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Ricardo J. Gonçalves, Austauschstudent am Lateinamerika-Institut

Ricardo

Ricardo
Bildquelle: privat

An welcher Universität studierst Du und was?

Im Jahr 2018 habe ich mit der Promotion in Philosophie und allgemeiner Rechtstheorie an der Universidade de São Paulo angefangen. Vorher habe ich dort auch meinen Master gemacht. In der Zeit war ich für einen Auslandsaufenthalt am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin.

Ich studiere die Denktradition der Kritischen Theorie (Frankfurter Schule), vor allem die Arbeiten "Kampf um Anerkennung " von Axel Honneth und "Faktizität und Geltung" von Jürgen Habermas.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, in Deutschland zu studieren und warum hast Du Dich für die Freie Universität Berlin entschieden?

Ich wollte schon immer in Deutschland studieren. Die deutsche philosophische Tradition hat mich immer sehr inspiriert. Mein Forschungsfeld ist die Philosophie des Rechts. In dem Zusammenhang habe ich viele Ideen klassischer und zeitgenössischer deutscher Philosophen kennengelernt. Autoren wie Nietzsche, Hegel, Kant, Marx, Weber haben mich in meinem Rechtsstudium immer begleitet.

Sobald ich mein Masterstudium begonnen hatte, dachte ich daran, eine Zeit außerhalb des Landes zu verbringen, am liebsten in Deutschland. Mein Studienberater hat mir Professor Sérgio Costa von der Freien Universität Berlin empfohlen, der auch über Themen arbeitet im Zusammenhang mit der kritischen Theorie und sozialen Ungleichheiten in Brasilien und Lateinamerika. Beide Themen haben zu meiner Forschung gepasst. Bei der Förderagentur des Bundesstaates São Paulo, Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo (FAPESP), habe ich dann ein Stipendium beantragt.

Wer oder was hat Dir bei Deinen Vorbereitungen für den Aufenthalt an der Freien Universität Berlin geholfen? Welche Tipps waren hilfreich?

Mein Berater und Bekannte, die in Berlin lebten oder gelebt hatten, haben mir als erstes geholfen. Viele waren an der Freien Universität oder an der Humboldt-Universität und gaben mir Tipps zur Wohnungssuche, Visa-Fragen, dem Leben in Berlin und andere wichtige Informationen. Als ich dann vor Ort war, haben sie mir sehr dabei geholfen, mich in der Stadt einzuleben.

Außerdem habe ich viele Informationen über Facebook-Gruppen und von Brasilianern und anderen Ausländern in Berlin erhalten. Ich habe auch YouTube-Videos von in Berlin lebenden Brasilianern gesucht, zwei Kanäle waren sehr hilfreich: www.youtube.com/user/Alemanizando und www.youtube.com/user/alexandresarian.

Ich denke, es ist wichtig, mit einigen Leuten in Kontakt zu treten, die bereits dort sind, und so viel wie möglich über ihre Erfahrungen, die Bürokratie und über die Stadt herauszufinden – auch schon bevor man ankommt.

Mit welchen Problemen oder Schwierigkeiten warst Du konfrontiert und wie hast Du sie gelöst?

Die erste Schwierigkeit bestand darin, eine Unterkunft zu finden. Die Preise waren höher als ich mir vorgestellt hatte, und die Nachfrage nach Wohnungen und WGs ist sehr groß. Ich habe in drei Zimmern nur zur Zwischenmiete gewohnt, bis ich einen festen Platz bekam. Ich habe auf Internetseiten speziell für Wohnungssuchende gesucht, aber für mich haben Facebook-Gruppen besser funktioniert. Man sollte sich wirklich lange im Voraus um eine Unterkunft kümmern.

Gibt es einen bestimmten Aspekt der Freien Universität Berlin, der Dir besonders gut gefallen hat?

Ich habe die Infrastruktur der Universität sehr genossen. In den Bibliotheken herrscht eine angenehme Atmosphäre, bei der man gut lernen kann. Außerdem haben sie den ganzen Tag geöffnet und auch am Wochenende.

Die Interdisziplinarität des Lateinamerika-Instituts ist sehr vorteilhaft bei der Forschung. Ich hatte Kontakt zu Leuten aus verschiedenen Ländern, die an sehr interessanten Themen gearbeitet haben, und konnte mein Wissen stark erweiterten. Die Vielfalt der Themen, die am Institut studiert werden, ist beeindruckend – und sie stehen alle in irgendeiner Weise mit den Forschungen von Prof. Sérgio Costa in Verbindung.

Darüber hinaus konnte ich einige Kurse in Rechtswissenschaft, Soziologie und Philosophie besuchen. Dadurch konnte ich mehr über das Studium in Deutschland erfahren. Ich habe auch wissenschaftliche Veranstaltungen zu verschiedenen Themen besucht, mit denen ich in Brasilien keinen Kontakt hatte. Das war großartig.

Was gefällt Dir am Leben in Deutschland besonders gut?

Während meienr Zeit in Berlin hat mir gefallen, wie die Menschen den öffentlichen Raum genutzt haben, mit vielen Kunstprojekten in der ganzen Stadt. Der öffentliche Nahverkehr ist ausgezeichnet und ermöglicht Zugang zu allem, was die Stadt bietet – Tag und Nacht. Die Vielfalt der Menschen und der Respekt für die Unterschiede sind mir in Berlin auch aufgefallen.

Welchen Tipp würdest Du Brasilianerinnen und Brasilianern geben, die sich für ein Studium in Deutschland interessieren?

Dass sie eine Universität und/oder eine Forschungseinrichtung suchen, die mit ihrer Forschung und ihren Zielen in Verbindung steht. Deutschland bietet viele Möglichkeiten, die Brasilianer nicht immer kennen. Ich würde empfehlen, sich gründlich zu informieren, um den für sich besten Platz wählen zu können und die bestmöglichen Erfahrungen zu machen.

Was ist Dein Lieblingswort auf Deutsch?

Zeitgeist!