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DHC Lecture mit Beate Kellner

Beate Kellner

Beate Kellner

Beate Kellner


(Ludwig-Maximilians-Universität München)

Spielregeln des Minnesangs und die Macht der Imagination

9. Februar 2017

Mit ihrer Variatio des Begehrens und der unerfüllten Liebe werden die mittelalterlichen Lieder der ‚Hohen Minne‘ bis heute häufig als monoton und eindimensional betrachtet. Der Vortrag möchte im Lichte der neueren Forschungsdebatten zur Medialität, Varianz und Mouvance der Lieder demgegenüber zeigen, welche Dynamiken der Minnesang aufweist, wie unterschiedlich und gegenläufig die in den Liedern der Hohen Minne vertretenen Positionen sind, welche Möglichkeiten der Selbstdarstellung die Sänger haben und welche Formen poetischer Meisterschaft sie entwickeln. Im Zentrum der Überlegungen wird die Frage stehen, wie die Tabus der Hohen Minne durch die ‚Macht der Imagination‘ unterlaufen werden. Lässt man diese Perspektive als neuen Forschungsansatz zu, wird man bei der Lektüre der Lieder nicht länger auf ein möglicherweise nur von Philologen rekonstruiertes ‚System der Hohen Minne‘ stoßen, sondern ein breites Spektrum erotischer Phantasmen freilegen, die stets auf das Engste mit den ästhetischen und poetischen Ansprüchen der Sänger verbunden sind.