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Fit ins Sommersemester

Was taugt das Kursangebot des Hochschulsports an der Freien Universität? Pünktlich zum Sommersemester haben sich drei studentische Reporterinnen und Reporter auf den Weg gemacht und Bouldern, Tangotanz und Fechten ausprobiert.

01.04.2019

Auf Kletterseil und -gurt wird beim Bouldern verzichtet. Anne Stiller muss auf ihren guten Griff vertrauen.

Auf Kletterseil und -gurt wird beim Bouldern verzichtet. Anne Stiller muss auf ihren guten Griff vertrauen.
Bildquelle: Marion Kuka

Entspannend, exotisch, fordernd – das Kursangebot des Hochschulsports an der Freien Universität ist vielfältig. Pünktlich zum Start der Anmeldefrist für die Kurse im Sommersemester haben sich zwei studentische Reporter und eine Reporterin auf den Weg gemacht und jeweils eine Sportart getestet: Anne Stiller war beim Bouldern, Sören Maahs hat Tango getanzt und Leon Holly beim Fechten den Degen geschwungen.

Anne Stiller: „Hoch hinaus“

„Einfach loslegen“, lautet der Tipp des Kursleiters, viel verkehrt machen könne man beim Bouldern nicht. Bouldern – das ist Klettern ohne Seil oder Gurt an Felsblöcken und -wänden sowie an künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe. Zum Schutz vor Sturzverletzungen liegen in den Kletterhallen Matten aus, für zusätzliche Griffigkeit sorgt Magnesiumpulver, das in den Händen verrieben wird. Trainings- und Spielgerät zugleich ist der eigene Körper.


Noch am Boden, aber Anne Stiller ist optimistisch, dass sie es "hoch hinaus" schafft.

Noch am Boden, aber Anne Stiller ist optimistisch, dass sie es "hoch hinaus" schafft.
Bildquelle: Marion Kuka

„Das wird schon, ich bin ja sportlich“, denke ich, bin aber auch gespannt, wie eine im Bouldern Ungeübte wie ich sich bis nach oben hangeln wird. Andererseits: Damals, auf dem Spielplatz, war auch das höchste Klettergerüst keine wirkliche Herausforderung für mich. Der Kursleiter erklärt noch, dass Bouldern keine Sportart sei, bei der man besonders viel Kraft brauche. Wichtiger seien Grundtechniken, etwa die Position der Füße und des Körpers insgesamt.

„Einfach loslegen“, rufe ich mir also seinen Hinweis in Erinnerung und starte mit der gelben Route. Die farbigen Griffe, die mir den Weg nach oben weisen, sind je nach Schwierigkeitsgrad unterschiedlich befestigt. So findet jeder (s)eine angemessene Herausforderung. Schnell stelle ich fest, dass mir die gelbe Route keine Probleme bereitet und wage mich an einen schwierigeren Pfad. Mal liegen die Griffe weiter auseinander, mal sind sie fast untereinander befestigt. Mal erlaubt es ihre Form, sich gut festzuhalten, mal sind sie rundlich, wodurch entspanntes Zugreifen ausgeschlossen ist. Am besten also, man überlegt sich noch am Boden, wo Füße und Hände platziert werden sollen.

Wem, wie in meinem Fall, das entsprechende Boulder-Know-How fehlt, kommt früher oder später an einen Punkt, an dem es erstmal nicht weitergeht. Da hänge ich nun in drei Metern Höhe und habe zwei Möglichkeiten: Entweder ich verharre an Ort und Stelle oder ich suche den Weg nach unten und starte einen neuen Versuch. Ich entscheide mich für letzteres und beginne von Neuem.

Das geht mehrmals so: Immer wieder fange ich an, schaffe die Hälfte der Route oder etwas mehr, aber bis ganz nach oben komme ich nie. Meine Boulder-Erfahrungen aus Spielplatz-Zeiten reichen offenbar doch nicht aus – meine schwer gewordenen Arme bestätigen diesen Eindruck. Während ich ihnen und mir eine Pause gönne, blicke ich mich um. Geübte Boulderer bewegen sich von unten nach oben, diagonal, teils kopfüber, und ich begreife, dass einen nur die richtige Technik weiter-, oder besser: höherbringt. Bouldern, so schlussfolgere ich, lernt man nur durchs Ausprobieren. Vielleicht wird mit der Zeit aus mir ja noch eine echte Gipfelstürmerin, für den Kurs im Sommersemester habe ich mich jedenfalls schon mal angemeldet.

Tanzlehrerin Angela Aimone mit Sören Maahs. Immer hübsch Haltung wahren!

Tanzlehrerin Angela Aimone mit Sören Maahs. Immer hübsch Haltung wahren!
Bildquelle: Marion Kuka

Sören Maahs: „Tango für gelenkige Besen “

Ram-tám-tam-tam, rata tam-tam tam-tám-tam-tam! Die ersten Tangoschritte meines Lebens, getanzt zur Musik von Edgardo Donato auf dem Turnhallenparkett der Johann-August-Zeune-Schule für Blinde. In die Tanzstunde zu gehen, ist ein aberwitziges Unterfangen – und eine hervorragende Gelegenheit, mich so richtig schön zu blamieren. Hoffentlich bekomme ich keine schwitzigen Hände!

