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Die altägyptische Nekropole von Assiut: Dokumentation und Interpretation

Die ägyptische Stadt Assiut, ungefähr 375 km südlich von Kairo am Westufer des Nils gelegen, blickt auf eine mehr als 4300-jährige Geschichte zurück und zählte in pharaonischer Zeit zu den Zentralorten. Infolge moderner Überbauung der Stadt, einer unglücklichen Forschungsgeschichte und ägyptischer Militärpräsenz blieb das Wissen um die antike Stadt und ihre im wesentlichen Wüstengebirge anschließende Nekropole bislang gering. Seit 2003 wird in deutsch-ägyptischer Kooperation erstmals seit über 80 Jahren auf diesem Berg, auf dem Gräber, aber auch Steinbrücke, Klöster und Eremitenklausen errichtet wurden, wieder archäologisch gearbeitet. Monumentale Grabbauten der Ersten Zwischenzeit (21. Jh. v.Chr.) und des Mittleren Reiches (20. Jh. v.Chr.), deren Inschriften Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses der alten Ägypter waren und noch über 2000 Jahre später tradiert wurden, sollen erstmals vollständig dokumentiert werden, der Gräberberg erstmals kartiert werden.

Weitere Ziele des Projektes sind die Untersuchung von Besuchergraffiti, die im Neuen Reich (16.-13. Jh. v.Chr.) während Schulausflügen an Grabwänden angebracht wurden und Einblick in das ägyptische Schulwesen geben, sowie ein Hundegrab. Das Projekt trägt zur Rettung und Bewahrung von Wissen bei, das die Alten Ägypter als wesentlichen Bestandteil ihrer Kultur empfunden haben.&&&  Die auf dem Gebel Asyut al-gharbi inzwischen zu beobachtende über 6000- jährige Nutzungskontinuität (begonnen mit der Naqada-Zeit) bietet eine seltene Möglichkeit, verschiedene Funktionen und Funktionswandel dieses Berges zu erforschen. Die Vielfalt und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Nutzungen (als Nekropole für Menschen wie für Tiere, als Steinbruch, als Ausflugsziel, als Sitz für Klöster, als Rückzugsgebiet für Einsiedler, als Militärlager oder als islamischer Gebetsplatz, um nur einige zu nennen) erlauben es, eine Regionalgeschichte Assiuts zu schreiben, ohne die Stadt tatsächlich ausgegraben zu haben. Mit der Erforschung des Gebel Asyut al­ gharbi sollen auch innerägyptische regionale Unterschiede (in verschiedensten Bereichen ägyptischer Kultur) besser verstanden werden. Umgekehrt dienen die einzelnen Arbeitsbereiche auch zur Vertiefung unseres Wissens über Gesamtägypten (z. B. in den Bereichen der Literatur oder der Tierbestattungen). Darüber hinaus ist der Aspekt der Notgrabung bzw. Notdokumentation nicht außer Acht zu lassen, sind doch alle Monumente im Grabungsgebiet massiv durch Grabräuberei sowie durch Klima und chemische Einflüsse (z. B. Tierexkremente) gefährdet.

  • Gefördert von: Deutsche Forschungsgemeinschaft - Sachbeihilfe
  • Projektlaufzeit: 12.08.2010 - 31.07.2016
  • Wissenschaftlicher Koordinator des Projekts: Prof. Dr. Jochem Kahl
  • Projektpartner: Sohag Universität, Ägypten
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