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Auf dem Weg zur grünen Universität

Im vergangenen Dezember hat die Freie Universität den Klimanotstand ausgerufen und sich eindringlich zu ihrer Verantwortung für den Klimaschutz bekannt. Seit vielen Jahren betreibt sie deshalb Nachhaltigkeit in einer Vielzahl von Projekten

20.08.2020

Die Freie Universität will bis 2025 klimaneutral werden. Für dieses Ziel engagieren sich die Mitglieder der Hochschule in vielfältigen Projekten und Initiativen.

Die Freie Universität will bis 2025 klimaneutral werden. Für dieses Ziel engagieren sich die Mitglieder der Hochschule in vielfältigen Projekten und Initiativen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Als im Jahr 1998 die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder ihre Arbeit aufnimmt, findet sich im Koalitionsvertrag auch ein Kapitel zum Thema Umwelt. Die Überschrift lautet „Ökologische Modernisierung“ – ein Konzept, das am Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität entworfen wurde. „Nach Jahren intensiven Netzwerkens war unsere Forschung in der Bundespolitik angekommen“, erinnert sich Martin Jänicke.

Jänicke war von 1971 bis 2002 Professor am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität. 1986 gründete er dort das Forschungszentrum für Umweltpolitik. Maßgeblich trug er so dazu bei, dass die Freie Universität zu einer international renommierten Institution für Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurde. Heute wird in Dahlem nicht nur grüne Forschung betrieben – auch der Campus selbst wird zum Innovationslabor für die grüne Universität. Die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie und vielfältige Projekte von Studierenden und Promovierenden tragen zum Gelingen eines ehrgeizigen Zieles bei: Bis zum Jahr 2025 will die Freie Universität zu 100 Prozent klimaneutral werden.

Der Politikwissenschaftler Maritn Jämicke machte aus der Freien Universität eine international renommierte Institution für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Der Politikwissenschaftler Maritn Jämicke machte aus der Freien Universität eine international renommierte Institution für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Umweltschutz war ein exotisches Thema

„Als ich mit meiner Forschung begann, war Umweltschutz noch ein völlig exotisches Thema“, erzählt Martin Jänicke. „Die Anfänge liegen im Jahr 1975.“ Mit Mitteln der Volkswagen Stiftung führte er damals eine große vergleichende Studie zur Umweltpolitik der Industrieländer durch.

Die Herangehensweise von Japan stach besonders hervor. „Man setzte dort sehr früh auf Innovation und technologischen Wandel“, sagt er. „Das war weit weg von der einstigen Naturromantik der westlichen Öko-Bewegungen.“ Es ist diese Erfahrung, die später auch den Begriff der „Ökologischen Modernisierung“ prägt, den Jänicke 1982 einführt. Gemeinsam mit seinem Team entwirft er einen umweltpolitischen Ansatz, der von technologischer Innovation getragen wird und das Thema Nachhaltigkeit mit einer Vision für neue Märkte und Arbeitsplätze verbindet.

Heute ist das von Jänicke ins Leben gerufene Forschungszentrum für Umweltpolitik international als feste Größe etabliert. Rund zwanzig- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen sind dort beschäftigt. Ihre Forschungsarbeiten dienen international als Entscheidungsgrundlage für die großen Umweltfragen: vom Klimawandel bis zur Energiesicherheit, von der Ressourcenpolitik bis zur Biodiversität.   

Andreas Wanke leitet die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie. Im vergangenen Jahr stellte er bei der Konferenz „Spring Campus“ der „University Alliance of Sustainability“ (UAS) die Energiesparpläne der Freien Universität vor.

Andreas Wanke leitet die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie. Im vergangenen Jahr stellte er bei der Konferenz „Spring Campus“ der „University Alliance of Sustainability“ (UAS) die Energiesparpläne der Freien Universität vor.

