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Esther Saoub, Alumna der Freien Universität Berlin

Lieblingsort: Wintergarten ehemaliges Institut für Literaturwissenschaft

21.11.2023

Esther Saoub

Esther Saoub
Bildquelle: SWR, Patricia Nelligan

Was haben Sie an der Freien Universität Berlin studiert?

Ich habe von 1994 bis 1998 Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Islamwissenschaft und Judaistik auf Magister Artium studiert, mit einem Auslandsjahr in Syrien.

Was ist Ihre derzeitige Tätigkeit?

Ich arbeite als Journalistin und bin Leiterin der Abteilung Religion und Welt beim Südwestrundfunk.

Was ist Ihr Lieblingsort an der Freien Universität?

Mein Lieblingsort an der Freien Universität ist der Wintergarten des ehemaligen Instituts für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Hüttenweg 9. Die Backsteinvilla aus den 1920ern steht noch, aber das Institut ist umgezogen in die Habelschwerdter Allee. Immerhin hat es jetzt einen aussagekräftigeren Namen: Peter Szondi Institut.

Warum ist dieser Ort an der Freien Universität für Sie besonders?

Der Wintergarten gehörte zur damaligen Bibliothek im Erdgeschoss der Villa und blickte auf den Garten - eine mittelmäßig gepflegte Wiese, die Ruhe ausstrahlte, wann immer wir vom Buch aufblickten.

Das war ja ein Studium ohne Laptop oder Google, aber mit Türmen von Büchern. Die konnte man bis zum nächsten Tag auf dem Tisch im Wintergarten liegenlassen.

Das Institut war so klein, dass alle, die wollten, einen Tisch gefunden haben. Am liebsten natürlich ganz vorne am Fenster, wegen des Blicks. Es war ein Gefühl wie im Wohnzimmer (denn das war die Bibliothek der Villa ja mal), und dennoch streng genug, um bei der Sache zu bleiben.

Wie hat die Freie Universität Sie verändert?

Ich habe mir erst die Stadt rausgesucht, dann die Uni und dann die Studienfächer. Hätte es andere Fächer gegeben, hätte ich was anderes studiert. So wurde es diese seltsame Kombination aus Literatur und Nahost, die oft kommentiert wurde mit einem ”was willst du denn damit mal werden?”.

Von den Menschen, die mich an der FU unterrichteten, hat mir niemand diese Frage gestellt. Alle gaben mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu lernen. Das hat mir eine Zuversicht gegeben, die bis heute anhält.

Was haben Sie an der Freien Universität/in der Welt/… verändert?

Als 1991 der Golfkrieg ausbrach, haben wir die Lehrenden der Islamwissenschaft gedrängt, sich öffentlich zu äußern, und eine politischere Ausrichtung des Institutes angestrebt.

Diese Haltung habe ich auch mit in die Welt genommen, etwa als ARD Korrespondentin in Kairo: Es ging und geht mir um Differenzierung in der Lehre und Berichterstattung über den Nahen Osten, den Islam, das Judentum. Vielleicht hat das an winzigen Stellen was verändert.

Was glauben Sie, wie die Universität/die Lehr- und Lernorte/die Studierenden/das Lernen sich in Zukunft verändern werden?

Wir erleben gerade eine Art intellektuelle Industrialisierung im Eiltempo. Universitäre Forschung und Lehre spielen hier eine sehr wichtige Rolle: Wer künftig studiert, sollte einen kritischen und umsichtigen Umgang mit künstlicher Intelligenz und damit auch mit jeder Art von Information lernen. Transparente Quellen sind wichtiger denn je.

Wir haben sie damals im Wintergarten des Instituts in Fußnoten geschrieben - die Uni von morgen wird neue Wege finden, das Belegbare vom Behaupteten, das Eigene vom KI-Generierten zu trennen.