Springe direkt zu Inhalt

Ansprache/Kommunikation

Sukkulente

Sukkulente

Gut im Gespräch zu sein, ist ein Dreh- und Angelpunkt für das Gelingen des Wiedereinstiegs, das zeigt sich in Studien und in Interviews mit Betroffenen immer wieder. Doch anders als in den meisten arbeitsbezogenen Gesprächen steht beim Wiedereinstieg plötzlich Persönliches im Mittelpunkt. Daher finden Sie in diesem Abschnitt aufbauend auf dem Abschnitt „Bewährte Anregungen für einen gelingenden Wiedereinstieg“ Hinweise, wie Sie und Ihr Team mit dieser Situation im Rahmen Ihrer professionellen Rolle gut umgehen können.

Was bzw. wie viel darf ich als Führungskraft fragen? Generell gilt, dass es sich bei allen Informationen zur Erkrankung um besonders zu schützende personenbezogene Daten handelt und daher die bzw. der Betroffene allein entscheidet, wer welche Informationen erhält. Sie dürfen zwar nach der Diagnose fragen (und Ihr*e Mitarbeiter*in braucht Ihnen nicht zu antworten), aber wir empfehlen, das nicht zu tun. Fragen Sie stattdessen nach dem Befinden. Zum einen gefährdet die Frage nach der Diagnose im Zweifelsfall das Vertrauensverhältnis und zum anderen ist es für eine gelingende Wiedereingliederung vielmehr erforderlich zu verstehen 1) welche arbeitsrelevanten Auswirkungen die Erkrankung hat und 2) wie die vollständige Genesung und Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit im Arbeitskontext unterstützt werden kann. In diesem Zusammenhang lohnt es sich auch zu erfragen, inwieweit die Erkrankung aus Sicht der bzw. des Rückkehrenden mit der Arbeit zu tun hat. Über diese Punkte sollten Sie ins Gespräch kommen.

Persönliches steht plötzlich im Mittelpunkt

Es kann allerdings sein (und kommt auch recht häufig vor), dass sich Ihr*e Mitarbeiter*in entscheidet, Ihnen (und/oder dem Team) davon zu berichten, was zum langen Ausfall geführt hat und wie es ihr bzw. ihm ergangen ist. Hören Sie in dem Fall aufmerksam zu und zeigen Sie Interesse und Anteilnahme, fragen Sie nach. Bleiben Sie dabei in Ihrer Rolle als Führungskraft. Achten Sie darauf, wieviel Sie selbst hören wollen und ggf. verkraften können und machen Sie dies der bzw. dem Rückkehrenden ggf. weich und einfühlsam deutlich. Bedanken Sie sich für das Vertrauen, sichern Sie den vertraulichen Umgang mit dem Erfahrenen zu und stellen Sie ihn sicher.

Was bzw. wie viel darf mein Team fragen?

Es gibt auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort. Da Ihre Mitarbeiter*innen eine andere Rolle haben als Sie als Führungskraft, gibt es für diese einen anderen Spielraum.

In den meisten Fällen ist Offenheit besser als Rätselraten und Rückzug. Unterstützen Sie Ihr Team dabei Verunsicherung anzusprechen, wenn es möglich und passend ist. Beispiele und weitere Hinweise finden Sie unter „Hinweise von Betroffenen an Führungskräfte und das Team“. Sie werden häufig erleben, dass es auch auf Seiten der oder des Rückkehrenden durchaus eine Bereitschaft gibt, offen mit der Situation umgehen zu können – wenn Vertrauen vorhanden ist und solange es selbstbestimmt ist bzgl. Zeitpunkt und Umfang. Für das Team ist es hilfreich sich klarzumachen, dass viele Wiederkehrende nach vorn schauen und endlich einen Alltag leben möchten, nachdem die Erkrankung lange im Zentrum stand.

Wie kann bei belastetem Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in kommuniziert werden?

Wenn Sie Ihr Verhältnis zu der bzw. dem Rückkehrenden von einer oder beiden Seiten als belastet einschätzen, empfehlen wir Ihnen, dies ernst zu nehmen und zu hinterfragen. Worum handelt es sich: lag beim Ausfall der bzw. des Mitarbeitenden ein Konflikt vor? Haben Sie den Eindruck, dass es von einer oder beiden Seiten Misstrauen, Vorbehalte oder Angst, Verärgerung o.ä. gibt? Haben Sie oder Andere die Vermutung, dass die Erkrankung möglicherweise mit dem Verhältnis zwischen Ihnen als Führungskraft und der bzw. dem Mitarbeitenden zusammenhängt?

Dann ist davon auszugehen, dass eine oder beide Seiten nicht unbelastet in Wiedereingliederung und die damit zusammenhängenden Gespräche gehen können.

Verweisen Sie an unterstützende Angebote

Ein Wiedereinstieg nach langer, schwerer Erkrankung kann eine komplexe Angelegenheit sein, in der Sie als Führungskraft manchmal auch eine Lotsenfunktion einnehmen. Glücklicherweise gibt es an der Freien Universität und darüber hinaus eine Vielfalt an hilfreichen Angeboten, an die Sie die bzw. den Rückkehrenden verweisen können und sollten. Diese sind unter „Unterstützungsmöglichkeiten/Angebote an der FU Berlin“ aufgeführt.

Wir möchten Ihnen dazu folgenden Anregungen mitgeben:

  • Lassen Sie sich im Zweifelsfall im Vorfeld des Gesprächs beraten, um mit Hilfe eines Außenstehenden Klarheit zur Situation zu finden und ein für alle hilfreiches Vorgehen zu entwickeln. Diese zeitliche Investition lohnt sich.
  • Führen Sie das Gespräch ggf. zu dritt.
  • Benennen Sie im Gespräch mit der bzw. dem Rückkehrenden, dass es etwas Belastendes gab/gibt und machen Sie zum Thema, dass es Ihnen darum geht, hierfür einen guten Umgang bzw. eine gute Lösung zu finden, damit der Wiedereinstieg gut gelingen kann.
  • Seien Sie bereit, Ihren eigenen Anteil an der Situation zu hinterfragen und zeigen Sie diese Bereitschaft auch.
  • Geben Sie wertschätzend und klar Feedback.