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Augenblicke

Indian Summer im Botanischen Garten, ein Infotag auf Abstand, ein gemeinsames Forschungsprojekt zum Corona-Virus und die digitale Eröffnung des Humboldt Labors: die Bilder des Semesters.

20.02.2021

Ein bisschen "Indian Summer" im Botanischen Garten: der Persische Eisenholzbaum – auch Persische Parrotie.

Ein bisschen "Indian Summer" im Botanischen Garten: der Persische Eisenholzbaum – auch Persische Parrotie.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Botanischer Garten und Botanisches Museum

Augentrost

Leuchtende Rot- und Gelbtöne überstrahlen den Rasen im Botanischen Garten. Im Gegensatz zu tausenden anderen Pflanzen durfte der Persische Eisenholzbaum – auch Persische Parrotie genannt – sein Prachtkleid im vergangenen Herbst vor Publikum anlegen: Selbst im Corona-Lockdown blieben Spaziergänge im Freien erlaubt, und die 43 Hektar Freifläche des Botanischen Gartens waren für Besucherinnen und Besucher geöffnet – sofern sie ihre Eintrittskarten online gekauft hatten. Die Stars der 16 Gewächshäuser des Gartens mussten dagegen monatelang auf Besuch verzichten: der Leberwurstbaum im Großen Tropenhaus ebenso wie die Riesenseerose Victoria, Namensgeberin des Victoriahauses. Ebenfalls geschlossen war und ist das Botanische Museum – dies aber ist nicht der Pandemie geschuldet: Das Haus wird gründlich renoviert und umgestaltet. Das neue Besucherzentrum am Eingang Königin-Luise-Platz wird bald fertig sein. Unter dem Holzdach des lichten Gebäudes werden Museumsshop, Kassen und Schließfächer Platz finden. Zusammen mit einem gegenüberliegenden Café und einem neuen Hofgarten, der das Zentrum mit dem Botanischen Museum verbindet, entsteht so ein lebendiges Forum für alle Gäste. 2023 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein – spätestens dann, hofft das Team um Direktor Thomas Borsch, nutzen wieder so viele Gäste wie vor der Pandemie die Angebote des Gartens und des Museums. Das waren immerhin über 450.000 pro Jahr. Nur der Parrotie wird es gleich sein: Sie wird ihren nächsten Herbstmantel auch dann auftragen, wenn niemand vorbeischaut.

Einführungsveranstaltung auf Abstand

Wo sonst bei der Einführungsveranstaltung zum Semesterstart Studierende dicht an dicht sitzen, musste im Oktober 2020 ausreichend Abstand gehalten werden.

Wo sonst bei der Einführungsveranstaltung zum Semesterstart Studierende dicht an dicht sitzen, musste im Oktober 2020 ausreichend Abstand gehalten werden.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Ein bisschen Präsenz zeigen

Absperrband, Maskenpflicht, 100 Studierende statt 1.100, auf jeden besetzten Platz kommen zwei freie: Die Einführungsveranstaltungen für die „Erstis“ des Wintersemesters 2020/21 mit Begrü.ung durch Universitätspräsident Günter M. Ziegler standen ganz im Zeichen des „neuen Normal“, das die Corona-Pandemie diktierte. Die Zentrale Studienberatung um ihren Leiter Stefan Petri stellte im Oktober drei Präsenzveranstaltungen auf die Beine, an denen insgesamt 450 Neuimmatrikulierte teilnahmen; 3000 Neulinge besuchten die parallel laufenden Digitalveranstaltungen. Acht Wochen lang hatte sich Petris Team vorbereitet: ein Hygienekonzept erarbeitet, ein Online-Anmeldesystem aufgesetzt und die Kontaktdaten aller Anwesenden dokumentiert für den Fall, dass jemand im Nachhinein positiv auf Covid-19 getestet würde. Am Ende hatten sie Glück, dass die Einführungsveranstaltung überhaupt stattfinden konnte. „Für viele der neuen Studierenden war dies eine der wenigen Gelegenheiten im gesamten Wintersemester, die Freie Universität real zu besuchen“, sagt Petri. Wenige Wochen später schossen bundesweit die Infektionszahlen in die Höhe, die relativen Freiheiten des Sommers wichen erst einem leichten, dann einem harten Lockdown. Auf der Leinwand sahen die Neuimmatrikulierten einen vollbesetzten Hörsaal und eine von der Bühne aus orchestrierte La-Ola. Eine seltsam ferne Vergangenheit, die im Herbst 2020 wie ein Superspreading- Event aussehen musste und doch gerade einmal ein Jahr zurücklag. Und zugleich eine Hoffnung auf die Zeit nach der Pandemie. „Ich freue mich darauf, wenn Begrüßung und Einführung der Erstsemester wieder in Präsenz auf dem Campus der Freien Universität stattfinden können“, sagt Stefan Petri. „Dies ist immer eines der Highlights des Studienjahres für uns.“

