Karrierewege 2018
Wie gelingt der Einstieg ins Berufsleben? Wie gestaltet sich die Arbeit in einem internationalen Kontext? Wie wichtig sind Netzwerke für meinen Berufseinstieg? Um über diese und weitere Fragen zu diskutieren, luden das Alumni-Netzwerk und der Career Service der Freien Universität Ende Mai Studierende und Promovierende zur Veranstaltung „Internationale Karrierewege – Alumni der Freien Universität berichten“ ein. Eine Absolventin und zwei Absolventen der Freien Universität schilderten ihre beruflichen Einstiege, Umwege, Strategien, Zufälle, Hürden und Erfolge. Rund 50 Studierende und Promovierende nutzen die Gelegenheit, um den Alumni ihre Fragen zu stellen und sich mit ihnen über die verschiedenen Tätigkeiten im internationalen Umfeld auszutauschen.
Internationale Karrierewege
„Ihr schafft das!“ war eine der Botschaften, die die Alumni den Studierenden und Promovierenden mit auf den Weg gaben und sprachen ihnen für die Zeit des Berufseinstiegs Mut zu. Für alle drei war der Wille, Dinge zu bewegen, Konflikte zu lösen – ja, die Welt ein Stück zu verändern eine starke Motivation, im internationalen Umfeld tätig zu werden. Ist der Einstieg erst einmal gelungen, sei es wichtig, diesen Idealismus nicht ganz aus den Augen zu verlieren, um in internationalen Strukturen etwas bewirken zu können, erzählte Alumna Dr. Sonja Regler, die über verschiedene Stationen zur Organisation für Zusammenarbeit und Sicherheit in Europa (OSZE) in Sarajevo gekommen ist.
Geradlinige Lebensläufe seien nicht alles
Konsens herrschte bei den Alumni darüber, dass es wichtig sei, sich auch während des Studiums in verschiedene Richtungen zu orientieren und durch Praktika, ein Ehrenamt oder Auslandsaufenthalte das eigene Profil zu schärfen und die individuellen Kompetenzen kontinuierlich zu erweitern. Matthias Nothacker, der im höheren Dienst des Auswärtigen Amtes tätig ist, betonte, dass geradlinige Lebensläufe nicht unbedingt wichtig seien. Es zählten besonders die Erfahrungen, die neben dem Studium gesammelt würden. Praktika bei interessanten Institutionen können einen hilfreichen Schritt für den Berufseinstieg darstellen, unterstrichen Giuliano Montanari und Dr. Sonja Regler. Sie rieten dazu, keine Scheu zu haben und im Praktikum Ideen und Initiative zu zeigen. Eine Übernahme in ein festes Beschäftigungsverhältnis stelle dabei keine absolute Ausnahme, jedoch auch keine Selbstverständlichkeit dar. Bezahlte Praktika wie beispielsweise im Rahmen des Carlo-Schmid-Programms unterstützen nicht nur den individuellen Entscheidungsprozess auf der Suche nach dem geeigneten Job, sondern erhöhen auch die Einstiegschancen auf internationaler Ebene.
Netzwerke als geeignete Informationsquelle
Obwohl Giuliano Montanari, der über Umwege an das United Nations Institute for Training & Research (UNITAR) nach Genf gekommen ist, während des Studiums Stationen wie Praktika und Ehrenamt absolviert hatte, gestaltete sich sein Einstieg in das Berufsleben schwerer als erwartet. Verantwortlich dafür machte er rückblickend fehlende persönliche Kontakte.
Zu einer konkreten Stelle führe wohl auch das beste Netzwerk nur selten, doch die eigenen Kontakte seien eine unschätzbare Quelle für den Informations- und Erfahrungsaustausch. Auch über die Zeit eines Praktikums hinaus könne die Möglichkeit der Netzwerkpflege zu Kolleginnen und Kollegen, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Mittagessen genutzt werden. „Immer wieder Präsenz zu zeigen und sich in Erinnerung zu rufen, kann bei der Jobsuche hilfreich sein“, erzählte Matthias Nothacker.
Dass auch Bekannte und Freundesfreunde als wichtige Quelle genutzt werden können, wenn es darum geht, nähere Informationen über die „Traum“-Ausschreibung zu erhalten, wurde auf dem Podium einstimmig bejaht. „Traut euch und kontaktiert entfernte Kontakte, denn es ist wichtig, Netzwerke nicht nur auf einen engen Umkreis zu reduzieren“, so Nothacker.
Seid authentisch!
Aus ihrer Erfahrung gaben die Alumni den Anwesenden noch einige Tipps für den Bewerbungsprozess mit auf den Weg.
Letztendlich sei die Erfüllung der formalen Anforderungen zwar eines der ersten Auswahlkriterien, um in die nähere Auswahl zu kommen, doch dies sei selbstverständlich nicht alles.
Eine Bewerbung solle nicht ausschließlich die geforderten Qualifikationen darstellen, sondern auch die eigene Persönlichkeit widerspiegeln, riet Giuliano Montanari. Insbesondere im mündlichen Auswahlverfahren sollen die Studierenden authentisch bleiben und sich darüber bewusst sein, dass auch das Gegenüber auf der Suche nach einer Kollegin, einem Kollegen sei, die oder der in das Team passe, ergänzte Matthias Nothacker. Bei der Vielzahl der Bewerbungen sollen sich die Studierenden durch Absagen keinesfalls entmutigen lassen. Sympathie könne ein bedeutender Faktor im Entscheidungsprozess sein, auch wenn dies nicht generalisierbar sei.