Zuerst lerne ich das Carré, das Tanzen im Viereck. Mit jedem Lied und Partnerwechsel kommen neue kleine Schrittkombinationen hinzu, der Wiegeschritt, das Kreuz, die Acht. Das Ganze sieht, zumindest bei uns Einsteigern, ein bisschen wie reglementiertes Herumgehen aus und sorgt auf jeden Fall für gesunde Bewegung mit Körperkontakt.

Milonga in der Turnhalle.

Milonga in der Turnhalle.
Bildquelle: Marion Kuka

Der Wechsel zwischen schnellen und langsamen Schritten kommt mir unbegreiflich schwer vor. Kursleiterin Angela Aimone zeigt mir, was ich zu tun habe: 1. Rechtes Bein zurück und rechtes Knie beugen, 2. Linkes Bein langsam nach vorn, 3. Rechtes Bein schnell nach vorn, 4. Linkes Bein schnell nach links. Was für ein Irrsinn!

Alle sechs bis acht Schritte ermahnt mich Angela: „Haltung!“. Damit meint sie, dass ich meine Senkbrust aufrichten und mich leicht nach vorne neigen soll. Meine Aufgabe als Tanguero ist es, meiner Tanzpartnerin, der Tanguera, vorzugeben, welcher Schritt als nächstes kommt. Das verlangt die Konvention, so gehört es sich. Und von mir ist ein Bruch mit den Normen nicht zu erwarten. Das hält mich auf Trab – lieber aber würde ich mich etwas herumschwenken lassen.

Für die Tanzlehrer Angela Aimone und Sebastian Recke geht es beim Tango nicht um die korrekte Schrittfolge oder das Befolgen vorgegebener Schemen. Viel wichtiger sei das spontane Umsetzen der Musik in Bewegung.

Für die Tanzlehrer Angela Aimone und Sebastian Recke geht es beim Tango nicht um die korrekte Schrittfolge oder das Befolgen vorgegebener Schemen. Viel wichtiger sei das spontane Umsetzen der Musik in Bewegung.
Bildquelle: Marion Kuka

Meine nächste Tanzpartnerin erklärt mir, worauf es beim Führen ankommt. Unsere Körper müssten miteinander sprechen: Ich solle meine tänzerischen Absichten durch unsichtbare Gewichtsverlagerung oder sanften Druck auf ihre Schulter vermitteln. Nach und nach wird mir klar, dass sie zu den Fortgeschrittenen gehört und alles tanzen kann, was es gibt: Salsa, Merengue, Jive. Nur Tango lernt sie eben noch. Ich fühle mich gelenkig wie ein Besen und träume von einem Gläschen Prosecco. Wenn ich nur genug getrunken habe, bin ich ein begnadeter Tänzer.

Nach vier Minuten fängt das nächste Lied an, das Partnerkarussell dreht sich weiter. Diesmal gerate ich an eine Englischstudentin, sprich eine Fachkollegin! Ich würde lieber übers Studium quatschen, aber weil ich mich auf meine Füße konzentrieren muss, gibt es nur wenig Möglichkeit für Konversation. Es folgt eine Mitarbeiterin vom Otto-Suhr-Institut, die mir die Hand auf die Brust legt, um mir den Groove zu zeigen. Offenbar habe ich so ein schlechtes Gefühl für Rhythmus, dass ich nur tanzen kann, wenn der Takt mit der großen Bass Drum gedroschen wird. Wahrscheinlich eine Spätfolge von Techno.

Wir sind nicht mehr in Kansas – sondern im Tangokurs. Mit Glitzerschuhen und Socken geht's über Parkett und Spielfeldmarkierungen.

Wir sind nicht mehr in Kansas – sondern im Tangokurs. Mit Glitzerschuhen und Socken geht's über Parkett und Spielfeldmarkierungen.
Bildquelle: Marion Kuka

Meiner nächsten Partnerin trete ich auf die hochhackigen Glitzerschuhe, glücklicherweise trage ich nur Socken. Und schließlich tanze ich mit einer Mitarbeiterin aus der Univerwaltung. Mit ihrer Rechten ergreift sie meine linke Hand, die übrigen Hände berühren die Schulterblätter. Man kommt wildfremden Menschen mitunter überraschend nah. Alle sind ausgesprochen höflich zueinander.

Ich hatte Damenüberhang erwartet oder deutlichen Herrenmangel. Die 16 Kursteilnehmer sind aber hübsch paritätisch aufgeteilt, niemand ist hier ohne Partner im Schlepptau aufgetaucht, was, wie Kursleiterin Angela versichert, keineswegs immer der Fall ist. Angst haben, allein sitzenzubleiben, muss trotzdem niemand.

