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Misgendern von TIN* Personen an der Freien Universität

„Misgendern“ bedeutet, dass eine Person auf eine Weise angesprochen wird, die nicht ihrem Geschlecht entspricht. Das heißt, es werden zum Beispiel die falschen Pronomen (er/sie) oder eine falsche Anrede (Herr/Frau) verwendet. Meistens passiert das, weil davon ausgegangen wird, dass wir jeder Person ihr Geschlecht ansehen könnten und es nur zwei Geschlechter, nämlich weiblich und männlich, gäbe. Besonders für Personen, die keine oder neutrale Pronomen und eine neutrale Anrede verwenden, ist es eine alltägliche Erfahrung, misgendert zu werden. 

Zu einem respektvollen Umgang gehört es, zu berücksichtigen, dass die Geschlechtsidentität einer anderen Person sich nicht am Namen oder Aussehen festmachen lässt. Der bevorzugte Name ebenso wie die geschlechtliche Identität und somit Pronomen einer Person sollten in Erfahrung gebracht und dann bei der mündlichen und schriftlichen Kommunikation verwendet werden.

Was sind deine Erfahrungen mit Misgendering an der Freien Universität?

Im Alltag werde ich als Frau gelesen, und die Leute denken dann oft, dass ich mich selbst antifeministisch misgendere, wenn ich von mir in der männlichen Form spreche. Also, wenn ich zum Beispiel von mir als Wissenschaftler spreche.

John (er), Politikwissenschaft

Auf Webex ist es super praktisch, dass da der Name und die Pronomen darunter stehen. Das hat geholfen, dass Leute mich nicht mehr misgendern. Post-Covid wäre es eine hilfreiche konkrete Handlung, Namensschilder mit Pronomen in allen Seminaren zur Pflicht zu machen.

Claude (sie*er/keine Pronomen), Islamwissenschaft

Bei einer Dozentin habe ich mich geoutet, neutrale Pronomen und Anrede erklärt. Trotzdem bin ich bei ihr jetzt Herr Soundso. Das Verständnis von trans* Personen ist immer noch sehr binär. Ich würde mir mehr Sensibilisierung für die Diversität von trans* Personen wünschen.

Alex (keine Pronomen), Lateinamerikastudien

Oft erstarre ich innerlich und kann dem Seminar nicht mehr folgen. Gedanklich beschäftige ich mich dann nur noch damit, ob und wie ich darauf reagieren soll. Ich muss mir dann überlegen, ob ich mich dann noch verletzlicher machen, wenn ich dazu etwas sage, in der Hoffnung, dass es dann in Zukunft nicht mehr passiert. Oder ich lasse es so stehen, und es besteht die Gefahr, dass ich immer wieder misgendert werde.

Jorah (keine Pronomen), Politikwissenschaft

Ich kann bei Campus Management nicht meinen Namen ändern und werde jedes Mal, wenn ich Campus Management öffne, mit meinem Deadname konfrontiert. Das ist völlig unnötig, da nur ich mich in mein Campus Management einlogge. Ich kann auch meine Anrede nicht ändern oder streichen.

Mo (kein Pronomen), Rechtswissenschaft

Entweder akzeptiere ich, dass mich die andere Person ständig misgendern wird mit den entsprechenden psychischen Konsequenzen für mich selbst. Oder ich muss mich gegenüber der anderen Person outen. Gegebenenfalls muss ich auch langatmige Erklärungen abgeben, was das bedeutet.

Joanna (kein Pronomen), Geschichtswissenschaft