Gemeinsames Forschungsprojekt zum Corona-Virus

Christian Drosten, Chef der Virologie der Berliner Charité: „Forschung, die in Berlin stattfindet, ist sehr schnell auch gesellschaftlich relevant.“

Christian Drosten, Chef der Virologie der Berliner Charité: „Forschung, die in Berlin stattfindet, ist sehr schnell auch gesellschaftlich relevant.“
Bildquelle: Nina Diezemann

Professor Drostens Werkzeugkiste

Kein anderer Wissenschaftler ist seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie so gefragt wie der Chef der Virologie der Berliner Charité. Zum Ernst-Reuter-Tag entstand ein Video, in dem neben Drosten auch Sumati Bhatia vom Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität sowie weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einem institutionenübergreifenden Forschungsprojekt zum Corona-Virus berichten. 18 Arbeitsgruppen an der Freien Universität, der Humboldt- Universität und der Technischen Universität, der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie in außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Robert Koch-Institut oder dem Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie in Berlin-Buch arbeiten gemeinsam daran, das Virus besser zu verstehen. Sie erforschen zum Beispiel, wie sich das Virus ausbreitet, wie sich Mutationen auswirken oder wie sich das Virus unschädlich machen lässt. Dafür nutzen sie unter anderem eine künstliche menschliche Lunge aus dem 3D-Drucker. Aus der Charité kommen unter anderem „molekulare Werkzeuge“ für andere Teams, erläutert Drosten: „abgeschwächte Viren, Reporterviren, Pseudotypen“. In ihrem Sicherheitslabor können Forscherinnen und Forscher mit echten, vollständigen Corona-Viren arbeiten. Christian Drosten lobt die geballte Expertise aus Wissenschaft und Politik in Berlin, die solche hochkarätigen Forschungsprojekte erst ermöglicht: „Forschung, die in Berlin stattfindet, ist sehr schnell auch gesellschaftlich relevant.“ Die Berlin University Alliance fördert das Projekt mit 1,8 Millionen Euro. Als die drei Berliner Universitäten die Allianz gemeinsam mit der Charité ins Leben riefen, war eine der grundlegenden Ideen, dass sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam den „großen Herausforderungen unserer Zeit“ widmen. Spätestens seit Corona wissen wir: Auch Pandemien gehören dazu. 

Digitale Eröffnung des Humboldt Labors

Humboldt Labor

Humboldt Labor
Bildquelle: Rendering: Humboldt Forum

Exzellenz schlägt Inzidenz

Unter einem Cluster, auch das wissen wir seit der Corona-Pandemie, versteht die Epidemiologie eine lokale Häufung von Infektionen. Exzellenzcluster dagegen kennen wir schon länger: Spitzenforschung im Verbund. Anfang des Jahres wollten die Exzellenzcluster der Freien Universität, der Humboldt-Universität, der Technischen Universität und der Charité im frisch eröffneten Humboldt Labor im Humboldt Forum ihre Forschungsarbeiten vorstellen – darunter vier, an denen die Freie Universität beteiligt ist. Um keinen Covid-19-Cluster zu riskieren, ist dies vorerst nur digital möglich. Der sozial- und geisteswissenschaftliche Cluster „Scripts“ projiziert Aussagen und Überlegungen von Forschenden zu den gegenwärtigen Diskussionen über den Liberalismus weltweit auf eine 25 Meter lange und rund fünf Meter hohe Multimedia-Installation aus fahrbaren Rollos. So entsteht eine dynamische Tafel, die sich immer wieder selbst überschreibt. Der literaturwissenschaftliche Cluster „Temporal Communities“ hat für das Projekt „Zugetextet“ Hörstücke zu 16 Objekten verfasst, die in Vitrinen von der Decke hängen. Eine Kinderbibel aus der Colonia Dignidad ist ebenso dabei wie ein Präparat von Friedrich Eberts Blinddarm. Eine „Forschungsstation“, bestehend aus einer dreidimensionalen Gitterstruktur mit eingehängten Monitoren, soll Hirnforschung anschaulich erklären; sie gehört zum Cluster „NeuroCure“, der an der Charité – Universitätsmedizin Berlin angesiedelt ist, dem gemeinsamen medizinischen Fachbereich von Freier Universität und Humboldt-Universität. Der vierte Cluster schließlich, „MATH+“, ein Verbundforschungsprojekt der angewandten Mathematik, das von den drei Berliner Universitäten und zwei außeruniversitären Instituten getragen wird, stellt in einem Video die Forschung an komplexen Systemen vor – von Molekülstrukturen bis zu Verkehrsnetzen. Gelegenheiten für einen Besuch vor Ort wird es hoffentlich noch viele geben: Die Ausstellung läuft zunächst drei Jahre.