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Dahlem Humanities Center Lecture mit Michael Lackner

(Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg)

Chinas mantische Praktiken: Orte der Freiheit?

Der Titel klingt widersprüchlich, scheint doch Wahrsagung an die Vorhersage des Unabänderlichen, Vorherbestimmten gebunden zu sein. Die Vorstellung einer prinzipiellen Möglichkeit der Berechenbarkeit von Zukunft hat über Jahrtausende sowohl die Hochkultur als auch die populäre Religiosität Chinas charakterisiert. Doch ist das Fatum selten als ewiger Ratschluss verstanden worden – im Vordergrund stehen vielmehr Optionen einer Verhandlung mit der Zukunft: im Sinne einer Einsicht in die jeweilig unterschiedliche Konstellation des individuellen Schicksals und der natürlichen Gesetze, aber auch durch Arbeit an der eigenen Lebensführung; und schließlich auch durch exorzistische Praktiken. Ist das traditionelle China vielleicht deshalb nicht zum Begriff der Freiheit gelangt, weil es ihn nicht nötig hatte?