Karrierewege 2021
Ist die Arbeit in einer Internationalen Organisation das Richtige für mich? Wie verbessere ich meine Chancen auf eine Stelle durch Praktika und erste Berufserfahrung? Sind Netzwerke wirklich so wichtig? Zu diesen und weiteren Fragen rund um das Thema „Internationale Karrierewege“ kamen im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Alumni-Netzwerks und des Career Service im Jahr 2021 erstmalig online vier Absolventinnen und Absolventen der Freien Universität mit rund 60 Studierenden ins Gespräch. Die vier Alumni, die aktuell für UN Women, das Auswärtige Amt, das Europäische Parlament und Twitter Europe tätig sind, berichteten über ihre beruflichen Einstiege, teilten ihre vielfältigen Erfahrungen und gaben den Teilnehmenden zusätzlich in den anschließenden Breakout Sessions zahlreiche nützliche Tipps.
„Glaubt an Euch selbst, gebt bei der ersten Kritik nicht auf und lasst Euch nicht unterkriegen“
Mit dieser Botschaft sprachen Friederike Kies und Pauline Brosch den Studierenden Mut zu. Denn auch, wenn es oft schwierig ist, „den Fuß in die Tür zu bekommen“, so lassen sich einige Weichen bereits während des Studiums stellen. Für alle Rednerinnen und Redner waren beispielsweise ihre Auslandsaufenthalte während des Studiums eine durchaus prägende Zeit und sie ermutigten dazu, diese Chance und Instrumente der Finanzierung (wie beispielsweise Stipendien) zu nutzen. Nicht immer muss so ein Aufenthalt von Vornherein ganz strategisch ausgerichtet sein. Natürlich gehe es auch darum, Erfahrungen zu sammeln, neugierig auf Land und Leute zu sein und den Spaß nicht außer Acht zu lassen. Einen Fokus auf Mehrsprachigkeit und Auslandspraktika zu legen, sei ratsam. Ebenso, wie sich als Generalistin schnell in Neues einarbeiten zu können und stresserprobt zu sein. Auch diese Fähigkeiten kann man schon in der Studienzeit schärfen, berichtet Friederike.
Daniel Weimert und Lars Döbert rieten außerdem dazu, sich schon während des Studiums zum Beispiel über ein Interesse an bestimmten Themen und Spezialisierungen ein eigenes Profil zu bilden, beispielsweise durch ehrenamtliches Engagement bei Polis180, der Jungen DGAP oder auch anderen Jugendorganisationen von etablierten Organisationen. Die Kontakte zu den Mitstudierenden seien ebenso wertvoll, sagte Lars: „Von meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen habe ich sehr viel gelernt. Der Austausch mit ihnen hat mir hilfreiche Impulse gegeben und meinen Blick geweitet.“
„Viele Wege führen zum professionellen Glück“
„Leidenschaft und Begeisterung für ein Thema sowie die Bereitschaft, über den Tellerrand zu schauen, sind auf jeden Fall wichtige Voraussetzungen, um seinen Weg zu gehen“, meinte Pauline. Als Juristin war sie bereits im Rahmen ihres Referendariats über eine Station in Tansania mit der UN in Kontakt gekommen. Anschließend hatte sie sich selbst einen Praktikumsplatz bei der UN in New York gesucht und bewarb sich damit erfolgreich um eine Förderung durch das Carlo-Schmid-Programm. Über das JPO-Programm ist sie auf ihrer aktuellen Stelle bei UN Women in New York beschäftigt.
Für Daniel und Lars war das Mercator-Kolleg ein gelungener Einstieg in das internationale Arbeitsumfeld und ihre Stationen, unter anderem bei der NATO in Riga oder UNODC im Senegal, nach ihrer Einschätzung prägend für ihre Karrieren und Persönlichkeiten. Über die selbst wählbaren Stationen des Fellowships könne man sich nach den eigenen spezifischen Interessen Einsatzorte im Ausland suchen und habe so auch Gelegenheit, ganz unterschiedliche Arbeitsfelder und -kulturen kennenzulernen und dabei gleichermaßen herauszufinden, welches Arbeitsumfeld zu einem passt.
„Wie überrede ich mich selbst?“
Zahlreiche Stationen und die Zusammenarbeit mit vielen internationalen Kolleginnen und Kollegen bieten zudem die Möglichkeit, sich ein großes professionelles Netzwerk aufzubauen. „Kaffee trinken“, so der Tipp von Friederike, sei ein gutes Instrument, sich zu vernetzen. Während verschiedener Traineeships habe sie Personen mit für sie interessanten Arbeitsbereichen angesprochen, um mehr über deren Tätigkeiten zu erfahren. Dabei gelte es durchaus, die eigene Hemmschwelle zu überwinden und aus der Komfortzone heraus zu agieren, zum Beispiel, um auf Kongressen Personen anzusprechen oder Mitglieder einer Organisation anzuschreiben. „Es einfach probieren!“ empfiehlt sie und Daniel ergänzte: „Es geht auch um die Einstellung, mit der man ans Netzwerken geht“, Authentizität und ein echtes Interesse an der Person seien dabei wichtig.
