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Cecilia

Cecilia, 29, promoviert am Fachbereich Biologie der FU Berlin

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Bildquelle: privat

Wie bist du auf die Idee gekommen, in Deutschland zu promovieren und warum hast du dich für die Freie Universität Berlin entschieden?

Während meines Masterstudiums arbeitete ich mit stabilen Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotopen, um die Ernährungsweise von Fledermäusen zu untersuchen. So begann ich, über Wasserstoff zu recherchieren, da diese Technik für die Nachverfolgung der Bewegungen von Tieren verwendet werden kann und in Brasilien noch nicht existiert. Daraufhin wollte ich mich weiterhin mit Fledermäusen beschäftigen und die qualifizierteste Person auf diesem Gebiet ist Dr. Christian Voigt, der in Berlin an der Freien Universität lehrt. Zu meinem Glück hat die FU Berlin ein Kooperationsabkommen mit dem Stipendienprogramm, für das ich mich beworben habe. Letztendlich lief alles wie am Schnürchen.

Wer oder was hat dir bei deinen Vorbereitungen für den Aufenthalt an der FU Berlin geholfen? Welche Tipps waren hilfreich?

Ich habe 2015 in São Paulo an einer Messe zum Thema Promovieren in Deutschland teilgenommen. Dort erhielt ich eine Liste mit allen für die Einschreibung an einer deutschen Universität notwendigen Unterlagen und erfuhr, wie die individuelle Promotion und das Promotionsprogramm funktionieren.

Es war auf jeden Fall sehr nützlich, alle Dokumente im Voraus vorzubereiten. Außerdem bin ich einmal zum Studierenden-Sevice-Center der FU Berlin gegangen, wo die MitarbeiterInnen sehr hilfsbereit waren und mich beim Ausfüllen der notwendigen Unterlagen unterstützten.

Was sind deine Erwartungen für die Zukunft nach deiner Promotion an der FU?

Warum solch eine schwierige Frage? Nein, Spaß. Eigentlich habe ich vor, nach Brasilien zurückzukehren und dort an einem Auswahlverfahren teilzunehmen, um als Hochschulprofessorin tätig zu werden. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Wissenschaft in Brasilien in einer Krise steckt, deren Ende nicht in Sicht ist. Deshalb ist meine Zukunft noch ungewiss.

Mit welchen Problemen oder Schwierigkeiten warst du konfrontiert und wie hast du sie gelöst?

Ich kann mich an kein Problem bezüglich der Universität oder des Institutes erinnern, dem ich angehöre (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung). Mein aktuelles Problem ist die brasilianische Bürokratie im Hinblick auf den Export von biologischen Proben. Leider wurde das Gesetz noch nicht erlassen und deshalb hindert es mich an der Fortführung meiner Arbeit.

Ansonsten, würde ich sagen, war mein einziges Problem, eine Unterkunft in Berlin zu finden. Der Immobilienmarkt hier ist sehr anders als in Brasilien. Das Angebot ist groß und trotzdem ist die Nachfrage größer.

Gibt es einen bestimmten Aspekt der FU Berlin, der dir besonders gut gefallen hat?

Die FU Berlin bietet für ausländische Studierende begleitende Kurse an. Diese sind für jegliche/n WissenschaftlerIn von Interesse, da sie zur Erarbeitung grundlegender und spezifischer Techniken dienen. Es geht zum Beispiel darum, wie man einen wissenschaftlichen Artikel verfasst oder wie man einen wissenschaftlichen Vortrag hält.

Was gefällt dir am Leben in Deutschland besonders gut?

Mir persönlich vor allem die Sicherheit. Natürlich hat Berlin als Hauptstadt eine größere und vielfältigere Bevölkerung und allein deswegen sollte man immer wachsam sein. Trotzdem fühle ich mich bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sehr sicher. Ein kurzer Schulterblick reicht meistens schon aus. In São Paulo wäre das zum Beispiel komplett anders.

Darüber hinaus würde ich sagen, dass man in Berlin innerhalb von einer Stunde Distanz ein kleines Stück Welt erleben kann. Das Kulturprogramm hier ist sehr groß, ich konnte sogar an einer „Festa Junina“ (übersetzt „Junifest“, traditionelles brasilianisches Volksfest) teilnehmen.

Welchen Tipp würdest Du BrasilianerInnen geben, die sich für eine Promotion in Deutschland interessieren?

Es ist gut, grundlegende Deutschkenntnisse zu haben, aber nicht zwingend erforderlich. Vor allem in Berlin kommt man gut mit Englisch zurecht.

Allgemein würde ich empfehlen, geduldig zu sein. An jedem Ort, wo man hingeht, wird man auf Kulturen treffen, die sich von der brasilianischen unterscheiden. Manchmal kann dies ein kultureller Schock sein. An jedem Ort gibt es Menschen, die dir helfen oder nicht. Ich habe letztendlich die Personen sehr lieb gewonnen, die mir Gutes getan haben, auch wenn es nur Kleinigkeiten waren. Und man nimmt auf einmal wahr, wie sehr Freundlichkeit wiederum Freundlichkeit erzeugt.

Ein letzter Tipp: Komm her und genieße viel günstiges und gutes Bier!

Was ist dein Lieblingswort auf Deutsch?

Natürlich, im Portugiesischen „claro“.

 

Interviewt von Bega Tesch im Jahr 2017