Der Stromverbrauch einer mittelgroßen Stadt 

Seit dem Jahr 2000 wendet sich die Freie Universität dem Thema Nachhaltigkeit auch im eigenen institutionellen Verantwortungsbereich zu. Aus einer Koordinierungsstelle für betriebliches Energiemanagement entwickelte sich die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie. Seit 2015 ist sie dem Präsidium zugeordnet und umfasst heute ein Team von 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

„Als wir antraten, lag der Energieverbrauch der Freien Universität bei 141 Millionen Kilowattstunden im Jahr“, sagt Andreas Wanke, „ungefähr so viel wie für eine mittelgroße Stadt.“ Der Politikwissenschaftler ist ehemaliger Mitarbeiter von Martin Jänicke und leitet die Stabsstelle seit ihrer Gründung. Gemeinsam ist es trotz einer notwendigerweise immer energieintensiveren Geräteausstattung in Forschung, Lehre und Verwaltung innerhalb der letzten zwanzig Jahre gelungen, den Strom- und Wärmeverbrauch der Freien Universität um 27 Prozent zu senken – den Ausstoß von CO2 sogar um 80 Prozent.“ Um das zu erreichen, wurden etwa Heizungen und Dächer modernisiert, Blockheizkraftwerke und Solaranlagen installiert sowie ein Prämiensystem etabliert, das die einzelnen Fachbereiche zu einem achtsamen Umgang mit Energie animiert. Außerdem bezieht die Freie Universität seit 2010 CO2-freien Strom.

Die CO2- Emissionen sollen runter auf Null

Mit diesen Zahlen will sich Wanke aber noch nicht zufriedengeben. „Wir wollen bei den CO2- Emissionen bis 2025 runter auf Null“, sagt er. Die Klimaneutralität ist eines der zentralen Ziele des Klimanotstandes, den das Präsidium der Freien Universität im Dezember 2019 ausgerufen hat. „Die letzten 20 Prozent an CO2-Emissionen einzusparen, ist eine große Herausforderung“, sagt Wanke. „Wir sind gerade dabei, eine maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln.“ Es gehe um höhere Energieeffizienz, zukunftsorientierte Mobilität, ein nachhaltiges Beschaffungswesen und den Ausbau erneuerbarer Energien auf dem Campus. „Am Anfang werden wir zudem vermutlich nicht darum herumkommen, noch vorhandene CO2-Emissionen auszugleichen“, sagt Wanke. „Wir wollen aber nicht einfach Kunde bei einem Kompensationsunternehmen werden, sondern ein eigenes Modell entwickeln, hinter dem wir voll und ganz stehen und das zu dem kritischen Selbstverständnis einer Universität passt.“

Das Hochschulnetzwerk University Alliance for Sustainability wird gegründet

Neben der Klimaneutralität ist in der Erklärung zum Klimanotstand noch eine Reihe weiterer Handlungsziele ausgegeben worden. Künftig sollen etwa alle universitären Entscheidungen und Planungen die Auswirkungen auf das Klima berücksichtigen. Ein Ideen- und Innovationsmanagement soll das ökologische Engagement aller Universitätsangehörigen und die Zusammenarbeit zwischen allen Bereichen der Universität fördern. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sollen umfassend in den Lehrplänen verankert und in die internationalen Netzwerke der Universität eingebunden werden. Auch hier geht die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie voran: Bereits 2015 wurde zusammen mit den strategischen Partneruniversitäten der Freien Universität – Hebrew University of Jerusalem, Peking University, St. Petersburg State University, The University of British Columbia – das internationale vom DAAD geförderte Hochschulnetzwerk University Alliance for Sustainability gegründet. Im Rahmen der Allgemeinen Berufsvorbereitung (ABV) der Freien Universität bietet die Stabsstelle jedes Semester neun Seminare und eine Ringvorlesung zu Nachhaltigkeitsthemen an. Bachelorstudierende aller Fachrichtungen können sich die Lehrveranstaltungen als Studienleistung anrechnen lassen.

