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Augenblicke des Semesters

Ehrendoktorwürde für Margot Friedländer – Besuch der amerikanischen Botschafterin Amy Gutmann an der Freien Universität – Forschung mit Drohnen am Mokhotlong-Fluss – Literaturpreis für Steffen Mensching

14.06.2022

Margot Friedländer: Holocaust-Überlebende, Zeitzeugin, Autorin und nun auch Ehrendoktorin der Freien Universität

Margot Friedländer: Holocaust-Überlebende, Zeitzeugin, Autorin und nun auch Ehrendoktorin der Freien Universität
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Zeugin der Menschlichkeit – Margot Friedländer erhält Ehrendoktorwürde

Fast verschwindet die zierliche Dame hinter der großen Urkunde, die Universitätspräsident Prof. Dr. Günter M. Ziegler und die Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften Prof. Dr. Eun-Jeung Lee überreichen. Doch es ist die Urkunde, die hinter der Dame verschwindet: Margot Friedländer, Hundertjährige, Holocaust-Überlebende und seit diesem Augenblick Ehrendoktorin der Freien Universität Berlin. „Tief bewegt“ sei sie über die Ehrung, sagt Margot Friedländer in ihrer Dankesrede. Sie erinnert an ihre Mutter, die in Auschwitz ermordet wurde, und an deren letzte Botschaft an sie als Tochter: „Versuche, dein Leben zu machen.“ Friedländer hat auf ihre Mutter gehört. Bis heute besucht sie Schulklassen, hält Vorträge, spricht in Talkshows und vor dem Europäischen Parlament. Ihre Botschaft wiederholt sie an der Freien Universität: „Was Menschen getan haben, weil sie Menschen nicht als Menschen anerkannt haben, darf nie wieder geschehen!“ Gefragt, ob ihr öffentliches Leben nicht manchmal eine Last sei, schüttelt Friedländer energisch den Kopf: „Ich kann jungen Menschen mitgeben, dass auch sie versuchen sollen, ihr Leben zu machen. Mein Bruder Ralf hatte diese Chance nie.“

Erste offizielle Rede als neue US-Botschafterin in Deutschland

Ihre erste offizielle Rede als Botschafterin der USA hielt Amy Gutmann an der Freien Universität.

Ihre erste offizielle Rede als Botschafterin der USA hielt Amy Gutmann an der Freien Universität.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Amy Gutmann spricht an der Freien Universität

Mit offenen Armen kommt die neue US-Botschafterin Amy Gutmann in das Land, aus dem ihr jüdischer Vater 1934 fliehen musste. „Mein Vater hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, sich gegen alle Formen von Hass und Diskriminierung zu wehren“, sagte die 72-jährige Diplomatin bei ihrem ersten großen öffentlichen Auftritt in ihrem neuen Amt vor etwa einhundert Gästen im Henry-Ford-Bau der Freien Universität – darunter neben vielen Vertreterinnen und Vertretern von Medien und deutsch-amerikanischen Einrichtungen auch Studierende des John-F.-Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien. Für ihre Amtszeit formulierte Gutmann drei Ziele: die transatlantischen Beziehungen stärken, die Demokratie verteidigen und Innovationen inklusiv gestalten, damit möglichst viele Menschen zur Bewältigung globaler Probleme beitragen können. Mit Blick auf das Engagement junger Menschen in Deutschland und den USA für grüne Volkswirtschaft, Menschenrechte oder humanitäre Hilfe äußerte Gutmann den Wunsch, verstärkt mit der jungen Generation ins Gespräch zu kommen. Ihren Worten ließ die frühere Präsidentin und Professorin der University of Pennsylvania sogleich Taten folgen: „Sie brauchen sich nur zu melden – wir vernetzen Sie dann“, ermutigte die Botschafterin eine Studentin, sich mit eigenen Vorschlägen an die US-Botschaft zu wenden.

Forschung mit Drohnen

Der Mokhotlong-Fluss im Hochland von Lesotho. Er ist die Lebensader für viele Millionen Menschen, aber vom Klimawandel und Erosion bedroht.

Der Mokhotlong-Fluss im Hochland von Lesotho. Er ist die Lebensader für viele Millionen Menschen, aber vom Klimawandel und Erosion bedroht.
Bildquelle: Venise Gummersbach

Der Strom des Lebens

Kilometerlang schlängelt sich der Mokhotlong-Fluss durch das zerklüftete Hochland von Lesotho. Der zweitlängste Fluss Afrikas versorgt viele Millionen Menschen mit Wasser – unter anderem für die Landwirtschaft. Doch Klimawandel, Weidewirtschaft und Erosion im Hochland von Lesotho, einem jahrtausendealten natürlichen Wasserspeicher, könnten den Mokhotlong, einen Strom des Lebens für das südliche Afrika, künftig spärlicher fließen lassen. Mit Drohnenaufnahmen wollten Geographiedoktorandin Venise Gummersbach und Masterstudentin Jana Frenzel, beide von der Freien Universität, im Rahmen des Forschungsprojekts „Das Hochland von Lesotho – eine Schlüsselregion für das Verständnis des Klimawandels“ Erkenntnisse über die Landnutzung sammeln, um unter anderem nachzuweisen, dass das bis zu 3500 Meter hohe Plateau von Lesotho selbst in der letzten Eiszeit vor etwa 12000 Jahren nicht vergletschert war. Nach Lesotho reisten die beiden Wissenschaftlerinnen als Teil eines großen Teams, zu dem auch der Paläontologe Prof. Dr. Frank Riedel und der Geograf Dr. Kai Hartmann von der Freien Universität gehörten. Die Reise hat sich gelohnt: Die Forschungsgruppe wird den Klimawandel im noch kaum erforschten Hochland von Lesotho bald noch genauer nachzeichnen können.

 

Berliner wird Gastprofessor für deutschsprachige Poetik

Steffen Mensching ist der erste Berliner, der mit dem „Berliner Literaturpreis“ der Stiftung Preußische Seehandlung ausgezeichnet wurde.

Steffen Mensching ist der erste Berliner, der mit dem „Berliner Literaturpreis“ der Stiftung Preußische Seehandlung ausgezeichnet wurde.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Heimspiel für Steffen Mensching

Die Sensation, sie kommt in Gestalt eines mittelalten Mannes mit grauer Kappe daher: Steffen Mensching, der Mann am Rednerpult, ist der erste Träger des „Berliner Literaturpreises“ der Stiftung Preußische Seehandlung, der aus Berlin stammt. Als Berliner Autor fühle er sich vor allem, „weil der Witz und Jargon der Stadt mein Denken und Sprechen prägten und ihre komplexe und komplizierte Geschichte mich zum Schreiben drängte“, betonte Mensching in seiner Dankesrede bei der Preisverleihung am 30. März 2022 im Roten Rathaus. Einen Namen machte sich der 1958 geborene Lyriker, Romancier und Theatermacher als Beobachter der Wende in Ostdeutschland, die er schon in den 1980er-Jahren in Form von Clownsprogrammen wie „Letztes aus der DaDaeR” mit dem kongenialen Hans-Eckardt Wenzel auf die Bühnen Berlins brachte. Mit dem „Berliner Literaturpreis“ 2022 einher geht wie in den Vorjahren die „Gastprofessur für deutschsprachige Poetik“ am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität. Dort bietet Mensching im Sommersemester 2022 eine Literaturwerkstatt für Studierende an. Auf den Austausch freue er sich, sagte Mensching, er sei sicher der, der am meisten dabei lerne.