

„Eine Frau werde ich niemals in meiner Klasse aufnehmen“, sagte ihr ein Professor ins Gesicht, als sie auch Kurse in Orchesterleitung belegen wollte. Da fasste sie einen weiteren wichtigen Entschluss: Sie ging nach Deutschland.

An der RobertSchumann-Hochschule Düsseldorf ließ sie sich von 2003 an zur Kapellmeisterin ausbilden, lernte Klarinette und Geige und arbeitete als Repetitorin und Chorleiterin an der Düsseldorfer Operette. 2007 engagierten sie die Städtischen Bühnen Münster als Chordirektorin und Kapellmeisterin. Nach vier Jahren sei es Zeit für eine Veränderung gewesen, sagt Donka Miteva. Sie wollte wieder in eine Großstadt - die Atmosphäre in Berlin gleiche ein wenig der von Sofia. Was sie am Wechsel aus dem professionellen Umfeld zu den studentischen Ensembles des Collegium Musicum gereizt hat? „Die vielen jungen Menschen sind unglaublich motiviert und musizieren auf einem sehr hohen Niveau“, sagt sie.

Als „anspruchsvoll, aber relativ gelassen“ beschreibt Donka Miteva ihren Arbeitsstil. Sie selbst ist sehr genau, könnte man ergänzen: In den ersten beiden Semesterwochen haben sich zahlreiche Neue für Chor und Orchester vorgestellt. Allein zum Vorsingen für den Großen Chor kamen 200 Interessenten – Donka Miteva hat jeden einzelnen angehört. Das Repertoire der Dirigentin reicht von Barock, Klassik und Romantik bis zur Moderne, von Händel bis Hindemith. Diese Breite möchte sie auch am Collegium Musicum beibehalten: „Immer wieder neue Stilrichtungen zu erkunden, lässt Raum für persönliche Entwicklungen und musikalische Feinheiten.“

Die Lust an der Vielfalt teilt die Musikerin mit Manfred Fabricius, ihrem Vorgänger am Pult. Mit ihm tauscht sie sich aus und holt sich Rat. Von Anfang an habe sie sich vom Collegium Musicum willkommen gefühlt – das liege auch an der Unterstützung durch Geschäftsführer Bernhard Wyszynski.

Mindestens drei Stunden dauert eine Probe, die Arbeit am Pult kann anstrengend sein, gerade wenn Konzerte bevorstehen. Donka Miteva entspannt bei Reisen und hält sich fit mit Sport. Auch hier steckt sie sich hohe Ziele: Sie klettert und hat das Gleitschirmfliegen für sich entdeckt, ein Fallschirmsprung würde sie reizen. Und im Jahr 2012 will sie hoch hinaus. Donka Miteva plant, den Mont Blanc zu besteigen: „Man muss immer wieder über sich selbst hinauswachsen und mutig sein.“