Karola Braun-Wanke, wissenschaftliche Koordinatorin und Dozentin am Forschungszentrum für Umweltpolitik,rief die Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT ins Leben.

Karola Braun-Wanke, wissenschaftliche Koordinatorin und Dozentin am Forschungszentrum für Umweltpolitik,rief die Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT ins Leben.

Regelmäßig unterrichtet dort Karola Braun-Wanke, die seit zehn Jahren als Projektleiterin, wissenschaftliche Koordinatorin und Dozentin am Forschungszentrum für Umweltpolitik tätig ist. Unter anderem koordiniert sie die „Hochschultage Nachhaltigkeit + Klimaschutz“, bei denen Studierende nachhaltigkeitsrelevante Projekte vorstellen, die sie im Rahmen ihres ABV-Seminars erarbeitet haben.

„Im letzten Jahr haben wir uns beispielsweise mit nachhaltiger Ernährung und der Mensa der Zukunft auseinandergesetzt“, sagt sie. „Begleitet von Vorträgen von Praktikerinnen und Praktikern aus der Zivilgesellschaft, einer Stop-Motion-Filmwerkstatt, Dokumentarfilmen und der Innovationsmethode Design Thinking entwickelten die Studierenden im Team Projektideen, die sie anschließend auf dem Campus eigenverantwortlich umsetzten.“

Hafermilch statt Kuhmilch: Lea Schmitt gründete zusammen mit Kommilitoninnen das Projekt „Why (no) milk?“

Hafermilch statt Kuhmilch: Lea Schmitt gründete zusammen mit Kommilitoninnen das Projekt „Why (no) milk?“

Why no milk?

Eines der dabei entstandenen Projekte ist „Why (no) milk?“ von Emma Gauch, Noa Gellenbeck, Chiara Pocai und Lea Schmitt – eine Infokampagne zum Thema Milchindustrie und Veganismus. „Wir möchten auf eine Weise über das Thema informieren, die nicht mit Vorhaltungen und Angriffen agiert“, sagt Lea Schmitt, „sondern die Grundlage für einen konstruktiven Selbstlernprozess bietet.“ Im Vordergrund stehe dabei der Umweltschutz.

„Tierethik ist ein wichtiger Aspekt, der viele Menschen zu einer veganen Ernährung bewegt“, sagt Schmitt. „Doch es geht vor allem auch um die enormen CO2-Emissionen und den hohen Ressourcenverbrauch bei der Herstellung von Milchprodukten.“ Im Rahmen der Hochschultage war die Kampagne „Why (no) milk?“ zum zweiten Mal auf dem Campus zu sehen, seither wird sie online fortgeführt. Im vergangenen Jahr wurden die Philosophiestudentin und ihre Kommilitoninnen für das Projekt mit dem Bundespreis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet.   

Ein „Blühender Campus“ entsteht

Weitere Vorhaben von Studierenden und Promovierenden entstehen im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT. Sie wurde 2010 gegründet und wird von Karola Braun-Wanke koordiniert. „Wir sind eine offene Aktionsplattform für alle, die die Freie Universität mit eigenen Ideen und Aktionen nachhaltig und zukunftsfähig gestalten wollen“, sagt sie. „Wir wollen mit konkreten Projekten zeigen, wie man nachhaltig leben kann – aber nicht nur lokal und individuell, sondern immer auch im Hinblick auf eine globale Transformation.“ Entstanden im Rahmen von SUSTAIN IT ist beispielsweise das Projekt „Blühender Campus“, das die biologische Vielfalt auf dem Campus fördern will. „Der dramatische Verlust an Biodiversität ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit“, sagt die Biologiedoktorandin und Initiatorin Sophie Lokatis.

