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TIN* Personen in Lehre und Forschung

Gendergerechtigkeit und genderinklusiv zu sein bedeutet auch, die Perspektiven von TIN* Personen in die Lehre und Forschung aufzunehmen. Dies wird beispielsweise in der Ansprache der Kursteilnehmenden, in der Schriftsprache sowie in den Kursinhalten und Forschungsperspektiven sichtbar. Die Erfahrungen der Interview-Partner*innen zeigen, dass die Perspektiven von TIN* Personen bislang selten in Lehre und Forschung sichtbar werden.

Wie sichtbar sind TIN* Personen in der Lehre und Forschung an der Freien Universität?

In der Psychologie ist Transidentität ein sehr stiefmütterlich behandeltes Thema, das wenig Raum hat. Ich würde mir wünschen, dass es mehr in die Lehre integriert und kritisch diskutiert wird. 

Jakob (er), Psychologie

Ich finde es frustrierend, dass queere und feministische Themen im Studium nur eine spezielle Sitzung bekommen, anstatt durchgängig mitgedacht zu werden. Das habe ich im Verlauf des Studiums gesucht und gebraucht.

Claude (sie*er/keine Pronomen), Studiengang Islamwissenschaft

Ich hatte einen Professor, der viel Zeit darauf verwendet hat, uns zu erklären, wie wir Personen in Briefen und Mails anreden sollen. Als er darauf angesprochen wurde, dass er noch gar nichts zu der Anrede von nichtbinären Personen gesagt hat, meinte er nur, dass er keine Person kenne, die weder Frau noch Mann ist. Ohne das Wissen über TIN*Personen kann auch keine Solidarität für TIN*Personen entstehen und sich etwas verändern.

Mo (kein Pronomen), Rechtswissenschaft

Wenn am Institut über Gender gesprochen wird, sind damit meistens Ungleichverhältnisse zwischen heterosexuell gedachten dyadischen cis Männern und cis Frauen gemeint. Ich finde, an der Uni sollte es fester Bestandteil sein, LGBTIQ+ Autor:innen zu lesen und in Lehre und Forschung Gender jenseits von binären Männer- und Frauenstereotypen und Heterosexualität zu denken.

Alex (keine Pronomen), Lateinamerikastudien

In meiner Forschung spielt es eine Rolle, TIN* Person zu sein, weil mir auffällt, dass cis Personen oft einen Blick auf Gender haben, der davon ausgeht, dass es etwas essenziell Männliches und Weibliches gibt. Im Moment frage ich mich viel, woher das geschlechtliche Identitätsempfinden kommt. Ich bin also ein bisschen wie Faust unterwegs und möchte wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält, nur eben in Bezug auf Gender.

John (er), Politikwissenschaft

Wie oft geht es, wenn Unterschiede zwischen den Geschlechtern thematisiert werden, nur um die Unterschiede zwischen cis dyadischen Männern und Frauen?! Es werden so selten trans*, nichtbinäre und inter* Personen mitgedacht. Zum Beispiel wird Geschlecht häufig als Beispiel für eine binäre Variable in den Statistikkursen verwendet.

Jorah (keine Pronomen), Politikwissenschaft