Lernen vom Profi: Michael Camin (hinten) und Leon Holly.

Lernen vom Profi: Michael Camin (hinten) und Leon Holly.
Bildquelle: Privat

Leon Holly: „Vertrauen auf den Fechtmeister“

Thomas Hobbes schrieb im Leviathan: „Aber wer nur der Autorität von Büchern vertraut und den Blinden blindlings folgt, gleicht dem, der im Vertrauen auf die falschen Regeln eines Fechtmeisters sich in seinem Dünkel an einen Feind heranwagt, der ihn dann entweder tötet oder entehrt.“ Auf diese Weisheit macht mich mein Fechtlehrer Michael Camin aufmerksam, nachdem ich ihm gestanden habe, dass ich eigentlich in den Politikwissenschaften beheimatet bin. Getötet werden wollte ich eigentlich nicht, geschweige denn entehrt. Doch was bleibt mir anderes übrig, als den Worten meines Lehrers zu folgen? Also schiebe ich meinen Hobbes zur Seite und betrete die Fechthalle am Olympiastadion.

Im Standbild sieht der Hieb schon ansehnlich aus.

Im Standbild sieht der Hieb schon ansehnlich aus.
Bildquelle: Privat

Nachdem ich die weiße Schutzweste angelegt habe, macht mich Michaels Frau Bettina Camin mit den Gerätschaften bekannt. Ich habe die Auswahl zwischen Florett, Säbel und Degen und entscheide mich für letzteren. Das Besondere: Landet man einen Treffer, löst ein Druckknopf an der Spitze der Degenklinge ein elektrisches Signal aus, und eine Lampe an der Wand leuchtet auf. Aber der Reihenfolge nach: Noch weiß ich ja nicht einmal, wie ich meine Waffe richtig einsetze.

Bereit zum Duell: Leon Holly (vorne) und sein Kontrahent Roger.

Bereit zum Duell: Leon Holly (vorne) und sein Kontrahent Roger.
Bildquelle: Privat

Zunächst geht’s um die richtige Ausgangsstellung: Das rechte Bein voraus, das linke im 90-Grad-Winkel quer dahinter, drückt Michael mich mit sanftem Druck auf die Oberschenkel in eine leichte Hocke. Der Degen zeigt als Verlängerung des Unterarms nach vorne, während der linke Arm meinen Körper hinter dem Kopf stabilisiert. So viele Körperteile auf einmal koordinieren! Ein beherzter Schritt vorwärts, kombiniert mit einem vorschnellenden Arm, sollen schließlich den Degenstoß ergeben. Nachdem das Übungskissen meine Finesse zu spüren bekommen hat, habe ich Blut geleckt: Ein echter Gegner muss her – en garde!

Und schon finde ich ein leichtgläubiges Opfer namens Roger, aus dem Fortgeschrittenenkurs. Nach einem flotten Klingengerassel ziehe ich mich zurück – ein geschicktes Ablenkungsmanöver! Denn gleich darauf setze ich zur nächsten Attacke an. Roger lässt mich gewähren, als ich ihm langsam, aber präzise, den finalen Stoß versetze. Meine neu erworbenen Fähigkeiten müssen ihn wohl in Schockstarre versetzt haben … So erkläre ich es mir jedenfalls. Auf einen verschwitzten Handschlag folgt schlussendlich die freudige Einsicht, dass mir Leben und Ehre nicht abhandengekommen sind.

Weitere Informationen

Zeiten und Ort des Boulderkurses

  • Südbloc Boulderhalle, Großbeerenstr. 2-10, 12107 Berlin
  • Kurse finden statt jeweils montags, dienstags, mittwochs und sonntags von 16.30 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 14 Uhr bis 16 Uhr sowie freitags von 16 Uhr bis 18 Uhr.
  • Der nächste Kurs beginnt am 22. April.

 Zeit und Ort des Tangokurses

  • Johann-August-Zeune-Schule für Blinde, Rothenburgstr. 14, 12165 Berlin
  • mittwochs von 18.30 Uhr bis 20 Uhr
  • Der nächste Kurs beginnt am 8. Mai.

Zeiten und Orte des Fechtkurses

  • Landesleistungszentrum Moderner Fünfkampf -Olympiastadion, Hanns-Braun-Straße / Am Adlerplatz, 14053 Berlin
  • freitags von 17.30 Uhr bis 19 Uhr
  • Der nächste Kurs beginnt am 26. April.

sowie

  • FU-Sporthalle, Dahlem Königin-Luise-Str. 47, 14195 Berlin
  • samstags 11 Uhr bis 12.30 Uhr
  • Der nächste Kurs beginnt am 27. April

Übersicht aller Angebote des Hochschulsports im Sommersemester 2019

https://www.buchsys.de/fu-berlin/angebote/aktueller_zeitraum/index.html

Schlagwörter

  • Biologie, Chemie, Pharmazie
  • Erziehungswissenschaft und Psychologie
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