Karrierewege 2016
Wo geht es für mich nach dem Studium beruflich hin? Wie schaffe ich den ersehnten Sprung ins Ausland? Um über diese und weitere Fragen zu diskutieren, hatten im Rahmen der International Week 2016 Alumni-Netzwerk und Career Service der Freien Universität Studierende und Promovierende zur Veranstaltung „Internationale Karrierewege – Alumni der Freien Universität berichten“ eingeladen. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Ernst-Reuter-Gesellschaft. Vier Absolventinnen und Absolventen der Freien Universität, die im internationalen Umfeld tätig sind, schilderten ihre beruflichen Einstiege, Umwege, Strategien, Zufälle, Hürden und Erfolge. Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit, um Fragen zu stellen und ihre eigenen beruflichen Pläne zu evaluieren.
Schlüsselerlebnis für die internationale Karriere
„Ich wünschte, so eine Veranstaltung hätte es zu meiner Zeit auch gegeben“, so Dr. Börries Brandenburg, der an der Freien Universität studierte sowie 2005 promovierte und heute Impfstoffe für Johnson & Johnson in den Niederlanden entwickelt. Nur zu gut kann Brandenburg sich an die akademischen Herausforderungen und Zukunftsängste im Studium erinnern. Sein erstes englischsprachiges Referat während des Biologiestudiums hinterließ einen bleibenden Eindruck. Die Schritte vom deutschsprachigen Lehrbuch bis zum englischen Konferenzvortrag in den USA waren wegweisend für seine internationale Karriere.
Alumni als gefragte Berater
Seit Brandenburgs Zeit an der Freien Universität hat sich das Studien- und Berufsorientierungsangebot der Universität stetig erweitert: Online-Studienfachwahl-Assistenten, Allgemeine Berufsvorbereitung, Mentorings, Beratungen und Veranstaltungen des Career Service sowie Praktikumsvermittlung, Berufspraxistage und vieles mehr – bei der aktiven Gestaltung ihres Studien- und Berufswegs möchte die Freie Universität die Studierenden und Promovierenden so gut es geht unterstützen.
Absolventinnen und Absolventen wie Börries Brandenburg sind dabei wichtige Berater, die authentisch von ihren Studienerfahrungen und aus der Berufspraxis berichten können. So war es nicht verwunderlich, dass Franca Brand, Leiterin des Alumni-Teams, und Christiane Dorenburg, Leiterin des Career Service, trotz bestem Sommerwetter über 40 Teilnehmer bei der Karrierewege-Veranstaltung im Seminarzentrum begrüßen durften.
Umwege statt Geradlinigkeit
„Mich interessiert, wie die Alumni zu den Positionen gekommen sind, die sie heute haben“, äußerte eine Teilnehmerin im Anschluss an die Vorstellungsrunde der Referenten. Ein lückenloser Lebenslauf mit beeindruckenden Stationen wurde von den Studierenden und Promovierenden vermutet. Doch die Alumni überraschten das Publikum. Frustration, Fehlentscheidungen und Brüche im Lebenslauf, so die einstimmige Meinung, seien normal. „Wenn ich euch etwas mitgeben kann, dann, dass ihr immer mehr Möglichkeiten habt. Ihr müsst nicht das Erstbeste nehmen“, so Carolin Ollivier, die als Redaktionsleiterin des „arte-Journal“ bei dem deutsch-französischen Fernsehsender in Straßburg arbeitet. Zudem solle man mutig sein und Veränderungen herbeiführen, insbesondere dann, wenn die Unzufriedenheit überwiegt. Rückblickend seien beherzte Einschnitte oder Umwege immer Schlüsselerlebnisse für den Karriere- und Lebensweg gewesen, so die Alumni einstimmig.
