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Zum Gedenken an Friedrich Meinecke

Lange nur noch wenig beachtet, erstrahlt der Stein, der zu Ehren von Friedrich Meinecke in Dahlem aufgestellt worden war, wieder in altem Glanz.

16.07.2021

Peter Lange, Vorstandsvorsitzender der Ernst-Reuter-Gesellschaft (li.), und Bernd Sösemann, ehemaliger Publizistik- und Geschichtsprofessor an der Freien Universität, feierten die Sanierung des Gedenksteins.

Peter Lange, Vorstandsvorsitzender der Ernst-Reuter-Gesellschaft (li.), und Bernd Sösemann, ehemaliger Publizistik- und Geschichtsprofessor an der Freien Universität, feierten die Sanierung des Gedenksteins.

Auf dem Gedenkstein stand nicht einmal, dass Friedrich Meinecke Gründungsrektor der Freien Universität war“, berichtete Bernd Sösemann, ehemaliger Publizistik- und Geschichtsprofessor an der Freien Universität und Vorsitzender ihrer Friedrich-Meinecke-Gesellschaft, „aber auch das haben wir nun endlich geändert.“ Denn es sah schlimm aus um den an der Ecke Bitterstraße/Im Schwarzen Grund in Dahlem stehenden Gedenkstein: Die Witterung hatte ihm zugesetzt, Moos hatte sich ausgebreitet, Buchstaben waren abgefallen.

Aus Mitteln der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität konnte er in Zusammenarbeit mit dem Straßen- und Grünflächenamt des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf durch die Scherhag-Steinmetzwerkstätten nun saniert werden. Bei einem kleinen Treffen mit Gruß- und Dankesworten von Bernd Sösemann und Peter Lange, dem Vorstandsvorsitzenden der Ernst-Reuter-Gesellschaft, Ende Juni bei sommerlichen Temperaturen vor Ort gefeiert wurde. 

Aus Mitteln der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität konnte der Gedenkstein saniert werden.

Aus Mitteln der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität konnte der Gedenkstein saniert werden.
Bildquelle: privat

Prof. Dr. Friedrich Meinecke war einer der führenden deutschen Historiker. Im hohen Alter von 86 Jahren wurde er 1948, nachdem er ein Jahr zuvor die Friedrich- Wilhelms-Universität (die jetzige Humboldt-Universität) zu Berlin verlassen hatte, Gründungsrektor der Freien Universität. Meinecke übernahm außerdem die Leitung ihres fast zeitgleich gegründeten Historischen Seminars, das drei Jahre später umbenannt wurde in Friedrich-Meinecke-Institut (FMI).

Die deutsche Katastrophe

Ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs publizierte Meinecke unter dem Titel „Die deutsche Katastrophe“ eine eingehende kritische Analyse zu Deutschlands Weg in den Nationalsozialismus. Dieses bis heute wirkmächtige Buch erfuhr zahlreiche Auflagen und wurde in viele Sprachen übersetzt. Zum 70. Gründungsjubiläum der Freien Universität wurde es 2018, finanziert ebenfalls von der Ernst-Reuter-Gesellschaft, unter Berücksichtigung seiner deutschen und weltweiten Rezeption von Bernd Sösemann neu ediert und kommentiert.

Anders als viele seiner Zeitgenossen sah Meinecke die Zeit des Nationalsozialismus nicht lediglich als eine Episode an, die auf das Scheitern der Weimarer Republik folgte. Auf der Grundlage seiner Forschungen zur deutschen Ideengeschichte zeichnete Meinecke, der 1926 die „Vereinigung verfassungstreuer Hochschullehrer“ gründete und sich den Nationalsozialisten aus Gewissensgründen verweigerte, in „Die deutsche Katastrophe“ die historische Entwicklung Deutschlands von der Goethezeit bis ins Jahr 1945 nach. Das Buch ist auch eine Analyse des politischen Versagens des deutschen Bürgertums und des preußischen Militärs.

Meinecke ließ keinen Zweifel an seiner Überzeugung, dass die Deutschen die Verantwortung für die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu tragen hätten. Er zeigte sich jedoch für jene offen, die aus Angst oder Verblendung Mitläufer gewesen und nun bereit waren, sich in ein demokratisches Deutschland zu integrieren. Die Friedrich-Meinecke-Gesellschaft, ein Kapitel der Ernst-Reuter-Gesellschaft, wurde 1991 ins Leben gerufen. Sie fühlt sich dem Erbe Meineckes verpflichtet und unterstützt Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Bibliothek des FMI. Zusammen mit der „Dr. Jacques Koerber-Stiftung“ verleiht sie jedes Jahr einen Preis für hervorragende Dissertationen.