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Frank Westphal und Brigitte Lutz-Westphal

Zwei Alumni-Generationen: Prof. Dr. Frank Westphal und Prof. Dr. Brigitte Lutz-Westphal sind Vater und Tochter. Sie haben die Freie Universität zu unterschiedlichen Zeiten erlebt.

Vater Frank Westphal und Tochter Brigitte Lutz-Westphal

Vater Frank Westphal und Tochter Brigitte Lutz-Westphal
Bildquelle: Privat

Vater Frank hat die Gründung der Freien Universität miterlebt. Als Erstsemester studierte er hier im Wintersemester 1948/49 Geologie. Zur Entlastung der prekären Versorgungslage Westberlins wurden während der Berliner Luftbrücke Freiwillige in leeren Kohlentransportflugzeugen nach Westdeutschland ausgeflogen. Westphal meldete sich freiwillig und setzte sein Studium in Freiburg/Breisgau fort. Der Geologieprofessor arbeitete zuletzt an der Universität Tübingen und genießt nun seinen Ruhestand. Auch Tochter Brigitte studierte an der Freien Universität. Nach dem Lehramtstudium 1992-98 (Mathematik für gymnasiales Lehramt) kehrte sie 2009 an die Freie Universität als Professorin für Didaktik der Mathematik zurück.

Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit an der Freien Universität besonders in Erinnerung geblieben?

Frank Westphal: Der bewegende Festakt 1948 zur Gründung der Freien Universität in einem der wenigen unzerstörten großen Säle Westberlins, dem Titaniapalast in Steglitz; die Vorlesungen im kalten Blockadewinter in teils provisorischen Räumen, oft fast übertönt vom Motorenlärm einfliegender ”Rosinenbomber” der alliierten Luftbrücke; eine besonders eindrucksvolle Vorlesung ”Verkehrsgeographie” von Prof. Edwin Fels sowie eine winterkalte Exkursion von Prof. Walter Behrmann in Kiesgruben im Grunewald; das gute Miteinander zweier studierender ”Generationen”, Kriegsteilnehmer und junge Anfänger; der Abschied von der Freien Universität nach einem unvergesslichen Semester.

Brigitte Lutz-Westphal: Es war ein Studium, das von kleinen Lerngruppen und persönlichem Kontakt zu den Tutor/innen und Dozent/innen geprägt war. Es gab einige Professoren, die sich für uns ”Lehrämtler” besonders eingesetzt haben, was sehr hilfreich war. Besonders erinnere ich mich an die Ferienarbeitsgruppe im Westerwald mit unserer Tutorin Katharina, die privat ein Haus organisiert hatte, in dem wir schlafen, kochen und Mathematik lernen durften. Zuallererst haben wir eine Türe mit Tafelfarbe bestrichen, um daran arbeiten zu können. Diese Ferienarbeitsgruppe mit den schönen Spaziergängen und sehr nettem Kontakt zu den anderen Studierenden war ein sehr positives Erlebnis in den nicht ganz einfachen Anfangssemestern im Mathematikstudium.

Was ist das Wichtigste, das Sie hier gelernt haben?

Frank Westphal: Studieren auch unter schwierigen Bedingungen

Brigitte Lutz-Westphal: Ich habe gleich zu Beginn des Studiums gelernt, dass es Geduld und Nachsicht mit sich selbst braucht, um komplexe Dinge zu durchdringen. Außerdem ist der Austausch mit anderen wichtig, hilfreich und schön. Dazu wurden wir stets animiert.

Welchen Tipp würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute geben?

Frank Westphal: Sich bei fortschreitender Verschulung des Studiums nicht von Seitenblicken auf andere Wissens- und Kulturbereiche abhalten zu lassen

Brigitte Lutz-Westphal: Stelle so viele Fragen wie du kannst! Lerne, es zu genießen, alles mit Freude und Neugier ernsthaft zu hinterfragen, auch wenn es sich erst einmal sehr verunsichernd anfühlt!

Wenn ich der Freien Universität etwas schenken dürfte,…

Frank Westphal: ...wäre es der Wunsch eines Fortbestehens – oder einer Erneuerung – des Elans der Gründungszeit der Freien Universität.

Brigitte Lutz-Westphal: ...würde ich sie von dem Übermaß an administrativen Lasten befreien und viel mehr Raum schaffen für Forschung, für die Betreuung der Studierenden und für die Realisierung von innovativen Ideen in der Lehre.