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Augenblicke des Semesters

27.11.2019

Margot Frieländer: „Werden Sie die Zeitzeugen, die wir nicht mehr lange sein können!"

Margot Frieländer: „Werden Sie die Zeitzeugen, die wir nicht mehr lange sein können!"
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Zeitzeugin im Namen der Menschlichkeit

Im KZ Theresienstadt sahen ihre Augen, was der Mensch dem Menschen sein kann: Sie sahen ausgemergelte Körper, tote und halbtote Menschen, willkürliche Gewalt, unendliches Leid. Heute, 74 Jahre nach dem Holocaust, schaut Margot Friedländer ins Halbrund des Hörsaals 1b in der Silberlaube der Freien Universität und appelliert an die weit mehr als 200 Zuhörerinnen und Zuhörer: „Werden Sie die Zeitzeugen, die wir nicht mehr lange sein können!" Zuvor hat sie, die Zeitzeugin, HolocaustÜberlebende und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, aus ihrer Biografie „Versuche, dein Leben zu machen" gelesen. Das waren die letzten Worte, die ihr ihre Mutter durch eine Nachbarin im Januar 1943 hatte ausrichten lassen, bevor sie zusammen mit Margots Bruder deportiert wurde. Margot Bendheim, wie sie damals noch hieß, versteckte sich, färbte ihre schwarzen Haare rot und riss sich den Judenstern von der Kleidung. Doch im Frühjahr 1944 geriet sie in eine Kontrolle von „Greifern" – Juden, die im Auftrag der SS andere Juden aufspüren und ausliefern sollten. In Theresienstadt lernte sie ihren späteren Mann Adolf Friedländer kennen. Beide überlebten das mörderische NS-Regime und emigrierten 1946 nach New York. Erst Jahre nach dem Tod ihres Mannes besuchte Margot Friedländer 2003 auf Einladung des Berliner Senats erstmals wieder ihre Heimatstadt. 2010 kehrte sie ganz zurück nach Deutschland. Heute legt sie Woche für Woche in Schulen, Universitäten und Bildungsstätten Zeugnis ab über die grausame Vergangenheit. Die Bernsteinkette, die ihr die Mutter zum Abschied hinterließ, hat sie immer dabei – bei der Lesung in der Silberlaube liegt sie vor ihr auf dem Tisch, gleich beim Mikrofon. Was sie tun könnten, damit sich die Geschichte nicht wiederhole, fragte eine Studentin Margot Friedländer anschließend. „Mensch sein", antwortete sie, „einfach nur Mensch sein."

Einstein Lecture 2019

Catherine Heymans Forschung bewegt sich auf den Spuren Albert Einsteins.

Catherine Heymans Forschung bewegt sich auf den Spuren Albert Einsteins.

Den Sternen nah und doch so fern

Mysteriös, unendlich, dunkel. So sieht das Weltall nicht nur in Science-Fiction-Thrillern aus, sondern auch in der Wissenschaft. Von 95 Prozent des Weltalls wissen Forscherinnen und Forscher derzeit nur, dass sie so gut wie nichts darüber wissen. Gerade das sieht Catherine Heymans als sportliche Herausforderung. Die Astrophysikerin von der Universität Edinburgh hielt die 19. Einstein Lecture Dahlem im bis auf den letzten Platz gefüllten Max-Kade-Auditorium im Henry-Ford-Bau der Freien Universität. „Keine Angst vor dem ganz Unbekannten!" – so lautete ihr Appell vor allem an die zahlreichen Studierenden. Denn der Vorstoß ins Mysteriöse „kann unser Weltbild komplett umstürzen. Das könnte eine neue kopernikanische Revolution werden". Wie viel Spaß diese Grundlagenforschung macht, zeigte ihr mitreißender Vortrag vor den rund 1.200 Interessierten.

Titelsammlerin Caterina Granz

Caterine Granz: Ausgezeichnete Spitzensportlerin und Deutsche Meisterin über die 1.500-Meter-Distanz.

Caterine Granz: Ausgezeichnete Spitzensportlerin und Deutsche Meisterin über die 1.500-Meter-Distanz.

Einsame Spitze

Überwältigt streckt Caterina Granz ihre Zeigefinger in den Berliner Abendhimmel und blickt ins weite Rund des Berliner Olympiastadions. Die 25-jährige Studentin der Freien Universität gewinnt im August in Berlin die Deutsche Meisterschaft im 1.500-Meter-Lauf. Keine zwei Wochen vorher ist der Psychologie-Studentin in Neapel schon bei der Sommer-Universiade eine Überraschung gelungen: Sie holt Gold bei den offiziellen Spielen der Studierenden, die seit 1959 alle zwei Jahre stattfinden und nach den Olympischen Spielen die größte Multisportveranstaltung der Welt sind. Ihre Leistungen würdigte nun auch der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband: Er kürte Caterina Granz im November zur Hochschulsportlerin des Jahres. Auch an der Freien Universität ist sie erfolgreich, den Bachelor hat sie bereits in der Tasche. Und sportlich? Die magische Zeit von 4:05 Minuten hat Granz noch rechtzeitig zur Leichtatlethik-Weltmeisterschaft in der katarischen Hauptstadt Doha geknackt, blieb dort allerdings – wohl auch aufgrund der widrigen Klimabedingungen – hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Jetzt konzentriert sich die Athletin auf ihr nächstes großes Ziel: Sie möchte im nächsten Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein. Dazu muss sie es bei den Deutschen Meisterschaften im kommenden Juli wieder unter die Top 3 schaffen und unter 4:04 Minuten laufen – oder in der Weltrangliste unter den Top 45 platziert sein. Zurzeit liegt sie auf Platz 30.

Berliner Universitätsverbund erfolgreich in der Exzellenzstrategie

Staatssekretär Steffen Krach (li.) und der Regierende Bürgermeister Michael Müller freuen sich im Juli gemeinsam mit den Universitätspräsidien der Berlin University Alliance.

Staatssekretär Steffen Krach (li.) und der Regierende Bürgermeister Michael Müller freuen sich im Juli gemeinsam mit den Universitätspräsidien der Berlin University Alliance.

Vier gewinnt

„Daumen hoch" für die Berlin University Alliance beim Exzellenzstrategie-Wettbewerb. Staatssekretär Steffen Krach und der Regierende Bürgermeister Michael Müller freuen sich im Juli gemeinsam mit den Universitätspräsidenten Günter M. Ziegler (Freie Universität), Christian Thomsen mit Sohn (Technische Universität), Sabine Kunst (Humboldt-Universität) und dem ehemaligen Chef der Charité Universitätsmedizin, Karl Max Einhäupl (v.l.n.r.). Als nachmittags in Bonn die Entscheidung über die Auszeichung zur Exzellenzuniversität fällt, schaut man gespannt die Live-Übertragung in der Berliner Urania. Es geht um exzellente Wissenschaft, Prestige und Fördergelder. Anders als 2007, als die Freie Universität in den Kreis der Exzellenz-Universitäten aufgenommen wurde, und 2012, als die Humboldt-Universität hinzukam, ist die Berliner Universitätslandschaft 30 Jahre nach dem Fall der Mauer als Team angetreten und möchte Grenzen überwinden. Entstanden ist ein einzigartiger Verbund über alle Institutionsgrenzen hinweg. So möchten die Berliner Universitäten zukünftig einheitliche Standards in der Qualität von Forschung setzen, Hightech-Forschungsgeräte und moderne Labore ohne großen bürokratischen Aufwand gemeinsam nutzen. Bis zu 24 Millionen Euro pro Jahr stehen den Berliner Universitäten dafür insgesamt zur Verfügung.