Leidenschaft die überzeugt
Wie wichtig bei der Berufswahl gute Selbstkenntnis und gelegentlich auch Standhaftigkeit gegenüber der Mehrheitsmeinung sind, machten die Alumni ebenfalls deutlich. Denn ganz gleich wie attraktiv der Jobtitel oder das Gehalt, wer eine Arbeit nicht aus Leidenschaft tue, der würde damit letztendlich beruflich wie privat nicht gut fahren. Dazu Börries Brandenburg: „Wenn ich mir überlege, wie viele Stunden ich arbeite – nur wegen des Geldes würde ich das nicht machen, sondern mir lieber etwas suchen, was ich mit Herzblut mache.“ Spätestens bei den nächsten Karriereschritten würde dies auffallen, denn nur die Floskel „ich bin motiviert“ überzeuge Personaler nicht. Wer hingegen an konkreten Beispielen zeigen könne, dass er in der Vergangenheit bereits professionelle Leidenschaft bewiesen hat, bereit ist, für eine Sache hart zu arbeiten und sich neue Fähigkeiten anzueignen, der habe deutlich bessere Chancen in Bewerbungsverfahren.
Bewerben, Praktika, Netzwerken – wie macht man’s richtig?
In ihren beruflichen Positionen haben alle Alumni Personalverantwortung oder sind an Einstellungsverfahren beteiligt. Die Studierenden und Promovierenden nutzten die Veranstaltung daher ausgiebig, um zu erfahren, worauf Entscheider Wert legen. Wie auf ihrem eigenen Berufsweg, spielen für die Alumni auch bei der Personalauswahl Geradlinigkeit und „Vitamin B“ keine Rolle. Stattdessen stehen – neben den Erforderlichkeiten der Stelle – erkennbare Lebens- und Arbeitserfahrungen, Lernfähigkeit und Tatkraft im Vordergrund.
Aus einer Bewerbung müsse die Persönlichkeit des Bewerbers hervorgehen, so Inka Löck, die nach Stationen in Kopenhagen, Istanbul, und Kabul als Teamleiterin für den DAAD arbeitet und derzeit als Referentin für die Abteilung Kultur und Kommunikation beim Auswärtigen Amt tätig ist. Ungewöhnliche Hobbies, längere Auslandsaufenthalte – auch ohne Studienbezug – und berufliche Sackgassen sollten im Lebenslauf nicht verheimlicht werden. Sie ergäben ein Gesamtbild, das den Bewerber für den Arbeitgeber besser greifbar macht. Darüber hinaus solle man sich auch in einem Bewerbungsgespräch nicht als Bittsteller fühlen, sondern daran denken, dass auch das Gegenüber „auf der Suche“ ist.
Gleichermaßen gehe es auch bei Praktika nicht darum, möglichst viele Stationen für den eigenen Lebenslauf zu sammeln. Carolin Ollivier riet, Praktika besser als Möglichkeit der Interessensfindung und persönlichen Begegnung zu begreifen. „Selbst ein Bild bekommen und selbst ein Bild geben“ laute die Devise. Dabei dürfe man ruhig immer wieder prüfen: „Bringt mir das etwas?“
Und das vielbeschworene Netzwerken? Für den Berufseinstieg sei dieses nicht unbedingt ausschlaggebend, meinte Dr. Martin Kipping, der als Berater im deutschen Büro der Weltbank in Washington D.C. arbeitet. Man solle Kontakte nicht primär von der ‚Nutzen-Perspektive‘ her sehen, sondern vor allem als persönliche Bereicherung. Neben den vertikalen Netzwerken dürfe man, erinnerte Inka Löck, nicht vergessen, wie wichtig horizontale Netzwerke, also der Informations- und Erfahrungsaustausch mit Kollegen ist. Häufig würde der daraus entstehende Mehrwert für das eigene Fortkommen missachtet.
Über den Tellerrand hinaus
Wen es nach dem Studium ins Ausland zieht oder wer in einem internationalen Umfeld in Deutschland arbeiten möchte, kann schon während des Studiums die Weichen dafür stellen. Der Erwerb von Sprachkenntnissen und Auslandsaufenthalte während des Studiums sind dafür richtungsweisend. Berufserfahrungen im Ausland, z.B. durch Praktika, seien allerdings noch wertvoller, da man sich intensiver mit dem Land, der Sprache und der Arbeitskultur auseinander setzen müsse, so Carolin Ollivier. Wer sich schon während des Studiums Zeit für einen Auslandsaufenthalt nimmt, Verschiedenes ausprobiert und Chancen nutzt, könne auch früher feststellen, was später nicht als Berufsziel oder Wohnort in Frage kommt. Inka Löck fügte hinzu: „Auslandsaufenthalte sind wichtig, vor allem, wenn man sie nutzt und mit Gewohntem bricht und beispielsweise in ein Land geht, dessen Sprache man nicht spricht.“ Dies sei eine stark persönlichkeitsbildende Erfahrung, von der auch die spätere berufliche Entwicklung profitiere, denn „Neuanfänge befreien und machen flexibler“, so Börries Brandenburg.