„Es geht längst nicht mehr nur um bedrohte Arten wie Tiger oder Nashörner, sondern um das Verschwinden von eigentlich häufigen Wildtieren in unserer nächsten Umgebung.“ Dem Insektensterben könne man schon mit kleinen Maßnahmen entgegenwirken – beispielsweise, indem man mehr Wildnis auf den Grünflächen zulasse. „Viele Insekten finden weder Nahrung noch Lebensraum, wenn alles perfekt gepflegt ist“, sagt Lokatis. Im Mai 2019 startete „Blühender Campus“ deshalb ein Pilotprojekt mit einem simplen Anliegen: weniger Mähen auf den Campusflächen. Die Universität stellte zehn Wiesen bereit, die meisten versteckt in Hinterhöfen und Institutsgärten. Statt wie geplant neunmal wurde auf diesen Flächen nur noch einmal gemäht. „Nach wenigen Monaten konnten wir bereits eine siebenfache Zunahme an Insektenarten und eine zehnfache Zunahme an Individuen feststellen“, sagt Lokatis. Mittlerweile erstrecken sich die Flächen des „Blühenden Campus“ auf fast 7000 Quadratmeter rund um die Veggie-Mensa an der Van’t-Hoff-Straße. Hier wird, je nach Nutzung, nur noch alle zwei Jahre bis maximal viermal im Jahr gemäht.


Die biologische Vielfalt auf dem Campus erhalten will Sophie Lokatis. „Der dramatische Verlust an Biodiversität ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit“, sagt die Biologiedoktorandin und Initiatorin des Projekts „Blühender Campus“.

Die biologische Vielfalt auf dem Campus erhalten will Sophie Lokatis. „Der dramatische Verlust an Biodiversität ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit“, sagt die Biologiedoktorandin und Initiatorin des Projekts „Blühender Campus“.

Tagfalter als Indikatoren für Umweltveränderunge

Auf diesen Flächen organisiert der „Blühende Campus“ seit dem Frühjahr dieses Jahres ein Tagfalter-Monitoring. Dabei werden alle tagaktiven Schmetterlinge entlang einer festgelegten Strecke an einem Tag gezählt – in allen Stadien, vom Ei bis zum Falter. Die Daten werden schließlich an das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle weitergeleitet, das seit 2005 deutschlandweit solche Tagfalter-Monitorings auswertet. „Schmetterlinge reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihrer Umwelt“, sagt Lokatis. „Sie eignen sich daher sehr gut, um den Zustand von Ökosystemen zu bewerten und die Wirksamkeit unserer Maßnahmen abschätzen zu können.“ Neben Tagfaltern werden auch andere Insekten und Pflanzen von Studierenden im Rahmen von Abschlussarbeiten erfasst. Zusätzlich hat die Initiative „Blühender Campus“ auf der Online- Plattform „iNaturalist“ ein eigenes Projekt eingerichtet, um die Biodiversität auf dem Campus zu erfassen. Wer eine Pflanze oder ein Tier auf dem Campus sieht, kann ein Foto davon machen und es auf der Plattform teilen. Dort wird der Fund automatisch oder von Expertinnen und Experten bestimmt und katalogisiert. „So kann jeder dazu beitragen, herauszufinden, welche Arten auf unseren Grünflächen leben“, sagt Lokatis. „Wir wollen die Natur um uns herum aber nicht nur fördern, sondern auch erlebbar machen, zum Beispiel über öffentliche Tagfalterbegehungen, eine Schmetterlingszählung, an der Interessierte zwischen April und Oktober teilnehmen können.“ Ganz aktuell entsteht neben dem Kino „Capitol Dahlem“ ein naturnaher Gemeinschaftsgarten, der offen ist für alle Universitätsangehörigen und Ehemaligen – ein Gemeinschaftsprojekt der von SUSTAIN IT geförderten Projekte „UniGardening“ und „Blühender Campus“.

