In den Jahren 2010 bis 2017 wurden die Freianlagen auf dem Alten Campus der Freien Universität zwischen dem Henry-Ford-Bau an der Boltzmannstraße und der Mensa in der Van’t-Hoff-Straße nach einem Entwurf der Landschaftsarchitekten Atelier Loidl neu geordnet. Der ungehinderte Blick auf die rahmenden Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften wurde durch einen kräftigen Rückschnitt von Wildwuchs der vergangenen Jahre wieder hergestellt und der Grünzug an die Dahlemer Parklandschaft entsprechend dem städtebaulichen Ursprungskonzept der 1950er Jahre wieder angeschlossen. Als besondere Plätze zum Aufenthalt entstanden die vergrößerte Mensaterrasse am Hauptweg mit Blick bis zum Henry-Ford-Bau und der Gartenplatz an der Boltzmannstraße 3.

Anlass für die Investitionsmaßnahme „Landschaftsgestaltung Campus Boltzmannstraße“ war die abgeschlossene Neugestaltung des Henry-Ford-Baus mit seinen Außenanlagen im Jahr 2006 und eine Schwachstellenanalyse der Landschaftsarchitekten Wallmann, auf deren Grundlage von der Technischen Abteilung ein konkurrierendes Gutachten unter drei Ingenieurbüros ausgeschrieben wurde, das Atelier Loidl für sich entschied.

Aufgrund des vorgefundenen schadhaften Bestands wurden in den Folgejahren Verbesserung aller Wege durch gute Berollbarkeit, barrierefreie Eingänge in die Gebäude und großzügige Vorplätze mit neuen Bänken angelegt. Die Fahrradstellplätze wurden vollständig durch Bügel ersetzt und ihre Anzahl nahezu verdoppelt. PKW-Stellplätze wurden mit Ausnahme einiger Plätze für Behinderte zurückgebaut und Schranken entfernt. Die Müllsammelplätze auf dem Gelände wurden zusammengefasst, neu geordnet und umzäunt. Die gesamte Beleuchtung der Freiflächen wurde erneuert, dabei konnten in den letzten Abschnitten schon energiesparende LED-Leuchten eingesetzt werden.

Daneben wurden einige Maßnahmen zur ökologischen Nachhaltigkeit verwirklicht, indem Sickerschächte zur vollständigen Regenwasserversickerung von den Dächern der Häuser und den Freianlagen gebaut und damit Einleitungsgebühren der Wasserbetriebe in erheblichem Umfang eingespart werden konnten.

Die Anlagen sind ökologisch nachhaltig mit einheimischen Bäumen und ganzjährig blühenden Stauden ergänzt worden. Leitbaum ist die geschützte Waldkiefer Pinus sylvestris. Rasenflächen zum Lagern im zentralen Grünzug wechseln mit Langgraswiesen an der Peripherie.

Im Zuge der Arbeiten konnte auch die Bronzeskulptur „Kore“ von Karl Hartung aus dem Jahr 1953 restauriert und nach der Verleihung an das Kunsthaus Dahlem zu einer zweijährigen Sonderausstellung im vergangenen Jahr wieder auf dem Campus aufgestellt werden.

Die Durchführung der Baumaßnahme erfolgte über einen langen Zeitraum in mehreren Abschnitten und begann am Vorplatz des Hahn-Meitner-Baus anlässlich von dessen Umbenennung im Oktober 2010.

  

1.BA. Vorplatz Hahn-Meitner-Bau, Thielallee 63. Foto: Bernd Wannenmacher

  

Es folgten die Freianlagen um die ehemalige Direktorenvilla der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in der Boltzmannstraße 1, bis November 2010 restauriert und umgebaut von den Architekten Behles Jochimsen für die Zwecke des Lateinamerika-Instituts. Dabei konnte der historische Eingang zur Straße wiedergewonnen und durch einen Vorplatz mit Sitzstufen und barrierefreier Erschließung in die Freianlagen eingebunden werden.

  

Lageplan der Gesamtmaßnahme mit Darstellung der Bauabschnitte, Stand 2015

 

Anschließend wurde in den Jahren 2011 und 2012 im Campus Nord an der Van’t-Hoff-Straße (VHS) der alte Parkplatz entfernt und die Flächen entsiegelt, die Terrasse der Cafeteria VHS 8 vergrößert und neu möbliert und der Basar in einem ehemaligen Gewächshaus des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie mit schadstoffbelasteter, schlechter Bausubstanz mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde abgerissen. Zwischen den Häusern VHS 8 und Boltzmannstraße 3 wurden die Wege für Fußgänger barrierefrei neu gestaltet und Fahrradstellplätze angelegt.

  

2. BA, Los 2. Barrierefreier Übergang zwischen VHS 8 und Boltzmannstraße 3, Foto: TA

 

2. BA, Los 2. Boltzmannstraße 3 von Südwesten mit Blick auf die VHS 8, Foto. TA

 

In den Monaten April bis August 2013 wurde als nächster Abschnitt Vorplatz und Terrasse der Vegetarischen Mensa umgebaut. Das Studierendenwerk Berlin übernahm als Betreiber der Mensa die Kosten für die Neumöblierung der Terrasse mit Tischen, Bänken und Sonnenschirmen, und gewann so in den Sommermonaten mehr als hundert zusätzliche Plätze im Freien, die von den Gästen gern angenommen werden.

 

2. BA, Los 3a. Blick von der Mensa-Terrasse über den Grünzug zum HFB. Foto: TA

 

Ebenfalls im Jahr 2013 wurde der Campus Süd an der Garystraße 21 realisiert mit großzügigen und barrierefreien Zugängen von der Straße.

 

2. BA, Los 4. Westlicher Vorplatz zur Garystraße 21. Foto: TA

 

Als letzter Abschnitt des Alten Campus konnte in den Jahren 2016 und 2017 der zentrale Grünzug zwischen Henry-Ford-Bau und Vegetarischer Mensa neu angelegt werden.

 

2. BA, Los 3b. Blick durch den Grünzug in Richtung Osten zur Mensa. Foto: TA

 

Anfang des Jahres 2013 vereinbarte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit der Freien Universität die zeitweilige Überlassung eines Geländestreifens zwischen Van’t-Hoff-Straße und Faradayweg für die Baustelleneinrichtung des Neubauvorhabens Präzisionslaboratorien des Fritz-Haber-Instituts. Die Wiederherstellung der Freianlagen in neuer Form ohne trennende Zäune und den Abriss des Radiumhauses mit Zustimmung der Denkmalschutzbehörde bezahlte die MPG. Die Freie Universität entwickelte parallel dazu in enger Abstimmung mit der MPG ein neues Projekt für Planung und Bau des übrigen Umfeldes des Hahn-Meitner-Baus. Das Konzept erarbeitete wiederum Atelier LOIDL für die FU und Doris Köhnkow Landschaftsarchitektin aus München für die MPG. Die Baudurchführung in zwei Abschnitten fand in den Jahren 2015 bis 2017 statt.

 

Erweiterung bis zum Faradayweg mit Blick in Richtung Norden zum Thielpark. Foto: TA

 

(Burkhard Golze - Referat Bauplanung)

Projektdaten:

Planung und Ausführung:

Atelier LOIDL, LPH 1-8 / 2010 – 2017

Projektsteuerung:

Technische Abteilung, Referat Bauplanung / Referat Baudurchführung / Referat TGA und Betriebstechnik