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Nelson

Nelson, 33, Doktorand am Institut für Romanische Philologie der Freien Universität Berlin

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Bildquelle: privat

Wie bist Du auf die Idee gekommen, in Deutschland zu promovieren und warum hast Du dich für die Freie Universität Berlin entschieden?

2011 habe ich an der Universidade Federal do Rio Grande do Norte als wissenschaftlicher Mitarbeiter angefangen. Mehrere meiner Kollegen haben mich dann ermutigt, meine wissenschaftlichen Grenzen zu erweitern und neue akademische Kulturen kennezulernen. In diesem Zusammenhangerzählte mir Professorin Alessandra Castilho, die ihre Promotion in Deutschland gemacht hatte, dass eines meiner Projekte in der Dialektologie Professor Uli Reich interessieren könnte. Er ist ein Experte in der Geschichte des brasilianischen Portugiesisch und ist am Institut für Romanische Philologie der Freien Universität tätig. Ausserdem fand ich heraus, dass zur Uni eine der größten auf die romanische Philologie spezialisierten Bibliotheken der Welt gehört. Dann hatte ich keinen Zweifel mehr. Die Freie Universität wäre die beste Wahl für eine akademische Auslandserfahrung.

Wer oder was hat Dir bei Deinen Vorbereitungen für den Aufenthalt an der Freien Universität Berlin geholfen? Welche Tipps waren hilfreich?

Bevor ich überhaupt in Deutschland ankommen war, hatte Professorin Wiebke Xavier, die mit dem DAAD verbunden ist, mir alle notwendigen Informationen über nötige Dokumente und die beglaubigten Übersetzungen gegeben, die ich für meine Anmeldung an der Uni gebraucht habe. Es ging alles sehr einfach und schnell und die Geschwindigkeit der Anerkennung meiner brasilianischen Studienleistungen hat mich wirklich überrascht.

Was sind Deine Erwartungen für die Zukunft nach Deiner Promotion an der Freien Universität Berlin?

Ich möchte die Verbindungen zur Freien Universität gern aufrechterhalten. Und da ich die Möglichkeit habe, den Magisterstudierenden und Doktoranden in Brasilien von meinen Erfahrung zu erzählen und sie zu beraten, gebe ich immer den Tipp einen Teil ihrer Forschung an der Freien Universität zu absolvieren. Ich denke, es ist eine grundlegende Erfahrung.

Mit welchen Problemen oder Schwierigkeiten warst Du konfrontiert und wie hast Du sie gelöst?

Meine Schwierigkeiten bestanden eher darin, mich an eine neue akademische Denkweise anzupassen. In Brasilien konzentrieren wir uns immer auf die positiven Punkte und die richtigen Ergebnisse unserer Forschung. In Deutschland ist in der Regel alles auf Kritik ausgerichtet, auf die negativen Aspekte der Arbeit, der Fokus ist immer auf Exzellenz ausgerichtet. Heute finde ich das alles sogar lustig. Wichtig ist, nichts persönlich zu nehmen. Ein offenes Gespräch mit dem Berater löst immer alle Probleme. Alles ist sehr einfach.

Gibt es einen bestimmten Aspekt der Freien Universität Berlin, der Dir besonders gut gefallen hat?

Akademische Freiheit. Ich denke, dass wir in Brasilien sehr bestimmend gegenüber unseren Studierenden sind, uns Sorgen machen und immer kontrollieren, was sie lesen oder tun sollen. Hier erfahre ich Eigenverantwortung, das heißt, dass ich die Freiheit habe, meine Forschung nach meinem Wunsch auszurichten, jedoch auch die Konsequenzen meiner Entscheidungen tragen muss. Ich sehe das seit dem Abschluss an der Freien Universität. Ich denke, dass das wichtig ist, um sich akademisch zu entwickeln.

Was gefällt Dir am Leben in Deutschland besonders gut?

Sicherheit und Organisation. Der öffentliche Nahverkehr ist ebenfalls toll. Aber was ich am meisten schätze, ist die Qualität der Orchester. Meine Ohren werden nach dem Besuch der Berliner Philharmonie nie wieder dieselben sein.

Welchen Tipp würdest Du Brasilianerinnen und Brasilianern geben, die sich für eine Promotion in Deutschland interessieren?

Ausdauer, Disziplin und Mut. Unsere Kreativität und Anpassungsfähigkeit werden in Deutschland sehr geschätzt. Man sollte bereit sein, zuzuhören und alle Lernmöglichkeiten nutzen. Wir reisen in ein anderes Land, um neue Erfahrungen zu machen, ob sie nun gut oder schwierig sind. Denn das zu bekommen, was wir gewohnt sind, wäre Zuhause. Suche einen Verein, schließe dich einem Chor an und genieße die deutsche Kultur.

Was ist dein Lieblingswort auf Deutsch?

"Huddelei", ein Wort aus dem sächsischen Dialekt, „raiva“ auf Portugiesisch. Ich hörte es zum ersten Mal in einer Bach-Kantate über Kaffee. Ich denke, es ist lustig.

Die Fragen stellte Bega Tesch