Auch ein konkretes Thema ist dabei ein guter Aufhänger. Bei Friederike war es die Arbeit an ihrer Dissertation zum Thema Frauen in Vorständen in China und Deutschland, für die sie unter anderem auch über LinkedIn Interviewpartnerinnen und Interviewpartner anschrieb. Danach gefragt, warum sie promoviert hat, antwortet Friederike: „Das habe ich nicht aus Karriere-, sondern aus persönlichen Gründen getan. Ich wollte mir die Freiheit nehmen, mich drei Jahre mit einem Thema beschäftigen zu können und darin Expertin zu sein.“
„Welches Lebensmodell wünsche ich mir?“
Dass Praktika und der damit verbundene Aufbau von Netzwerken wichtige Türöffner seien, darin sind sich Daniel, Friederike, Lars und Pauline einig. Sie geben aus der Erfahrung ihrer bisherigen Berufswege aber auch zu bedenken, dass es bei Stationen im Ausland durchaus Energie kostet, sich diese Netzwerke an immer neuen Orten neu aufzubauen Es sei nicht immer ganz leicht, von Familie oder Freunden entfernt zu sein. Wichtig dabei ist jedoch, dass man für sich selbst herausfindet, in welcher Lebensphase welcher Karriereschritt zu einem passt. Für Pauline ist dazu nicht unbedingt ein langfristiger Masterplan notwendig. Sie empfiehlt, „so zu entscheiden, wie es sich in dem Moment gerade richtig anfühlt.“
Doch wie ist es eigentlich, wenn die eigene Strategie nicht aufgeht oder die eigenen Erwartungen enttäuscht werden, fragte Moderatorin Bettine Marissen. Ist ein Lebenslauf für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nur interessant, wenn er geradlinig ist? Auch hier können die vier Alumni beruhigen, denn Rückschläge gehören ihrer Ansicht nach einfach dazu. Auch in ihren Karrieren sei nicht jede Bewerbung erfolgreich gewesen und es sei wichtig, sich davon nicht entmutigen zu lassen und dranzubleiben, wenn ein Plan einmal nicht funktioniere. Lars gibt aus seiner Erfahrung den Rat, eine Krise als Chance zu begreifen, „denn gerade Krisenmomente können neue Impulse auslösen“. Da gelte es dranzubleiben, flexibel zu sein und den Druck für sich herauszunehmen, stimmte ihm Pauline zu. „Verlieren kann man nur, wenn man Dinge gar nicht erst versucht“, so Daniel, und gibt den Teilnehmenden zum Abschluss noch drei Tipps mit auf den Weg: „Achtet auf eure persönliche Resilienz, vergesst nie die Leidenschaft, die euch von Beginn an getrieben hat, und habt Zuversicht, dass die Dinge am Ende gut werden, denn schließlich können Umwege ja auch neue Hauptstraßen werden.“
Pauline Brosch hat ihr Staatsexamen in Jura an der Freien Universität abgelegt und im Rahmen dessen ein Auslandssemester an der Sorbonne in Paris absolviert. Zudem hat sie einen Master of Laws von der New York University School of Law. Derzeit arbeitet sie als Policy Analyst für UN Women (Peace and Security – Security Council) in New York.
Lars Döbert hat seinen Bachelor in Europawissenschaften an der Universität Passau abgeschlossen, bevor er sein Studium der Internationalen Beziehungen an der Freien Universität aufnahm. Während seiner Studienzeit hat er Auslandsaufenthalte in Brasilia, Tel Aviv und London verbracht. Lars arbeitet als Referent im Auswärtigen Amt in Berlin im Referat für Krisenprävention, Stabilisierung und Konfliktnachsorge.
Dr. Friederike Kies hat ihren Bachelor der Internationalen Beziehungen an der Rijksuniversiteit Groningen und ihren Master in International Relations and Affairs an der University of Bristol abgelegt. Ihre Promotion hat sie über das PhD-Programm der German-Chinese Graduate School of Global Politics an der Freien Universität abgeschlossen und in diesem Rahmen auch an der Renmin University of China geforscht. Friederike ist als Policy Advisor im Ausschuss für Beschäftigung und Soziale Angelegenheiten des Europäischen Parlaments in Brüssel tätig.
Daniel Weimert hat an der Freien Universität Publizistik- und Kommunikationswissenschaften im Bachelor studiert, bevor er seinen Master in Strategischer Kommunikation an der Universität der Künste ablegte. Während des Studiums verbrachte er Auslandsaufenthalte in San Diego und Paris. Daniel arbeitet als Public Policy Associate für Twitter Europe und ist Mitbegründer von codetekt.
Moderatorin Bettine Marissen ist ebenfalls Alumna der Freien Universität Berlin. Sie hat hier ihren Master in Osteuropastudien absolviert.
Die Veranstaltung "Internationale Karrierewege" wird regelmäßig vom Alumni-Netzwerk der Freien Universität gemeinsam mit dem Career Service der Freien Universität durchgeführt. Die jährlichen Termine in der Reihe werden u.a. im Terminkalender des Alumni-Netzwerks veröffentlicht.
Das Alumni-Netzwerk der Freien Universität Berlin steht allen Ehemaligen aus dem In- und Ausland offen. Dazu zählen nicht nur Absolventinnen und Absolventen, sondern auch Austauschstudierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren sowie Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler. Ziel des Alumni-Netzwerks ist es, die Verbindung zu Ehemaligen weltweit zu pflegen und Alumni und ihre Expertise in die Aktivitäten der Hochschule einzubinden. Weitere Informationen und die Online-Registrierung finden Sie auf den Seiten des Alumni-Netzwerks.
Der Career Service der Freien Universität Berlin unterstützt Studierende umfassend bei der Berufsvorbereitung im Studium, bei der Praktikumssuche im In- und Ausland und beim Berufseinstieg. Das breitgefächerte Angebot beinhaltet Informationsveranstaltungen, Sprechstunden, Mentorings sowie Online-Ressourcen. Weitere Informationen auf der Webseite des Career Service.