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Série de palestras “A História como arma” (livestream)

22.01.2020 | 12:15 - 13:45

Palestra do Prof. Dr. Dieter Gosewinkel: “‘Tortura de Estado’ em Stammheim? Um mito conveniente da Fração do Exército Vermelho – RAF (‚Staatsfolter‘ in Stammheim? Ein wirksamer Mythos der Roten Armee Fraktion)”

– Todas as palestras da série serão em alemão. –

Mittwoch 22. Januar 2020, 16:15 Uhr (MEZ) l 12:15 Uhr (Zeitzone Brasília)

Am 18. Oktober 1977 wurden drei führende Mitglieder der Roten Armee Fraktion, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, tot in ihren Zellen der Justizvollzugsanstalt Stammheim aufgefunden. Eine vierte inhaftierte Terroristin, Irmgard Möller, überlebte, schwer verletzt, die „Todesnacht von Stammheim.“ War dies der endgültige Beweis für die staatliche Misshandlung, schließlich gar Ermordung der inhaftierten Terroristen durch den Staat? Seit Jahren kursierte in Unterstützerkreisen der RAF und erheblichen Teilen einer kritischen Öffentlichkeit der Verdacht, im Stuttgarter Gefängnis werde ‚Staatsfolter‘ verübt, die nunmehr im ‚Staatsmord‘ kulminiert sei. Diese Erzählung vom staatlichen Terror gegen „politische Gefangene“ wurde in den Augen der Kritiker zur historischen Wahrheit und diese Wahrheit zur Waffe. Bereits vor der Stammheimer Todesnacht hatte der Vorwurf der „Isolationsfolter“ der RAF viele Sympathisanten zugeführt, danach wurde das tief erschütterte Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit der Bundesrepublik zu einem überaus wirksamen Instrument der Rekrutierung und Mobilisierung weiterer Generationen im terroristischen Kampf. Der Vortrag geht der Entstehung des Verdachts und des Mythos der „Staatsfolter“ nach und rekonstruiert seine Verwendung als Waffe im politischen Meinungskampf, die über Jahrzehnte hinweg eine Spur der Gewalt durch die Geschichte der Bundesrepublik zog.

Link zum Livestream

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Ringvorlesung „Geschichte als Waffe“. Wintersemester 2019/2020

Seit dem Beginn des Umgangs mit Geschichte ist diese immer wieder genutzt worden, um bestimmte – in der Regel politische – Ziele zu erreichen. Die Spannbreite der Indienstnahmen reicht von offenkundigen Fälschungen über die Konstruktion und Verbreitung von Mythen und Verschwörungstheorien. Alle diese Formen der Instrumentalisierung haben den Objektivitäts- und Wahrheitsanspruch dementiert, der im 19. Jahrhundert für die Entstehung der Geschichtswissenschaft konstitutiv war. Fälschungen, Mythen und Verschwörungstheorien beruhen stets auf der Absicht, zu täuschen. Damit behandelt die Ringvorlesung eine viel versprechende wissenschaftliche Fragestellung, die zugleich ein aktuelles politisches Problem berührt. Fälschungen, Mythologisierungen und Verschwörungstheorien können eine erhebliche politische und gesellschaftliche Verunsicherung und Destabilisierung hervorrufen, wie Hannah Arendt schon 1974 erkannte: „Wenn jeder dich immerzu anlügt, dann ist die Folge nicht, dass du die Lügen glaubst, sondern vielmehr, dass keiner mehr irgendetwas glaubt.“

Konzeption: Prof. Dr. Ernst Baltrusch, Prof. Dr. Arnd Bauerkämper

Die Ringvorlesung wird vom Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft in Kooperation mit dem GasthörerCard-Programm der Freien Universität Berlin durchgeführt.

Weitere Informationen und alle Titel der vergangenen Termine finden Sie hier und hier.