Ausdauer zahlt sich aus
Erleichterung erfüllte den Raum als die Alumni davon berichten, dass auch sie Phasen der Frustration und Absagen durchleben mussten. Giuliano Montanari berichtete, dass er bereits während des Studiums damit begonnen habe, unzählige erfolglose Bewerbungen an die Vereinten Nationen zu schreiben. Infolgedessen habe er seine Wünsche nach einer internationalen Karriere vorrübergehend zurückgestellt und über einen längeren Zeitraum in einem fachfremden Bereich gearbeitet. Eines Tages entschloss er sich, einen „letzten Versuch zu starten“ und absolvierte schließlich das mehrstufige Bewerbungsverfahren bei den Vereinten Nationen erfolgreich.
80 Bewerbungen an die Vereinten Nationen zu versenden, sei keine Ausnahme und bei 800 bis 1.200 Bewerberinnen und Bewerbern auf eine Stelle zu einem Gespräch eingeladen zu werden, sei schon ein kleiner Erfolg für sich, betonte Sonja Regler. Sie selbst habe trotz ihrer internationalen Referenzen den einen oder anderen Rückschlag einstecken müssen und meinte, dass sich insbesondere Bewerbungen für internationale Missionen, deren Mandat in absehbarer Zeit ausläuft, auszahlen können. Während etablierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich für die kurzfristigen Stellen seltener bewerben würden, können diese gerade die Möglichkeit bieten „einen Fuß in die Tür zu bekommen und eine internationale Karriere zu beginnen“. Durchhaltevermögen und Flexibilität seien insbesondere während des Berufseinstiegs wichtige Eigenschaften, darüber waren sich die drei Alumni einig.
Empfehlungen an das frühere Selbst
„Es ist sinnvoll, den eigenen Fokus nicht nur auf die großen Namen wie das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City zu richten, sondern auch Ausschau nach den kleineren Organisationen zu halten, die weltweit tätig sind“, antwortete Giuliano Montanari auf die Frage, welche Ratschläge die Alumni ihrem jüngeren Ich geben würden.
Zustimmend ergänzte Matthias Nothacker: „Es empfiehlt sich links und rechts zu schauen und unter dem geschützten Mantel des Studiums möglichst Vieles auszuprobieren“.
Wer bereits konkrete Vorstellungen von der eigenen Karriere habe, sollte bereits während des Studiums nicht nur an den fachlichen Qualifikationen, sondern auch an den benötigten sprachlichen Kompetenzen arbeiten und Auslandserfahrungen sammeln, um sicher zu gehen, dass die Arbeit in einem internationalen Umfeld den eigenen Interessen und Fähigkeiten entspricht. Zu berücksichtigen sei auch, dass unter Umständen häufig wechselnde Arbeitsorte im Ausland mit Einschränkungen auf privater Ebene verbunden sein können. Wer für sich selbst herausgefunden habe, dass ein internationaler Karriereweg das Richtige ist, könne die eigene berufliche Entwicklung ankurbeln, indem er sich zu Beginnfür eine Position in einem Krisengebiet entscheidet, auch wenn dies nicht gänzlich frei von Gefahren sei, betonte Sonja Regler.
Die Alumni und ihre Verbindung zur Freien Universität
Boten den Studierenden einen Einblick in ihre bisherigen Berufserfahrungen: Die Alumni Giuliano Montanari (2. v.l.), Dr. Sonja Regler und Matthias Nothacker.
Links im Bild die Moderatorin Myriam Rubert.
Giuliano Montanari absolvierte nach seinem Bachelor- und Master-Studium am Otto-Suhr-Institut Praktika bei verschiedenen Stiftungen, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und dem United Nations Institute for Training & Research (UNITAR) in Genf. Seit April 2016 ist er als Consultant für UNITAR tätig.
Dr. Sonja Regler studierte und promovierte am Fachbereich Politikwissenschaft der Freien Universität. Im Anschluss an das Studium ging sie im Rahmen des Carlo-Schmid-Programms für ein Praktikum zur UNESCO nach Paris. Nach verschiedenen Tätigkeiten für die UN und die EU im Ausland arbeitet Sonja Regler seit Mai 2018 als Policy and Information Officer bei der OSZE in Sarajevo.
Matthias Nothacker studierte an der Freien Universität Sinologie und Politikwissenschaft. Nach dem Abschluss absolvierte er ein Praktikum bei der Körber-Stiftung, wo er anschließend als Programm Manager tätig war, bis er sich für eine diplomatische Laufbahn und die Attachéausbildung des Auswärtigen Amts entschied. Seit Juli 2016 ist Matthias Nothacker als Referent in der Zentrale des Auswärtigen Amtes tätig.
Das zentrale Alumni-Netzwerk der Freien Universität Berlin steht allen Ehemaligen aus dem In- und Ausland offen. Dazu zählen nicht nur Absolventinnen und Absolventen, sondern auch Austauschstudierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Professorinnen und Professoren ebenso wie Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler. Ziel des Alumni-Netzwerks ist es, die Verbindung zu Ehemaligen weltweit zu pflegen und Alumni und ihre Expertise in die Aktivitäten der Hochschule einzubinden. Weitere Informationen und die Online-Registrierung finden Sie auf den Seiten des Alumni-Netzwerks.
Der Career Service der Freien Universität Berlin unterstützt Studierende umfassend bei der Berufsvorbereitung im Studium, bei der Praktikumssuche im In- und Ausland und beim Berufseinstieg. Das breitgefächerte Angebot beinhaltet Informationsveranstaltungen, Sprechstunden, Mentorings sowie Online-Ressourcen. Weitere Informationen auf der Webseite des Career Service.