Volle Kraft voraus
Im Anschluss an die Veranstaltung konnten die zahlreichen noch offenen Fragen der Teilnehmer in persönlichen Gesprächen weiter diskutiert werden. Franca Brand resümierte: „Das rege Interesse an der Veranstaltung und die vielen konkreten Fragen der Studierenden haben uns noch einmal bestätigt, wie gefragt die Erfahrungen von Absolventinnen und Absolventen bei Studierenden und Promovierenden sind. Das Alumni-Team wird diesen Austausch daher auch weiterhin fördern und freut sich über die Bereitschaft der Ehemaligen, ihre Erfahrungen weiterzugeben.“ Eine Studentin dankte den Alumni für ihren Rat und meinte: „Ich habe heute viel gelernt. Und mein Lebenslauf wird auf jeden Fall überarbeitet!“
Die Alumni und ihre Verbindung zur Freien Universität
Ihre Expertise war gefragt: Die Alumni Carolin Ollivier (2.v.l.), Inka Löck, Dr. Börries Brandenburg und
Dr. Martin Kipping. Links im Bild die Moderatorin Myriam Rubert.
Carolin Ollivier | Redaktionsleiterin des „arte-Journal“ und Stellvertretende
Chefredakteurin beim deutsch-französischen Fernsehsender, Straßburg |
Dt.-franz. Doppeldiplom an der Freien Universität und Sciences Po Paris 1996-2000
Inka Löck | Referentin im Auswärtigen Amt, Abteilung Kultur und Kommunikation,
sowie Teamleitung "Leadership for Syria" beim DAAD, Bonn | B.A. Politikwissenschaft 2011
an der Freien Universität
Dr. Börries Brandenburg | Principal Scientist (Innovation & Discovery) bei
The Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson, Leiden, Niederlande |
Studium 1996-2001 und Promotion im Fach Biologie 2005 an der Freien Universität
Dr. Martin Kipping | Berater der Exekutivdirektorin für Deutschland bei der Weltbankgruppe, Washington D.C. | Dt.-franz. Doppeldiplom an der Freien Universität und Sciences Po Paris 1999-2004 und Promotion
an der Freien Universität in Politikwissenschaft/Internationalen Beziehungen 2011
Das zentrale Alumni-Netzwerk der Freien Universität Berlin besteht derzeit aus über 23.000 Ehemaligen aus dem In- und Ausland. Dazu zählen nicht nur Absolventinnen und Absolventen, sondern auch Austauschstudierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Professorinnen und Professoren ebenso wie Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler. Ziel der Alumni-Arbeit ist es, ein weltweites Netzwerk zu kreieren und Alumni und ihre Expertise in die Aktivitäten der Hochschule einzubinden. Weitere Informationen und Registrierungsmöglichkeit auf den Seiten des Alumni-Netzwerks.
Der Career Service der Freien Universität Berlin unterstützt Studierende umfassend bei der Berufsvorbereitung im Studium, bei der Praktikumssuche im In- und Ausland und beim Berufseinstieg. Das breitgefächerte Angebot beinhaltet Informationsveranstaltungen, Sprechstunden, Mentorings sowie Online-Ressourcen. Weitere Informationen auf der Website des Career Service.
Die Veranstaltung fand mit freundlicher Unterstützung der Ernst-Reuter-Gesellschaft (ERG), dem zentralen Förderverein der Freien Universität statt. Die ERG unterstützt Forschung, Lehre und den wissenschaftlichen Nachwuchs an der Freien Universität. Weitere Informationen auf der Website der ERG.