Manfred Forstreuter (li.) transportierte Rotbuchen aus dem Botanischen Garten Berlin in den nahegelegenen Grunewald und pflanzte sie dort an. Die Studentinnen Mareike Liese (li.) und Marlene Finger kümmern sich nun um die Buchen.

Manfred Forstreuter (li.) transportierte Rotbuchen aus dem Botanischen Garten Berlin in den nahegelegenen Grunewald und pflanzte sie dort an. Die Studentinnen Mareike Liese (li.) und Marlene Finger kümmern sich nun um die Buchen.
Bildquelle: Björn Krahl/privat

Ein Pionierprojekt in Forschung und Lehre ist auch der „Klimawald“ von Manfred Forstreuter, Privatdozent am Institut für Biologie der Freien Universität. Über viele Jahrzehnte hat der Biologe in vielen Ländern Europas Samen von Rotbuchen zusammengetragen: in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Spanien. Seit 2002 wachsen und gedeihen sie im Rahmen seines Forschungsprojektes in Berlin – inzwischen sind es rund 800, manche von ihnen mehr als sechs Meter hoch.

Buchen als Indikator des Klimawandels 

„Die Rotbuche ist die wichtigste Baumart in den Wäldern Mitteleuropas“, sagt Forstreuter. „Das Ökosystem eines Buchenwaldes ist der Garant für die Biodiversität der heimischen Flora und Fauna.“ Doch nun seien diese Ökosysteme durch den Klimawandel bedroht – extreme Hitze und Trockenheit, wie sie Deutschland etwa in den vergangenen zwei Sommern erlebt hat, machten den Bäumen zunehmend zu schaffen. „Rotbuchen unterschiedlicher Herkunft reagieren jedoch unterschiedlich stark auf die veränderten Bedingungen“, sagt Forstreuter. „Wir wollen nun herausfinden, ob es Buchenpopulationen gibt, die besser für den Klimawandel gewappnet sind als unsere heimischen.“ Aufgewachsen sind die Bäume zunächst auf dem Gelände des Botanischen Gartens. Im Dezember des vergangenen Jahres schließlich wurden die sechsjährigen Bäume mit einer spektakulären Aktion in den Grunewald umgepflanzt – viele Studierende und Ehrenamtliche haben sich daran beteiligt. Nun wird dringend ein automatisiertes Bewässerungssystem benötigt, damit die Jungbäume gedeihen können. Die Ernst-Reuter-Gesellschaft unterstützt den Bau der Anlage mit 10.000 Euro – doch noch fehlt ein Zugang zum Versorgungssystem der Berliner Stadtwerke. Zwei Studentinnen haben indes ihre Arbeit im Klimawald bereits aufgenommen. Im Rahmen ihrer studentischen Forschung untersuchen die Biologiestudentinnen die Knospen der jungen Bäume. „An den Knospen lässt sich ablesen, wie die Bäume jeweils auf Hitzestress reagieren“, sagt Forstreuter. „So können wir vielleicht die Population mit dem idealen Trockenheits- oder Hitze-Gen identifizieren und so den Fortbestand der Rotbuche auch in Zeiten des Klimawandels sichern.“ Der Klimaschutz betrifft jeden Einzelnen und er lebt auch vom individuellen persönlichen Engagement. Karola Braun-Wanke beeindruckt die Tatkraft in Sachen Klimaschutz auf dem Campus. Während der Fokus früherer Generationen Studierender eher auf den theoretischen politischen Diskurs gerichtet gewesen sei, gehe es heute verstärkt um lebensnahe Projekte. „Junge Menschen wollen heute anpacken und ihre Zukunft in die Hand nehmen“, sagt sie. Grundsätzlicher wird Andreas Wanke: „Als Universität bilden wir zukünftige Generationen von Führungskräften aus. Ihnen sollten wir nicht bloß technische und organisatorische Lösungsansätze zum Klimaschutz vermitteln, sondern Kompetenzen für ein nachhaltiges, ethisch fundiertes Handeln.“