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DHCL mit Danièle Cohn

Danièle Cohn (École des Hautes Études en Sciences Sociales)

Anselm Kiefers Arbeit an der Erinnerung

Anselm Kiefers Werk ist Arbeit an der Erinnerung, keine ars memoriae, vielmehr Bearbeitung einer traumatischen Vergangenheit, welche die jungen Generationen nicht erlebt haben und die gleichwohl jedem westlichen Gedächtnis eingeprägt ist.  Anselm Kiefer erklärte während der Monumenta 2007 in Paris, dass seine Kindheit ihm das Spiel inmitten von Trümmern als eine Art Urerlebnis dargeboten hatte. Erinnerung, Spuren und Zeugnisse -  baut Anselm Kiefer neue Ruinen auf, die der Zerstörung einer Welt Sinn, Bedeutung und Form geben? Denkmal und Mahnmal zugleich, Kiefers Gemälde, Türme, Bücher, Blumen, Inschriften, Photos finden ihren Ort in riesigen Räumlichkeiten die, wie der Künstler sagt, eine Haut der Werke sind, eine Haut und ein Haus. Mit Anselm Kiefer wird die Zeit zum Raum, die Geschichte zum Mythos und die Trauer zum Schaffen. Seine Kunst ist deutsche Kunst nur in dem Sinne, wie Goethe einst von einer Weltliteratur sprach. Die Erinnerung, an der er arbeitet, ist menschlich, darin liegt die Stärke seiner Werke, und die Kraft der Kunst.