Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit an der Freien Universität besonders in Erinnerung geblieben?

Die FU jener Jahre ist für mich mit einer Vision vom Hochbetrieb in der Rost- und Silberlaube verbunden, von Vorlesung zu Seminar hastend.

Sonntags, wenn das Wetter mild war, im Biergarten der Luise zu sitzen, Benjamin oder Novalis lesend.

Gute Unterhaltungen mit einem besonders pfiffigen Kommilitonen in der Germanistik, der heute Präsident der FU ist, Peter-André Alt.

Einer meiner Kommilitonen hatte Zugang zum AStA-Kontingent für Studentenkarten in der Philharmonie. Wir haben viele Abende dort auf den Bänken hinter dem Orchester verbracht. Besonders erinnere ich mich an Konzerte mit Karajan und Rostropovich.

Mit dem theaterwissenschaftlichen Seminar von Prof. Arno Paul über das englische Theater der Gegenwart sind wir im Herbst 1981 für eine Woche nach London gefahren und haben viele Vorführungen besucht und Feldforschung betrieben. Eine großartige Bildungsreise!

1982 bewarb ich mich über das Auslandsamt der FU bei Fulbright und bekam ein USA-Stipendium für das Jahr 1983/84. Der Aufenthalt war für mein weiteres Leben bestimmend, da ich nun in den USA lebe und lehre.

Was ist das Wichtigste, das Sie hier gelernt haben?

Selbstständig arbeiten.

Welchen Tipp würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute geben?

Unbedingt, sich Studentenorganisationen oder Interessenkreisen anzuschliessen. Berlin war damals eine Stadt, in der es nicht leicht war, persönlichen Anschluss zu finden. Und sich das soziale und geographische Umfeld genau auswählen. Damals wohnte ich in Steglitz anstatt, wie die meisten Studenten, in Kreuzberg. Ein Fehler.

Wenn ich der Freien Universität zum 70. Geburtstag etwas schenken dürfte,…

Die FU ist jetzt offiziell eine alte Dame. Sie soll sich mit der HU zum Kaffee treffen und kriegt 'ne Flasche Sekt dazu.