Ankündigungstext des Referenten:

Durch das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 und wiederkehrende antisemitische Slogans auf israelfeindlichen Protesten hat der Diskurs um den sogenannten „importierten Antisemitismus“ noch einmal an Bedeutung gewonnen. Er unterstellt, dass antisemitische Ressentiments durch die Zuwanderung von Muslim*innen in einer vom Antisemitismus „geläuterten" Gesellschaft wieder Fuß fassen. Der Vortrag verfolgt das Ziel, auf Grundlage von Bevölkerungsumfragen (u. a. die Leipziger Autoritarismus-Studie) zu einer Versachlichung der Debatte beizutragen. Hierfür werden u. a. die Prävalenz von antisemitischen Ressentiments in Deutschland, die Motive hinter einer einseitigen Verortung des Antisemitismus in den Reihen der Muslim*innen, aber auch Erklärungsfaktoren für die Empfänglichkeit von Antisemitismus unter Muslim*innen beleuchtet. Die Befunde sprechen dafür, dass die Antisemitismuskritik vor einer doppelten Herausforderung steht: Sie muss diskriminierende und pauschalisierende Zuschreibungen gegenüber Muslim*innen problematisieren, ohne dabei in die Falle einer Bagatellisierung des islamisierten Antisemitismus zu tappen.