Stellen Sie sich vor, Sie kommen in der U-Bahn darüber ins Gespräch, was Sie an der Freien Universität in der Lehrkräftebildung tun. Was erzählen Sie zwischen zwei Stationen?

An der Freien Universität arbeite ich als Dozent für Zoologie. Mit Bachelorstudent*innen der Grundschulpädagogik stellen wir, die Dozierenden des Faches, uns z.B. folgende Fragen: Welche Tiere können einem im Stadtpark über den Weg laufen, fliegen oder krabbeln? Was kann man in Berliner Tümpeln fangen und was lebt auf dem Bürgersteig? Wie hängt biologische Forschung mit Naturbeobachtung zusammen? Beim Mikroskopieren werfen wir einen Blick ins Innere eines lebenden Wasserflohs, und sehen Organen wie Muskeln, Herz und Darm bei der Arbeit zu. Mein Anliegen ist es, die wichtigen Begriffe so oft es geht durch eigene Anschauung zu vermitteln.

So hilft auch den Masterstudent*innen im Lehramt Biologie die Beobachtung einer Wanze, die versucht aus der Rückenlage wieder auf die Beine zu kommen, sich vorzustellen, wie durch Evolution aus Landwanzen Wasserwanzen entstanden sein könnten. Beim Reden über Evolution ist es sehr wichtig, die zentralen Begriffe genau zu verstehen: Was ist eine Art? Warum ist Konvergenz nicht dasselbe wie Analogie? Wichtig auch: Inwieweit hilft dieses Verständnis ethische Fragen zu beurteilen, die sich beim Thema Evolution schnell aufdrängen? Im Rahmen des Schülerlabors NatLab vertiefen die Studierenden dann ausgewählte Themen in Form kleiner Projekte mit Schüler*innen der 10. Klasse.

Warum tun Sie, was Sie tun?

Lehre macht mir Spaß. Naturbeobachtung macht mir Spaß. Gemeinsam nachdenken macht mir Spaß. Für Lehramtsstudent*innen sind klassische Inhalte wichtig, die in der Lehre sonst eher unterrepräsentiert sind und es gibt ein spannendes Ziel: Die Biologie in Form von forschendem Lernen in die Schule zu bringen.

Was ist das Wichtigste, Spannendste oder Unerwartetste, was Sie an der Freien Universität gelernt haben?

Zu Beginn meines eigenen Studiums an der FU interessierten mich vor allem Insekten. Erst im dritten Semester, im Grundkurs Evolution und Systematik der Tiere, begriff ich, dass es um viel mehr geht als die Vorliebe für eine Tiergruppe, nämlich um Wissenschaft an sich. Wir lernten, wie man Hypothesen zur stammesgeschichtlichen Verwandtschaft von Lebewesen begründet, und damit beispielhaft, wie Wissenschaft funktioniert. Auf dieser Grundlage wuchsen meine eigene Forschung sowie meine Fähigkeit zur Kritik.

Dr. Alexander Fürst von Lieven ist Dozent für Zoologie.